1,8 Milliarden Euro steckt das Bayernwerk 2025 in den Netzausbau. Dabei geht es nicht nur um neue Stromleitungen und Umspannwerke, sondern auch um Digitalisierung und Batteriespeicher.
Von völlig neuen finanziellen Maßstäben sprach Bayernwerk-Vorstandsvorsitzender Egon Leo Westphal bei der Jahrespressekonferenz in Regensburg. Die Investitionssumme von 2023 bis 2026, die vorwiegend in die Netze geht oder ging bezifferte er mit 6,2
Milliarden Euro, Tendenz von Jahr zu Jahr steigend. Dafür wurden beispielsweise 2024 rund 130
Kilometer Hochspannungsleitungen gebaut und 2.300
Kilometer Mittel- und Niederspannungskabel verlegt.
Dazu kamen 2024 aber auch 1.500 neue digitale Ortsnetzstationen, die beim – durch stark steigende Einspeisungszahlen bei den erneuerbaren Energien – zunehmend komplizierter werdenden Netzbetrieb eine zentrale Rolle spielen. Im laufenden Jahr sollen noch einmal so viele installiert und zusätzlich 1.500 ältere Modelle digitalisiert werden. Die sogenannten Digions unter den 42.000 Ortsnetzstationen im Bayernwerk-Netz liefern Live-Werte zum Netzzustand und sorgen damit für Transparenz, wieviel Strom in welchen Bereichen eingespeist und verbraucht wird. Sie können auch ferngesteuert werden, sodass bei Auffälligkeiten oder Störungen schnell eingegriffen werden kann.
Als „Treiber der Umrüstung“ sieht Finanzvorständin Daniela Groher das Bayernwerk auch beim Thema Smart Meter. 145.000 intelligente Stromzähler sind mittlerweile verbaut, 100.000 weitere sollen in diesem Jahr folgen. Die Vorgabe des Gesetzgebers, bis Ende 2025 insgesamt 20 Prozent der Pflichteinbaufälle umgesetzt zu haben werde man erreichen, so Groher.
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Die Sensorkugel auf dem Leiterseil liefert wertvolle Informationen Quelle: Bayernwerk |
Informationen direkt vom LeiterseilMit einem ganz anderen Digital-Tool, das im vergangenen Jahr erprobt wurde, geht der Regensburger Verteilnetzbetreiber jetzt vom Pilotprojekt in die Umsetzungsphase über: Rund 100 sogenannte KI-Kugeln sollen beim Technologieanbieter Heimdall Power in Norwegen in einem „ersten Schwung“ geordert werden, womit man, so Egon Westphal, der bundesweit größte Kugelkäufer ist.
Die Geräte werden direkt auf den Hochspannungsleitungen befestigt und messen nicht nur Strom und Spannung, sondern auch Seiltemperatur, Umgebungstemperatur, Windgeschwindigkeit und Durchhang der Leitung. Mit diesen Daten kann errechnet werden, ob die Trasse höher belastet werden kann. Bei niedrigen Temperaturen und viel Wind etwa können weit höhere Ströme als üblich fließen, da sich die Herstellerempfehlungen immer an den ungünstigsten Umständen (große Hitze, Windstille) orientieren. Die Kugeln sollen auf „besonders relevanten Leitungsabschnitten“ installiert werden und Echtzeitdaten in die Netzleitstelle übertragen.
Großspeicher als perfekter SonnenstrompartnerAls Solarstromland mit rund 563.000 PV- Einspeiseanlagen ist Bayern natürlich auch prädestiniert für den Einsatz von Batteriespeichern, die dann liefern, wenn die Sonne nicht scheint und dadurch das Strommanagement vereinfachen können – oder könnten. Denn nicht jeder Speicher kommt so zum Einsatz, dass er das Stromnetz unterstützt. Das hängt von der Fahrweise ab: netzwirksam, netzneutral oder netzdienlich. Speicher, die nur dann aufgeladen werden, wenn der Strom möglichst billig ist, arbeiten oft kontraproduktiv.
Im Fokus der jetzigen Transformationsphase, so Westphal, müssten netzneutrale und netzdienliche Speicher stehen. Dafür habe man zusammen mit der Bundesnetzagentur die netzdienliche Speicherfahrweise als regulatorisch anerkannte Alternative zum lokalen Netzausbau auf den Weg gebracht und als erster Verteilnetzbetreiber eine solche Anlage ausgeschrieben. Sie soll im oberpfälzischen Landkreis Cham entstehen. Es habe neun Bewerbungen gegeben und man konnte um 35
Prozent unter den Preisen bleiben, die mit der Bundesnetzagentur vereinbart worden waren.
Wie attraktiv der Speichermarkt gerade ist, sieht man an der Zahl der Anfragen zum Bau von Großspeichern, die beim Bayernwerk eingegangen sind: 700 waren es 2024. Aber auch selbst ist der Netzbetreiber am Speichermarkt aktiv. Aktuell hat das Bayernwerk Speicher mit einer Kapazität von 35.000
kWh in Betrieb, 245.000
kWh sind in der Umsetzungsphase und 660.000 in der Pipeline.
Einzelne Projekte:
- Im oberbayerischen Hausham entsteht auf dem dortigen Gaskraftwerksgelände eine Speicheranlage mit 200.000 kWh.
- Zusammen mit Preussen Elektra ist ein Speicher auf dem Gelände des Kernkraftwerks Isar in Niederbayern geplant. 100.000 kWh sind hier zunächst geplant. In den nächsten Jahren soll die Anlage auf 300.000 kWh anwachsen.
- Auch gehört das Bayernwerk zu den Investoren des größten deutschen Batteriespeichers im oberfränkischen Arzberg mit 200.000 kWh.
- Weitere Projekte realisiert der Verteilnetzbetreiber an den Umspannwerken in Marktleugast und Pfaffenhofen an der Ilm. Die Speicher dort dienen unter anderem der Frequenzhaltung und haben zusammen eine Kapazität von 70.000 kWh.
Donnerstag, 10.04.2025, 15:47 Uhr
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