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Vor allem dank eines guten 2023er-Ergebnisses der Energietochter zahlen die Bonner SWB erneut ihre Gesellschafter aus. Die GmbH ist im Plus, der Kommunalkonzern im Minus.
Der Kommunalkonzern Stadtwerke Bonn GmbH (SWB) hat nach eigenen Angaben 2023 einen Überschuss von 4,6 Millionen Euro erzielt. Durch Auszahlungen an die Minderheitsgesellschafter Rheinenergie (Köln) und Beteiligungsgesellschaft Bonn / Rhein-Sieg (BRS) kehrte sich die Ergebnisrechnung auf GmbH-Ebene in ein Minus von 7,1 Millionen Euro um.
Insgesamt werden an alle Gesellschafter zusammen 12,4 Millionen Euro ausgeschüttet, erfuhr unsere Redaktion auf Nachfrage, davon nur 200.000 Euro an die Bundesstadt Bonn als alleiniger Gesellschafterin der Konzernmutter SWB. Dazu habe man nicht in die Rücklagen gegriffen, sondern Gewinne betroffener Einzelgesellschaften verwendet, hieß es. Außerdem wären die Gewinnanteile der externen Gesellschafter ohnehin nicht in der Konzernbilanz aufgetaucht, hätten sie also auch nicht verschlechtert.
Die BRS, an der zu zwei Dritteln der Rhein-Sieg-Kreis und zu gleichen Minderheitsanteilen die Bundesstadt und eine Holding der Stadt Troisdorf beteiligt sind, hält knapp 42 Prozent an der Stadtwerke Bonn Beteiligungsgesellschaft (SWBB), die Kölner Rheinenergie fast 14 Prozent an der SWB-Energietochter Energie- und Wasserversorgung Bonn/Rhein-Sieg („SWB Energie und Wasser“), so die Beteiligungsberichte.
Mit den 2023er-Ergebnissen sei man besser gefahren, als man im Energiekrisen-Jahr 2022 geplant habe, heißt es in einer Mitteilung der SWB. Damals seien die SWB nämlich von einem Konzern-Fehlbetrag 2023 von gut 20 Millionen Euro ausgegangen. SWB-Chef Olaf Hermes sprach von einem „ordentlichen Ergebnis“. Aufsichtsrats-Chef Tom Schmidt, Grünen-Ratsherr in der Bundesstadt Bonn, äußerte sich „sehr zufrieden“. Er sagte: „Dass wir auch unsere Gesellschafter auszahlen können, ist in Zeiten wie diesen nicht selbstverständlich.“
GuD wird H2-ready gemacht
Die Tochter SWB Energie und Wasser, an der die Rheinenergie beteiligt ist, fuhr mit 46,3 Millionen Euro den besten Einzelabschluss ein. Trotz gestiegener Beschaffungskosten, schwankenden Energiepreisen und Absatz-Rückgang sei das Einzelergebnis „gut“ und liege „nahezu im Plan“, heißt es. Es trage damit zu den Abflüssen an die Mitgesellschafter bei. Die einzelnen Abschlüsse sind noch nicht veröffentlicht.
Die Gas- und Dampfturbinen(GuD)-Anlage im Heizkraftwerk (HKW) Nord der SWB Energie und Wasser wird derzeit in Richtung Dekarbonisierung umgebaut. Derzeit läuft nach den Worten von Olaf Hermes der Testbetrieb einer neuen, wasserstofffähigen Gasturbine, die „jetzt“ in den Regelbetrieb gehen soll. Die Bestandsturbine ist bereits H2-ready. Damit erreicht das HKW 15 Prozent Wasserstoff-Potenzial.
Die Infrastrukturtochter Bonn Netz ist mit der Kommunalen Wärmeplanung der Bundesstadt betraut. Fertig sind bis jetzt die Bestands- und Potenzialanalyse, nun kommen die Zielszenarien dran, aus denen dann die Versorgungsgebiete und Transformationspläne abgeleitet werden, kündigte Geschäftsführer Urs Reitis an. Die ganze Planung soll Anfang kommenden Jahres abgeschlossen sein.
Plus beim Müll, Minus beim Verkehr
Die Tochter SWB Verwertung rund um die Müllverwertungsanlage (MVA) fuhr dank höherer Dampf-Erlöse und wegen niedrigeren Materialaufwandes 2 Millionen Euro Plus ein. Geschäftsführer Manfred Becker sucht gerade nach einem Generalplaner, um die MVA zu einem bivalenten Müll-Heizkraftwerk auszubauen, das vermehrt biologische Substrate nutzen kann.
Die Verkehrssparte SWB Bus und Bahn machte mit minus 68 Millionen Euro weniger Verlust als geplant. Der Verlust wird im steuerlichen Querverbund ausgeglichen. Seit diesem Jahr beschafft die Tochter nur noch emissionsfreie Fahrzeuge. Einer der Betriebshöfe wird komplett für E-Busse umgebaut. Die Zahl der Straßenbahnen soll von 100 auf 125 steigen.
Künftig dreiköpfige Konzernspitze mit Verkehrs-Chefin
Auch personell wird sich einiges im Bonner SWB-Konzern ändern: Zum 1. Januar 2025 steigt SWB-Bus-und-Bahn-Geschäftsführerin Anja Wenmakers in die Konzerngeschäftsführung auf und tritt an die Seite von Olaf Hermes, der Vorsitzender und Sprecher der Geschäftsführung bleibt, sowie von Arbeitsdirektor und SWB-Energie-und-Wasser-Mitgeschäftsführer Marco Westphal. „Dass eine Frau mit an die Konzernspitze aufrückt, das war mir persönlich wichtig“, erklärte Aufsichtsratschef Schmidt. Hermes wurde in dem künftigen Trio ein Vetorecht in grundsätzlichen Fragen eingeräumt.
Ziel der Berufung ist auch eine stärkere Steuerung der großen Bereiche Versorgung und Verkehr aus der Holding heraus, so Schmidt.
Dienstag, 2.07.2024, 16:10 Uhr
Georg Eble
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