Quelle: E&M / Katia Meyer-Tien
In Vorwegnahme einer Verpflichtung aus dem kommenden Elektrizitätswirtschaftsgesetz haben die größten Netzbetreiber ihre Vorhaben für die nächsten zehn Jahre zusammengestellt.
Die 15 größten Verteilnetzbetreiber Österreichs haben am 24. Oktober die Ausbaupläne für ihre Stromnetze in den kommenden zehn Jahren veröffentlicht. Sie nahmen damit eine Verpflichtung aus der EU-Binnenmarktrichtlinie (EU) 2019/944 vorweg, die mit dem kommenden Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) in österreichisches Recht umgesetzt werden soll. Wie berichtet, wurde das weitgehend ausverhandelte ElWG vor der Parlamentswahl am 29.
September wegen regierungsinterner Uneinigkeiten nicht mehr beschlossen. Seinen Beschluss rasch herbeizuführen, gilt als eine der dringendsten energiepolitischen Aufgaben der im Entstehen begriffenen neuen Bundesregierung.
Laut dem Entwurf würde das ElWG Verteilnetzbetreiber, an deren Netz mindestens 50.000
Zählpunkte angeschlossen sind, verpflichten, „bis zum 30.
September eines geraden Kalenderjahres einen Netzentwicklungsplan zu erstellen, der sich auf die aktuelle Lage und die Prognosen im Bereich von Angebot und Nachfrage stützt. Der Planungshorizont beträgt zehn Jahre“. Mit 30.
September des heurigen Jahres datieren daher die nun veröffentlichten Pläne.
Laut einer Aussendung des Elektrizitätswirtschaftsverbands Oesterreichs Energie umfassen sie „320 Projekte, mit denen die heute gegebene Einspeisekapazität mehr als verdoppelt wird. Die Pläne unterstützen das nationale Ziel, den Strombedarf in Österreich zu 100
Prozent (bilanziell) durch erneuerbare Energiequellen zu decken“. Diese bilanzielle Vollversorgung mit Strom aus erneuerbaren Quellen soll bekanntlich im Jahr 2030 erreicht werden.
Details für höchste NetzebenenVorgesehen war ursprünglich eine Genehmigung der Pläne durch die Regulierungsbehörde E-Control. Dem letzten Verhandlungsstand zufolge sollte grundsätzlich jedoch eine „Anzeige“ der Pläne bei der E-Control genügen. Detailliert geschildert werden in den Plänen die Vorhaben auf den höchsten vier Netzebenen.
Die Planungen bezüglich der niedrigeren Ebenen 5 bis 7 werden demgegenüber nur summarisch umrissen. Sie betreffen unter anderem die Errichtung regelbarer Ortsnetztransformatoren sowie im Wesentlichen durch die Anforderungen von (Klein-)Kunden, etwa den Anschluss von Photovoltaikanlagen, getriebene Netzverstärkungen auf den Ebenen 6 und 7. Keine Angaben finden sich zu den Kosten der einzelnen Projekte. Insgesamt wird der Aufwand für den Ausbau der Verteilnetze bis 2030 auf rund 18 bis 20
Milliarden Euro geschätzt.
Einen besonderen Service bietet die Netz Burgenland: Sie stellt auf einer eigenen Seite ihres Berichts die größten beschriebenen Vorhaben in einer übersichtlichen Tabelle zusammen.
„Erneuerbaren“-Einspeisung erleichternWie eine Durchsicht der Pläne zeigt, betreffen diese im Wesentlichen verständlicherweise die Ertüchtigung und Erweiterung der Stromleitungen bis 110
kV inklusive der Übergabepunkte in das Übertragungsnetz, das im größten Teil Österreichs aus den 220- und 380-kV-Netzen der Austrian Power Grid (APG) besteht. Ferner umfassen sie die Modernisierung sowie den Neubau einer Reihe von Umspannwerken. Bei etlichen diesbezüglichen Projekten konstatiert der jeweilige Netzbetreiber, dass diese der Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien dienen. Dies gilt beispielsweise für eine Reihe von Vorhaben der Netz Niederösterreich, die den mit 122
Seiten umfangreichsten Netzentwicklungsplan vorlegte.
Zwei der mutmaßlich wichtigsten Vorhaben führt die Netz Oberösterreich durch. Das erste davon trägt die Bezeichnung „Stromversorgung Zentralraum Oberösterreich“ und ist ein Gemeinschaftsprojekt mit der APG. Grob gesprochen, dient es dazu, die Leitungen zur Versorgung des Stahlkonzerns Voestalpine mit elektrischer Energie erheblich zu verstärken und damit zur Dekarbonisierung der Stahlerzeugung beizutragen.
Mit derzeit rund drei Milliarden kWh Jahresbedarf gilt die Voestalpine als einer der größten Strombezieher Österreichs. Unter anderem erfolgt im Zuge des Projekts die „Entwicklung eines 220-kV-Leitungsringes im Großraum Linz mit getrennter Anspeisung aus den APG-Netzknoten Ernsthofen und Kronstorf mit Ausbau von 220/110-kV-Umspannungen in den Umspannwerken Pichling und Wegscheid“, heißt es in dem Plan der Netz Oberösterreich. In Betrieb gehen soll die „Stromversorgung Zentralraum Oberösterreich“ im Jahr 2031.
Das zweite Vorhaben dient der Anbindung des im Bau befindlichen Pumpspeicherkraftwerks Ebensee mit 170
MW Turbinenleistung an das 110-kV-Netz. Errichtet wird der Pumpspeicher, wie berichtet, von der Energie AG Oberösterreich, dem Mutterkonzern der Netz Oberösterreich. „Für die Einbindung ist ein eigenes 110-kV-Schaltwerk in Ebensee notwendig. Dieses wird als gasisolierte Innenraumschaltanlage ausgeführt“, erläutert die Netz Oberösterreich. Geplant ist, dieses Vorhaben im Jahr 2027 abzuschließen.
Die Pläne sind auf der Informationsplattform
EB-Utilities der E-Wirtschaft verfügbar.
Freitag, 25.10.2024, 10:54 Uhr
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