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Energie & Management > E-World 2025 - Hellbrise versus Dunkelflaute
Trianel-Chef Sven Becker (rechts) auf der E-world 2025. Quelle: E&M / Stefan Sagmeister
E-World 2025

Hellbrise versus Dunkelflaute

Für Trianel-Sprecher Sven Becker ist die Frage der Flexibilisierung der Energiewende eine entscheidende.

An einem einfachen Beispiel verdeutlichte Sven Becker, Sprecher der Trianel-Geschäftsführung, das Problem: Der Windpark Borkum der Trianel in der Nordsee sei fast „ein Drittel des Jahres abgeregelt.“ Von der möglichen Kapazität von 700 Millionen kWh Strom im Jahr würden rund 200 Millionen nicht produziert, weil die Windräder stillstehen. Mit einem anschaulichen Bild erläuterte Becker die Hintergründe der Situation. Vergleiche man die Energiewende mit einem Hausbau, so habe man mit dem Ausbau der Erneuerbaren in den vergangenen Jahren ständig neue Stockwerke hinzugefügt. „Leider wurde dabei das Treppenhaus in Form von Flexibilität vernachlässigt.“

Die stochastische Einspeisung der erneuerbaren Energien führe verstärkt zu „Hellbrisen“. Dabei speisen viele, vor allem Erneuerbare-Anlagen Strom ein, der nicht benötigt wird. Im Sommer treffe bei einer Hellbrise die Leistung von PV- und Windanlagen von über 150 GW vielleicht auf eine Nachfrage von nur 50 GW. Das führe zu einer „deutlichen Überspeisung“ mit negativen Preisen und Abregelung von Anlagen.

Bei der bekannteren Dunkelflaute ist es umgekehrt. Bei einer Windflaute ohne Sonnenschein treffe eine Lastnachfrage von 70, 80 GW auf eine Erneuerbaren-Leistung von nur wenigen GW. „Wir schieben den Regler für den Erneuerbaren-Ausbau immer weiter nach oben, vergessen aber die Regler für Netzausbau, Speicher und Flexibilität zu bedienen“, so Becker zur aktuellen Situation.

Entscheidend sei es, mehr Flexibilität ins System zu bekommen. Elektrolyseure, Batteriespeicher und wasserstofffähige Gaskraftwerke seien dabei die zentralen Komponenten. Diese Technologien liefern Strom, wenn er wirklich gebraucht werde.

Becker fordert verlässliche Rahmenbedingungen

Allerdings benötige der Aufbau von Flexibilitäten verlässliche Rahmenbedingungen. Becker appellierte an die neue Bundesregierung, nach der Wahl schnell ein passendes Umfeld für diese Investitionen zu schaffen. Denn: „Weitere Verzögerungen können wir uns nicht leisten.“

Trianel hat selbst einige Projekte für Flexibilitätslösungen im Portfolio. So plant das Aachener Unternehmen einen Großbatteriespeicher in Waltrop auf einem Nachbargrundstück des Trianel-Kohlekraftwerks Lünen in Nordrhein-Westfalen.

Der Speicher soll nach drei Ausbauphasen eine Kapazität von 1,8 Millionen kWh und eine Leistung von 900 MW erreichen. „Die entsprechende Flächensicherung ist bereits abgeschlossen, und der Satzungsbeschluss der Stadt Waltrop für die Änderung des Bebauungsplans wurde gefasst“, heißt es vom Unternehmen.

Ein weiteres Projekt ist das „Wasserstoffzentrum Hamm“. Gemeinsam mit den Stadtwerken vor Ort, den Stadtwerken Bochum und der Dortmunder DSW 21 plant Trianel „das erste rein kommunale Elektrolyseprojekt.“ In der Nähe des Trianel-Gaskraftwerks Hamm ist ein Elektrolyseur mit einer elektrischen Leistung von 20 MW geplant. Die Anlage soll in 4.000 Volllaststunden im Jahr etwa 1.500 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren.

Zudem will Trianel am Standort des Gaskraftwerks Hamm einen „dritten wasserstofffähigen Kraftwerksblock mit einer Leistung von 500 MW errichten“.


Mittwoch, 12.02.2025, 13:35 Uhr
Stefan Sagmeister
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Trianel-Chef Sven Becker (rechts) auf der E-world 2025. Quelle: E&M / Stefan Sagmeister
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Hellbrise versus Dunkelflaute
Für Trianel-Sprecher Sven Becker ist die Frage der Flexibilisierung der Energiewende eine entscheidende.

An einem einfachen Beispiel verdeutlichte Sven Becker, Sprecher der Trianel-Geschäftsführung, das Problem: Der Windpark Borkum der Trianel in der Nordsee sei fast „ein Drittel des Jahres abgeregelt.“ Von der möglichen Kapazität von 700 Millionen kWh Strom im Jahr würden rund 200 Millionen nicht produziert, weil die Windräder stillstehen. Mit einem anschaulichen Bild erläuterte Becker die Hintergründe der Situation. Vergleiche man die Energiewende mit einem Hausbau, so habe man mit dem Ausbau der Erneuerbaren in den vergangenen Jahren ständig neue Stockwerke hinzugefügt. „Leider wurde dabei das Treppenhaus in Form von Flexibilität vernachlässigt.“

Die stochastische Einspeisung der erneuerbaren Energien führe verstärkt zu „Hellbrisen“. Dabei speisen viele, vor allem Erneuerbare-Anlagen Strom ein, der nicht benötigt wird. Im Sommer treffe bei einer Hellbrise die Leistung von PV- und Windanlagen von über 150 GW vielleicht auf eine Nachfrage von nur 50 GW. Das führe zu einer „deutlichen Überspeisung“ mit negativen Preisen und Abregelung von Anlagen.

Bei der bekannteren Dunkelflaute ist es umgekehrt. Bei einer Windflaute ohne Sonnenschein treffe eine Lastnachfrage von 70, 80 GW auf eine Erneuerbaren-Leistung von nur wenigen GW. „Wir schieben den Regler für den Erneuerbaren-Ausbau immer weiter nach oben, vergessen aber die Regler für Netzausbau, Speicher und Flexibilität zu bedienen“, so Becker zur aktuellen Situation.

Entscheidend sei es, mehr Flexibilität ins System zu bekommen. Elektrolyseure, Batteriespeicher und wasserstofffähige Gaskraftwerke seien dabei die zentralen Komponenten. Diese Technologien liefern Strom, wenn er wirklich gebraucht werde.

Becker fordert verlässliche Rahmenbedingungen

Allerdings benötige der Aufbau von Flexibilitäten verlässliche Rahmenbedingungen. Becker appellierte an die neue Bundesregierung, nach der Wahl schnell ein passendes Umfeld für diese Investitionen zu schaffen. Denn: „Weitere Verzögerungen können wir uns nicht leisten.“

Trianel hat selbst einige Projekte für Flexibilitätslösungen im Portfolio. So plant das Aachener Unternehmen einen Großbatteriespeicher in Waltrop auf einem Nachbargrundstück des Trianel-Kohlekraftwerks Lünen in Nordrhein-Westfalen.

Der Speicher soll nach drei Ausbauphasen eine Kapazität von 1,8 Millionen kWh und eine Leistung von 900 MW erreichen. „Die entsprechende Flächensicherung ist bereits abgeschlossen, und der Satzungsbeschluss der Stadt Waltrop für die Änderung des Bebauungsplans wurde gefasst“, heißt es vom Unternehmen.

Ein weiteres Projekt ist das „Wasserstoffzentrum Hamm“. Gemeinsam mit den Stadtwerken vor Ort, den Stadtwerken Bochum und der Dortmunder DSW 21 plant Trianel „das erste rein kommunale Elektrolyseprojekt.“ In der Nähe des Trianel-Gaskraftwerks Hamm ist ein Elektrolyseur mit einer elektrischen Leistung von 20 MW geplant. Die Anlage soll in 4.000 Volllaststunden im Jahr etwa 1.500 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren.

Zudem will Trianel am Standort des Gaskraftwerks Hamm einen „dritten wasserstofffähigen Kraftwerksblock mit einer Leistung von 500 MW errichten“.


Mittwoch, 12.02.2025, 13:35 Uhr
Stefan Sagmeister

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