Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Eine repräsentative Mehrheit befürwortet Schulden für die Modernisierung der Infrastruktur und zeigt sich offener für Elektromobilität, wenngleich Vorbehalte bleiben.
Die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland blickt kritisch auf die Infrastrukturen des Landes, schöpft aber Hoffnung, dass sich hier Fortschritte in der neuen Legislaturperiode ergeben könnten. Das ist ein Ergebnis einer repräsentativen Allensbach-Umfrage im Auftrag der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, kurz Acatech. Gerade noch 6 Prozent sind danach überzeugt, dass hierzulande in den vergangenen Jahren ausreichend in die Verkehrsinfrastrukturen investiert worden sei, 81 Prozent sehen einen massiven Investitionsmangel.
Die Mehrheit akzeptiert zugunsten der Modernisierung der Infrastruktur höhere Schulden, kommentierte Acatech-Präsident Jan Wörner bei der Präsentation der Umfrage. 65 Prozent unterstützten in diesem Zusammenhand eine höhere Staatsverschuldung.
Der jüngste Mobilitätsmonitor, mittlerweile der Siebte, belegt erneut, dass die Mobilitätsmuster der Bevölkerung relativ stabil geblieben sind. Weiterhin nutzen rund 73 Prozent täglich oder mehrmals pro Woche das Auto, 37 Prozent intensiv das Fahrrad, und knapp jeder Vierte (24 Prozent) den ÖPNV. Mit 77 Prozent kann sich die überwiegende Mehrheit nicht vorstellen, auf das Auto zu verzichten.
Eine Trendwende ist dennoch abzulesen. Erstmals seit 2021 können sich wieder mehr Menschen (23 Prozent) vorstellen, auf ein E-Auto umzusteigen. 2024 waren es lediglich 17 Prozent. Dennoch hegt die Mehrheit Vorbehalte gegen den Kauf eines E-Mobils. Sieben von zehn Befragten bewerten die Anschaffungskosten als zu hoch. Im Vorjahr waren es noch 77 Prozent. Auch Zweifel an der Reichweite werden von 60 Prozent geäußert (Vorjahr: 55 Prozent), ebenso Zweifel an der Umweltbilanz von 50 Prozent (59 Prozent) oder Kritik an der Ladeinfrastruktur von 48 Prozent (57 Prozent).
Noch kostenmäßig im Nachteil
Die Trendanalyse zeigt, dass Ladeinfrastruktur und Ladevorgang zunehmend Bedeutung gewinnen. Der Anteil der Menschen, die mehr Ladestationen als Anreiz sehen, stieg seit Anfang vergangenen Jahres von 32 auf 40 Prozent. Ähnlich entwickelte sich der Anteil derer, für die die Ladezeit entscheidend ist. Auch die einheitliche Bezahlung an Ladestationen wird nun deutlich häufiger als Anreiz genannt: Fanden Anfang 2024 14 Prozent der Bevölkerung eine einheitliche Bezahlung attraktiv, sind es aktuell 24 Prozent.
„Die Trendwende zur Elektromobilität ermutigt, reicht aber nicht aus und muss verstetigt werden“, so Weber weiter. „Das wachsende und verbesserte Angebot an E-Fahrzeugen weckt bei immer mehr Menschen Interesse, viele Kunden sind jedoch nach wie vor zögerlich.“ Damit sich die Elektromobilität im Alltag durchsetze, müssten Wirtschaft, Wissenschaft und Politik klare Botschaften senden, zukunftsfähige Angebote entwickeln, und verlässliche Rahmenbedingungen schaffen.
„In nächster Zukunft wird das Elektroauto noch kostenmäßig im Nachteil sein, weil wir nur kleinere Skaleneffekte haben, die Batterien noch teuer sind. Deswegen komme es auch darauf an, auf der Betriebskostenseite Vorteile zu schaffen“, kommentierte Weber. Mit 80 Cent pro Kilowattstunde an Schnelladesäulen sei da noch einiges im Argen. „Völlig anders in China, wo man das Elektroauto mit 7 Cent pro kWh konkurrenzlos günstig betanken kann. Auch hier erwarte ich eine Unterstützung der Kunden, dass sie auch merken, für ihre Elektromobilität kostenmäßig bevorzugt zu werden.“
Ein weiteres Ergebnis der Befragung: Die internationalen Krisen, die wirtschaftliche Stagnation des Landes sowie der hohe Investitionsbedarf haben das Thema Klimawandel teilweise aus dem Fokus gedrängt. Jedenfalls fiel der Anteil der Bevölkerung, der sich durch den Klimawandel persönlich bedroht fühlt, in den vergangenen zwei Jahren von 45 auf nun 36 Prozent. Und gewachsen ist die Skepsis, wie viel CO2 sich im Verkehrssektor überhaupt einsparen lässt.
Den Ausbau des ÖPNV als Beitrag zum Klimaschutz befürworten zwar noch 59 Prozent, 12 Prozent weniger als im Spitzenjahr 2022. Auf Fortschritte durch alternative Kraftstoffe wie Wasserstoff hofft jeder Zweite, verglichen mit 62 Prozent in den Vorjahren. Ebenso gesunken ist die Erwartung, dass Autos und Lkws künftig mit schadstoffärmeren Antrieben fahren. Dass bald gar keine Benzin- oder Dieselfahrzeuge mehr zugelassen werden, halten nur noch 14 Prozent für realistisch – 2022 waren es noch 23 Prozent.
Donnerstag, 10.04.2025, 13:40 Uhr
Klaus Lockschen
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