Warum Batteriegroßspeicher unverzichtbar für das deutsche Stromnetz sind, weiß *Benedikt Deuchert von Kyon Energy.
Batteriegroßspeicher spielen eine tragende Rolle für die Energiewende: Mit ihren vielfältigen Anwendungsfällen gleichen sie Schwankungen im Stromnetz aus und beugen Leistungsüberlastungen vor. Ein bislang wenig beachteter Aspekt ist jedoch ihr volkswirtschaftlicher Mehrwert. Wie lässt sich dieses Potenzial bemessen?
Diese Frage hat Frontier Economics in einer
Studie im Auftrag von Baywa Re, Eco Stor, Enspired, Fluence und Kyon Energy untersucht. Sie vergleicht den zu erwartenden Ausbau von Speichern mit einem Szenario, in dem kein marktbasierter Neubau von Großspeichern stattfindet und sie durch Erzeugungskapazitäten wie Spitzenlast-Gaskraftwerke ersetzt werden.
Ausbau von Speichern wird massiv ansteigenHeute sind in Deutschland Batteriegroßspeicher mit einer Kapazität von 1,5
GWh installiert (
Stand: Januar 2024). Folgt Deutschland internationalen Trends, wird sich die Leistung und das Speichervolumen in den kommenden Jahren vervielfachen. Die Kapazität von Großbatterien kann Frontier Economics zufolge allein bis 2030 auf 15
GW/57
GWh ansteigen – beinahe eine Vervierzigfachung der Speicherkapazität. Bis 2040 könnte die Kapazität auf 24
GW/94
GWh und bis 2050 auf 61
GW/271
GWh steigen. Dabei wird nur der Day-Ahead Großhandelsmarkt berücksichtigt, zusätzlich ist mit weiteren Batteriekapazitäten zu rechnen, die sich über Intraday- und Systemdienstleistungsmärkte finanzieren.
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Erwarteter Ausbau der Großbatteriespeicher in Deutschland Quelle: Frontier Economics, Entso-E TYNDP 2024 Draft Supply Inputs; NEP (2023) 2037/2045; Fraunhofer ISE (2022) |
So senken Batteriespeicher die KostenBatteriegroßspeicher haben drei wesentliche Effekte, die zu Einsparungen führen:
Weniger Investitionen in Gaskraftwerke notwendig - Ihr Ausbau kann wesentlich dazu beitragen, den Zubau von Gaskraftwerken zu reduzieren. Bis 2030 sind zurzeit 26 GW neue Gaskraftwerke geplant. Geht der Speicherausbau wie erwartet weiter, werden 2030 rund 6,2 Millionen Tonnen und im Jahr 2040 rund 7,9 Millionen Tonnen CO2 vermieden. In einem Szenario ohne Speicherausbau müssten noch weitere 9 GW an Kraftwerken gebaut und betrieben werden.
Großhandelspreise sinken - Die Studie zeigt außerdem, dass Großbatteriespeicher eine preissenkende Wirkung auf den Großhandelspreis haben und diesen zwischen 2030 und 2050 im Durchschnitt um etwa 1 Euro/MWh reduzieren. Da diese Wirkung tendenziell dann auftritt, wenn viel Strom verbraucht wird, ist der Effekt für Verbraucher noch größer: im Durchschnitt von 2030 bis 2050 bei 1,1 Euro/MWh.
Batteriegroßspeicher reduzieren Preisvolatilität - Darüber hinaus senken Batteriegroßspeicher die Preisvolatilität. In Stunden mit niedrigen Strompreisen erhöhen sie diesen zwar durch den Ladevorgang. Während Strompreisspitzen reduzieren sie ihn jedoch wieder – und dieser Effekt ist deutlich stärker. Die geringere Volatilität ermöglicht es Marktteilnehmern, genauere Vorhersagen zu Strompreisen zu treffen, ihre Beschaffungsstrategien besser zu planen und die Strukturierungs- und Ausgleichsenergiekosten von Marktteilnehmern zu reduzieren.
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Durchschnittlicher Preisverlauf eines Tages mit und ohne Großbatteriespeicher Quelle: Frontier Economics |
Batteriegroßspeicher können mindestens 12 Milliarden einsparenBis 2050 können Batteriespeicher der Studie zufolge einen volkswirtschaftlichen Nutzen von mindestens 12
Milliarden Euro generieren. Hierbei werden zusätzliche Nutzen für Systemdienstleistungen, der Vermarktung am Intradaymarkt oder weitere Folgeeffekte noch nicht berücksichtigt.
Da Batteriegroßspeicher ohne staatliche Förderung zugebaut werden, entfällt zusätzlich der Bedarf nach Subventionen von Alternativen wie Gaskraftwerken. Das Potenzial der Technologie ist also riesig. Damit es auch wirklich realisiert wird, braucht es aber klare rechtliche und regulatorische Vorgaben, die Planungssicherheit für Projektierer und Betreiber schaffen. Regulatorische Barrieren etwa bei den Genehmigungen müssen dringend abgebaut werden.
Die Bundesregierung sollte schnellstmöglich die Vorgaben aus der aktuellen Reform des europäischen Strommarktes zur Festlegung indikativer Speicherziele umsetzen – und darauf aufbauend eine Ausbaustrategie für Batteriegroßspeicher in Deutschland vorlegen.
*Benedikt Deuchert, Head of Business Development & Regulatory Affairs, Kyon Energy Solutions GmbH, München |
Benedikt Deuchert Quelle: Kyon |
Donnerstag, 1.02.2024, 13:24 Uhr
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