Quelle: Fotolia / nmann77
Kommunale Unternehmen beziffern einen hohen Investitionsbedarf für besseren Klimaschutz. Dabei sind sie auch auf neue Eigenkapital-Quellen angewiesen.
Der Verband der kommunalen Unternehmen (VKU) und die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PWC Deutschland haben 162 VKU-Mitgliedsunternehmen befragt, welchen Investitionsbedarf sie im Zusammenhang mit der Energiewende sehen und wie sie die Investitionen finanzieren wollen.
Insgesamt sehen die Unternehmen für die kommenden zehn Jahre einen Investitionsbedarf von 22,7 Milliarden Euro. 28 Prozent (6,3 Milliarden Euro) entfallen auf die Wärmeversorgung und 25 Prozent (5,7 Milliarden Euro) auf Stromversorgung und Stromnetz. Ein weiterer bedeutender Posten ist die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, für die ebenfalls ein Investitionsbedarf von 5,7 Milliarden Euro erwartet wird.
Während bei der Strom- und Wärmeinfrastruktur vor allem in neue und leistungsfähigere Netze investiert werden soll, geht es im Bereich Wasser- und Abwasser vor allem darum, bestehende Versorgungsanlagen zu erneuern.
Innenfinanzierungen und Darlehen reichen oft nicht
Durchschnittlich, so schätzen die befragten Versorgungsunternehmen, können sie allerdings nur 30 Prozent ihres Investitionsbedarfs über Innenfinanzierungen, also aus eigener Kraft, decken. Nur 53 Prozent erwarten, die notwendigen Investitionen langfristig durch Bankdarlehen sicherstellen zu können. Bei den Energieversorgern sind es sogar nur 31 Prozent.
Woher das neue Eigenkapital kommen soll, ist in vielen Fällen noch offen. Denn lediglich 30 Prozent der befragten VKU-Mitglieder haben die Möglichkeit, mit bestehenden Gesellschaftern eine Kapitalerhöhung durchzuführen. Und für gerade einmal 27 Prozent kommt infrage, das Eigenkapital über neue Gesellschafter zu erhöhen. Immerhin 69 Prozent können Gewinne anteilig thesaurieren, also erwirtschaftete Überschüsse einbehalten und später investieren.
Geht es darum, neue Wege für die Finanzierung einzelner Vorhaben zu gehen, zeigen sich die Versorger offen: Beispielsweise sind 77 Prozent bereit, in Projektgesellschaften mit Investoren zusammenzuarbeiten.
Der Bürger wird im Rathaus beliebt
Als attraktivsten Partner für alternative Finanzierungswege nannten die befragten Unternehmen die Bürgerinnen und Bürger: 84 Prozent sehen Bürgerbeteiligungen an einzelnen Projekten positiv. 70 Prozent können sich sogar vorstellen, die Bevölkerung am Versorger selbst zu beteiligen.
Henry Otto, Partner und Leiter des Geschäftsbereichs Energy Consulting bei PWC Deutschland, ist sich sicher: „Die Bürgerinnen und Bürger vor Ort einzubinden, erhöht die Akzeptanz von Klimaschutz-Investitionen.“ Sie fördere auch die lokale Wertschöpfung. Otto weiter: „Das Potenzial dieser Finanzierungsform ist allerdings begrenzt. Deshalb sollten Versorgungsunternehmen auch Alternativen wie Anleihen, Mezzanine-Finanzierungen und Anlagenleasing prüfen.“
Montag, 1.07.2024, 16:52 Uhr
Günter Drewnitzky
© 2024 Energie & Management GmbH