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Die Markterlöse geförderten Ökostroms sind dramatisch gefallen. Das lässt ein noch größeres Loch im EEG-Konto erwarten. Derweil wächst die Direktvermarktung nur mit Förderung.
Die Talfahrt der Markterlöse geförderten Stroms aus Erneuerbaren beschleunigt sich, der Abstand nach unten zu den Marktpreisen von Graustrom vergrößert sich dramatisch. Laut den aktuellen Monatswerten von Wind- und Solarstrom, die die deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) am 8.
Mai veröffentlichten, rutschte im April vor allem der Marktwert von PV-Strom ab, von knapp 5
Ct/kWh im Vormonat auf 3,795
Ct/kWh. Das war der niedrigste Monatsmarktwert Solar seit dem Oktober 2020, als er bei 3,269
Ct/kWh gelegen hatte, also weit vor der Energiekrise, als die Großhandels-Preise beispiellos gestiegen waren.
Die geförderte Windkraft auf See erlöste mit 5,288
Ct/kWh noch relativ am meisten unter den gemessenen erneuerbaren Energiequellen. Im März waren es noch 5,9
Ct/kWh gewesen. Windstrom vom Land dagegen stürzte von 5,5 auf 4,8
Ct/kWh ab.
Zwar ließ auch der durchschnittliche Preis von Graustrom in der Day-ahead-Auktion, wo auch der geförderte Ökostrom pflichtvermarktet wird, von März bis April Federn: Er sank von 6,47 Ct/kWh auf 6,236
Ct/kWh.
Wie sich die Schere zu Graustrom auftutDoch bei genauerer Betrachtung öffnete sich die Schere zulasten des Ökostroms zumindest im laufenden Jahr immer stärker: Erlöste Strom aus Erneuerbaren im Januar je nach Technologie zwischen 0,1
Ct/kWh und 1,2
Ct/kWh weniger als der Graustrom-Durchschnitt, lag die Differenz im April schon zwischen 0,9
Ct/kWh und 2,44
Ct/kWh.
Diese Entwicklung zum Ramschniveau von Ökostrom am Markt dürfte vor allem auf die Selbstkannibalisierung von PV-Strom während des beschleunigten Zubaus zurückzuführen sein. Die Anlagen speisen mit ähnlichen Lastkurven gleichzeitig ein und senken damit die Preise ihrer eigenen Stundenprodukte.
Damit nehmen die ÜNB pro kWh pflichtvermarktetem Ökostrom vor allem aus den Millionen kleinen PV-Anlagen weniger ein, müssen aber die gleiche Subvention pro kWh an die Anlagenbetreiber auszahlen. Das heißt, es ist zu erwarten, dass sich der Zuschussbedarf des EEG-Kontos erhöht, vielleicht sogar über die erwarteten 10,6
Milliarden Euro 2024 hinaus.
Den April-Saldo des EEG-Kontos haben die ÜNB bis Redaktionsschluss noch nicht veröffentlicht, er wird dieser Tage erwartet. Im März hatte der Bund aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) 1,66
Milliarden Euro zugeschossen, bis dahin die höchste Monatssumme des Jahres, und auf dem Konto waren am Monatsletzten weniger als 0,4
Milliarden Euro Guthaben.
Derweil setzen die Direktvermarkter der neu hinzugekommenen größeren Erneuerbaren-Anlagen tendenziell auf das Fördersegment und verlassen das förderfreie Segment. Das geht aus den Anmeldungen für Mai hervor, die die ÜNB veröffentlichten.
Förderfreie Direktvermarktung schrumpft um 18 MWDemnach wurden für Mai im Subventionsmodell „Marktprämie“ 88.341
MW Erneuerbaren-Leistung angemeldet. Das sind 842
MW mehr als für April. Der Zuwachs bewegt sich in den Größenordnungen des laufenden Jahres. Demgegenüber ging das förderfreie Modell der „sonstigen Direktvermarktung“ um 18
MW auf
21.221 MW zurück, nachdem es im Vormonat gewachsen war. Im Februar und März war es ebenfalls geschrumpft.
Das Plus im Subventionssegment spielte sich hauptsächlich bei Wind und Solar ab. Den größten Zuwachs erlebt im Mai die PV, ohnehin dort zweitgrößte Technologie mit +472
MW auf 24.952
MW. Spitzenreiter Wind onshore landet bei 47.685
MW, Offshore-Wind bei 7.316
MW. Biomasse als viertgrößte Energiequelle trat mit 7.250
MW quasi auf der Stelle.
Allerdings muss der Zuwachs in der Marktprämie im Mai relativiert werden, denn er enthält − wie immer stillschweigend − Nachmeldungen für vorherige Monate im dreistelligen MW-Bereich: Die PV in der Marktprämie wird jetzt für April um 130
MW höher angegeben, als es die ÜNB Anfang Mai in der damaligen Veröffentlichung taten. Bei Wind onshore wurden knapp 100
MW für den April nachgemeldet.
Im förderfreien Segment gab die Onshore-Windkraft überproportional um 129
MW nach und landet im Mai bei 12.278
MW als auch dort stärkste Technologie. Die zweitstärkste Energiequelle PV legt zeitgleich um 170
MW auf 6.260
MW zu.
Die Direktvermarktungs-Statistiken von Januar 2011 bis Mai 2024 sind
auf einer Transparenzseite der ÜNB einzusehen und herunterzuladen. Die Zeitreihen der Monatsmarktwerte stehen
auf einer anderen Transparenzseite der ÜNB zur Verfügung.
Freitag, 10.05.2024, 12:11 Uhr
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