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Der Ausbau des Stromnetzes mit Hochspannungsleitungen soll nach den Worten von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil weiterhin unter der Erde erfolgen.
Die neuen großen Stromtrassen über der Erde seien vom Tisch, sagte der SPD-Politiker. Das habe Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei Beratungen von Bund und Ländern in Berlin zugesagt. Für die Menschen in Niedersachsen sei das eine gute Nachricht, sagte Weil, da durch kein anderes Bundesland so viele Hochspannungsleitungen geführt werden müssten.
Die Akzeptanz der Bevölkerung sei für den Netzausbau ein entscheidender Faktor, sagte der niedersächsische Regierungschef: „Akzeptanz ist immer noch die wirksamste Möglichkeit, den Bau von großen Ãœbertragungsleitungen zu beschleunigen. Unzählige Protestaktionen und langwierige Klageverfahren können so verhindert werden.“ Bei der Planung der Erdkabeltrassen für Südostlink und Südlink, die nach Bayern und Baden-Württemberg führen, hat sich diese Einschätzung allerdings keineswegs bestätigt: Die Proteste und Einsprüche sind enorm. Eher das Gegenteil von Weils Sicht der Dinge scheint der Fall zu sein.
Nach Angaben der Staatskanzlei wären Leitungen über der Erde 70 Meter breit und die Masten 70 Meter hoch. Vor allem der Ballungsraum Hannover wäre davon stark betroffen gewesen. Deswegen habe sich die Landesregierung für eine Fortsetzung der Erdverkabelung eingesetzt.
Die Energiewirtschaft hatte − wie berichtet − gefordert, sich für einen Vorrang von oberirdischen Leitungen einzusetzen. Der Gesetzgeber solle die Gelegenheit nutzen, bei den Trassen Ostwestlink, Nordwestlink und Südwestlink auf Freileitungen umzustellen hieß es etwa vom BDEW. Der bundesweite Erdkabelvorrang gilt seit Anfang 2016.
Die in letzter Zeit wieder aufgeflammte Diskussion um Erdkabel- oder Freileitungsvorrang wird vor allem vom Thema Kosten befeuert: Der Südlink zum Beispiel, der ursprünglich als Freileitung mit Kosten von 3 Milliarden Euro geplant war, wird als Erdkabeltrasse jetzt mindestens 10 Milliarden Euro kosten. Eine größere Akzeptanz für das Projekt ist indes nicht ersichtlich.
Freitag, 21.06.2024, 12:42 Uhr
Günter Drewnitzky / dpa
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