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Energie & Management > Photovoltaik - Solarzubau so stark wie nie
Quelle: Fotolia / nt
Photovoltaik

Solarzubau so stark wie nie

Rund 2.200 MW mehr als im vergangenen Jahr: Der Zubau an Solarleistung erreicht 2024 ein neues Rekordhoch, meldet der BDEW. Mit Blick auf das Stromnetz sieht der Verband Land unter.
Die Spitzenorganisation warnt gleichsam vor Hochwasser: „Photovoltaikanlagen kann man sich in gewisser Weise vorstellen wie sprudelnde Quellen, die in einen Fluss münden. Wenn die Quellen ungesteuert sprudeln, kann der Fluss über die Ufer treten“, zitiert der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) seine Chefin Kerstin Andreae. Die Vorsitzende der Hautgeschäftsführung nimmt die aktuellen PV-Zubauzahlen zum Anlass, um den Handlungsbedarf bei der Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) zu verdeutlichen. „Eine Wirkleistungsbegrenzung ist wie ein Wehr, das den Zufluss reguliert, damit der Fluss gleichmäßig und sicher strömt“, malt Andreae aus, worauf die Branche wartet.

Der Zubau an Photovoltaik-Leistung summiert sich nach Erhebung des BDEW in diesem Jahr voraussichtlich auf 17.500 MW. Das wären 2.200 MW mehr als 2023. „Mit der in diesem Jahr zugebauten Solarleistung erreichen wir erneut Rekordniveau, auch dank der Netzanschlüsse“, so Andreae. Rund die Hälfte der installierten Leistung entfällt auf Anlagen, deren Leistung unter 100 kW liegt, wie der Verband weiter mitteilte. Anlagen, die ungesteuert Strom ins Netz einspeisen können. An sonnigen Tage stößt das Stromnetz da und dort daher seit einiger Zeit an Grenzen.

„Zeitpuffer“ für Netzbetreiber

Beim BDEW sieht man die Stabilität des Gesamtsystems gefährdet. „Die Menge an ungesteuertem Strom droht nun an sonnigen Sonntagen mit geringerem Strombedarf, den Verbrauch im nächsten Frühling und Sommer zu überschreiten. Dieses Problem besteht auch bei perfektem Netzausbau“, sagt Andreae.

Netzbetreiber bräuchten die Möglichkeit, „direkt auch bei kleineren Anlagen steuernd eingreifen zu können“. Bis dies erreicht sei, sei eine 50 Prozent-Wirkleistungsbegrenzung für Neuanlagen erforderlich. Der BDEW spricht bei der Regelung von „Zeitpuffer“ und zentraler Maßnahme in der EnWG-Novelle. Um die PV-Spitzenproblematik abzumildern, „brauchen wir dringend die Umsetzung der EnWG-Novelle noch in dieser Legislaturperiode“, betont die Verbandschefin.

Zwangspause für Erneuerbaren-Ausbau

Nicht überall ist es mit Drosselung von PV-Anlagen getan. In der Einheitsgemeinde Ostenburg in der Altmark (Sachsen-Anhalt) wird es einige Jahre dauern, bis neue Erneubaren-Anlagen ans Netz gehen können. Die Stromleitungen zum Umspannwerk seien komplett ausgelastet, erst etwa im Jahr 2028 könnten wieder neue Solar-Parks und Windanlagen angeschlossen werden, berichtete dieser Tage der Mitteldeutsche Rundfunk. Die Altmark erzeuge zehnmal mehr Strom, als sie selbst verbrauche, sagte Matthias Köberle, Leiter Bauamtes in Osterburg dem Sender. Seiner Einschätzung nach war es vor ein paar Jahren nicht vorhersehbar, dass das Stromnetz so bald an seine Grenzen kommt.

Boom in Nordrhein-Westfalen

Über einen neuen Rekord freut man sich auch in Nordrhein-Westfalen. „Nach den für die ersten zehn Monate vorliegenden Zahlen gehen wir davon aus, dass der Rekordausbau aus dem vergangenen Jahr bis Ende dieses Jahres leicht übertroffen wird“, sagte Hans-Josef Vogel, Vorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energie (LEE NRW), zum Auftakt der Fachmesse Solar Solutions Düsseldorf 2024. Bis Mitte November umfasste der Zubau nach einer Auswertung des LEE gut 180.000 Solarkraftwerke mit einer neu installierten Leistung von 1.822 MW. Das seien etwa 30 MW mehr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Bei der Hälfte der im Marktstammdatenregister gemeldeten PV-Anlagen in NRW – rund 79.000 – handele es sich um Balkonkraftwerke. „Solar wird insbesondere in den Städten zum neuen Normal“, so Vogel.

Mittwoch, 27.11.2024, 16:26 Uhr
Manfred Fischer
Energie & Management > Photovoltaik - Solarzubau so stark wie nie
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Solarzubau so stark wie nie
Rund 2.200 MW mehr als im vergangenen Jahr: Der Zubau an Solarleistung erreicht 2024 ein neues Rekordhoch, meldet der BDEW. Mit Blick auf das Stromnetz sieht der Verband Land unter.
Die Spitzenorganisation warnt gleichsam vor Hochwasser: „Photovoltaikanlagen kann man sich in gewisser Weise vorstellen wie sprudelnde Quellen, die in einen Fluss münden. Wenn die Quellen ungesteuert sprudeln, kann der Fluss über die Ufer treten“, zitiert der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) seine Chefin Kerstin Andreae. Die Vorsitzende der Hautgeschäftsführung nimmt die aktuellen PV-Zubauzahlen zum Anlass, um den Handlungsbedarf bei der Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) zu verdeutlichen. „Eine Wirkleistungsbegrenzung ist wie ein Wehr, das den Zufluss reguliert, damit der Fluss gleichmäßig und sicher strömt“, malt Andreae aus, worauf die Branche wartet.

Der Zubau an Photovoltaik-Leistung summiert sich nach Erhebung des BDEW in diesem Jahr voraussichtlich auf 17.500 MW. Das wären 2.200 MW mehr als 2023. „Mit der in diesem Jahr zugebauten Solarleistung erreichen wir erneut Rekordniveau, auch dank der Netzanschlüsse“, so Andreae. Rund die Hälfte der installierten Leistung entfällt auf Anlagen, deren Leistung unter 100 kW liegt, wie der Verband weiter mitteilte. Anlagen, die ungesteuert Strom ins Netz einspeisen können. An sonnigen Tage stößt das Stromnetz da und dort daher seit einiger Zeit an Grenzen.

„Zeitpuffer“ für Netzbetreiber

Beim BDEW sieht man die Stabilität des Gesamtsystems gefährdet. „Die Menge an ungesteuertem Strom droht nun an sonnigen Sonntagen mit geringerem Strombedarf, den Verbrauch im nächsten Frühling und Sommer zu überschreiten. Dieses Problem besteht auch bei perfektem Netzausbau“, sagt Andreae.

Netzbetreiber bräuchten die Möglichkeit, „direkt auch bei kleineren Anlagen steuernd eingreifen zu können“. Bis dies erreicht sei, sei eine 50 Prozent-Wirkleistungsbegrenzung für Neuanlagen erforderlich. Der BDEW spricht bei der Regelung von „Zeitpuffer“ und zentraler Maßnahme in der EnWG-Novelle. Um die PV-Spitzenproblematik abzumildern, „brauchen wir dringend die Umsetzung der EnWG-Novelle noch in dieser Legislaturperiode“, betont die Verbandschefin.

Zwangspause für Erneuerbaren-Ausbau

Nicht überall ist es mit Drosselung von PV-Anlagen getan. In der Einheitsgemeinde Ostenburg in der Altmark (Sachsen-Anhalt) wird es einige Jahre dauern, bis neue Erneubaren-Anlagen ans Netz gehen können. Die Stromleitungen zum Umspannwerk seien komplett ausgelastet, erst etwa im Jahr 2028 könnten wieder neue Solar-Parks und Windanlagen angeschlossen werden, berichtete dieser Tage der Mitteldeutsche Rundfunk. Die Altmark erzeuge zehnmal mehr Strom, als sie selbst verbrauche, sagte Matthias Köberle, Leiter Bauamtes in Osterburg dem Sender. Seiner Einschätzung nach war es vor ein paar Jahren nicht vorhersehbar, dass das Stromnetz so bald an seine Grenzen kommt.

Boom in Nordrhein-Westfalen

Über einen neuen Rekord freut man sich auch in Nordrhein-Westfalen. „Nach den für die ersten zehn Monate vorliegenden Zahlen gehen wir davon aus, dass der Rekordausbau aus dem vergangenen Jahr bis Ende dieses Jahres leicht übertroffen wird“, sagte Hans-Josef Vogel, Vorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energie (LEE NRW), zum Auftakt der Fachmesse Solar Solutions Düsseldorf 2024. Bis Mitte November umfasste der Zubau nach einer Auswertung des LEE gut 180.000 Solarkraftwerke mit einer neu installierten Leistung von 1.822 MW. Das seien etwa 30 MW mehr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Bei der Hälfte der im Marktstammdatenregister gemeldeten PV-Anlagen in NRW – rund 79.000 – handele es sich um Balkonkraftwerke. „Solar wird insbesondere in den Städten zum neuen Normal“, so Vogel.

Mittwoch, 27.11.2024, 16:26 Uhr
Manfred Fischer

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