Dortmund kooperiert mit RWE, wodurch nun auch Ja Solar zum Zuge kommt. Quelle: RWE
Die „weltweit größte“ Solaranlage auf einem Stadiondach löst auch großen Widerspruch aus. Der europäische Solarhersteller-Verband kritisiert Borussia Dortmund für die Wahl des Partners.
Der Profi-Klub Borussia Dortmund (BVB) setzt eine große Solaranlage auf das Dach seines Fußballstadions. Für die Wahl des Modul-Lieferanten – „JA SOLAR“ aus China – ernten die Westfalen, deren professioneller Fußballbetrieb in eine Aktiengesellschaft ausgegliedert ist, nun Kritik.
Der europäische Solarhersteller-Verband, European Solar Manufacturing Council (EMSC), wirft dem Verein die Zusammenarbeit mit einem Unternehmen vor, das in Zwangsarbeit in der Region Xinjiang involviert sei. Carsten Rohr, Co-Vorsitzender des EMSC, verweist in einem offenen Brief an BVB-Vorstand Carsten Cramer darauf, dass die Chinesen vom Markt in den USA verbannt seien.
Der in Brüssel ansässige EMSC verfügt nach eigenen Angaben über 70 Mitglieder. Carsten Rohr spart als Lobbyist in seinem Schreiben nicht mit Seitenhieben gegen die chinesische Solarwirtschaft. Sie habe in den vergangenen 15 Jahren Teile der deutschen und europäischen Solarindustrie mit Erfolg zerstört – mit unfairen Praktiken wie hohen staatlichen Subventionen sowie der massiven Ausbeutung von Mensch und Natur.
Borussia Dortmund sieht Compliance-Regelungen „erfüllt“
Mit der Wahl von Ja Solar riskiere der BVB, entgegen seiner eigenen Werte zu handeln. In den Augen von Carsten Rohr, selbst BVB-Anhänger, stehe Dortmund für Fairness, Integrität und Respekt vor der Würde des Menschen. Dem EMSC-Vorsitzenden wäre es lieber gewesen, wenn der Verein sich stattdessen für einen Partner aus Europa entschieden hätte.
Ein Sprecher von Borussia Dortmund verwies auf Anfrage dieser Redaktion auf die Partnerschaft mit RWE, in der die Westfalen das Anlagen-Projekt umsetzen. Der Essener Energiekonzern habe den Dortmundern versichert, mit der chinesischen Firma bereits früher „gute Erfahrungen gemacht“ zu haben. Nach Informationen des Fußballvereins habe Ja Solar „sowohl den RWE-Verhaltenskodex als auch die Compliance-Anforderungen des Unternehmens erfüllt“.
Für Dortmund sei relevant, so der Sprecher, dass diese Compliance-Regelungen „auch die Anforderungen im Bereich Human Rights beinhalten“. Auf eine weitere Anfrage dieser Redaktion an RWE antworteten die Essener im Wesentlichen wortgleich.
Borussia Dortmund hatte in seiner Mitteilung vom 26. März davon gesprochen, dass bei der Dachanlage mit dem BVB und den Chinesen „zwei starke Partner“ zusammenarbeiteten. Der Vize von Ja Solar, Henning Schulze, ließ sich in der Veröffentlichung so zitieren: „Wir glauben, dass der BVB und Ja Solar viele gemeinsame Werte teilen.“
Mit mehr als 11.000 „Full-Black-Modulen“ von Ja Solar will der BVB nach eigenen Angaben „das Projekt der weltweit größten PV-Anlage auf einem Stadiondach“ verwirklichen. Das Ende des kommenden Sommers ans Netz gehende Kraftwerk soll über eine Leistung von 4,2 MW verfügen. Der Verein will damit seine Klimabilanz um 1.800 eingesparte Tonnen CO2 verbessern. Die Jahresproduktion der Module decke den Strombedarf des Flutlichts von hochgerechnet 1.000 Abendspielen.
Im August 2024 hatten Dortmund und der Essener Konzern RWE gemeinsam erklärt, die vorhandene Solaranlage auf dem Stadion zu erneuern und mit einem 3,4-MW-Batteriespeicher zu verbinden. Dies sei Gegenstand einer auf sechs Jahre geschlossenen Partnerschaft. Die ausgewählte Anlage von Ja Solar wiederum solle 30 Jahre Grünstrom liefern, heißt es in der jüngeren Mitteilung des BVB.
Freitag, 4.04.2025, 16:59 Uhr
Volker Stephan
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