Quelle: E&M / Meyer-Tien
Hunderttausende Menschen im Ruhrgebiet teilten zeitgleich eine Erfahrung: Mehr als zehn Minuten fehlte auf den Straßen, in Häusern, öffentlichen und gewerblichen Gebäuden der Strom.
Wenn Ampeln, Computer und Kühlschränke gleichzeitig ihren Dienst verweigern, hat das einen naheliegenden Grund: ihnen fehlt der Saft. Das kommt hierzulande häufig vor, allerdings meist so kurz, dass kaum jemand Notiz davon nimmt. Anders im Ruhrgebiet am 27. August.
Am Dienstagvormittag brach die Stromversorgung in ganz Herten und einem Großteil von Herne zusammen. Diese beiden Städte beheimaten allein mehr als 200.000 Einwohner. Auch Gebiete von Recklinghausen, Gelsenkirchen und Bochum waren betroffen. „In unserem Netzgebiet Herten war bei rund 40.000 Entnahmestellen die Stromversorgung für rund zehn Minuten unterbrochen“, teilte eine Sprecherin der Stadtwerke Herten auf Anfrage dieser Redaktion mit.
Als Ursache für den Stromausfall war schnell ein Kurzschluss in einer Umspannanlage ausgemacht, die knapp hinter Hernes Grenze auf Gelsenkirchener Gebiet steht. Damit war die Weiterleitung aus dem 110-kV-Hochspannungsnetz in die untergeordneten Verteilnetze der örtlichen Versorger gestört. Betreiber des Hochspannungsnetzes ist Westnetz. Der Eon-Tochter gelang es laut Auskunft einer Sprecherin, mit Umschaltungen im Stromnetz die Versorgung schrittweise „innerhalb von elf Minuten“ wiederherzustellen.
Im Herner Stadtteil Sodingen allerdings war nach Angaben der Stadtwerke Herne bis zu einer halben Stunde Geduld gefragt. Eine Sprecherin sagte der Redaktion, ein eigenes Umspannwerk sei in Folge der Westnetz-Panne vom Netz gegangen. Ehe Techniker die Anlage geprüft und wieder in Betrieb genommen hatten, verstrichen etwa 30 Minuten. Auch alle anderen Gebieten Hernes, das mehr als 163.000 Einwohner zählt, fehlte der Strom, er kam vielerorts allerdings viel schneller wieder zurück als in Sodingen.
Die Westnetz-Sprecherin erklärt die zeitlichen Unterschiede grundsätzlich damit, dass die Wanner Umspannanlage Teil einer so genannten zusammenhängenden 110-kV-Netzgruppe sei. Bei Störungen kommt es dann durchaus zu einem Einbruch oder Abfall der Spannung, was weniger als eine Sekunde dauere. Damit ist der Stromausfall auch nicht an allen Orten gleichermaßen wahrnehmbar.
Für die Stadtwerke Herten erklärte die Sprecherin, dass auch Einrichtungen der kritischen Infrastruktur betroffen waren. So mussten die drei Hertener Krankenhäuser auf ihre Notstromaggregate zurückgreifen. Darüber hinaus hat der Versorger an wichtigen elektrischen Knotenpunkte im eigenen Netz Batterien installiert. Die so verfügbare Notstromversorgung sei ebenfalls zum Einsatz gekommen.
Mittwoch, 28.08.2024, 15:29 Uhr
Volker Stephan
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