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Die Epex Spot hat sich für eine Verschiebung des börsenübergreifenden 15-Minuten-Day-ahead-Handels ausgesprochen. Hintergrund sind ihre Bedenken hinsichtlich der operativen Sicherheit.
„Die Epex Spot ist der Auffassung, dass die internen und externen Testergebnisse weit unter den Standards liegen und zu viele Fehler aufweisen, die zu schwerwiegenden operativen Problemen führen könnten“, heißt es in einer Mitteilung der auch in Deutschland führenden Pariser Strombörse vom 17. April mit Bezug auf das Projekt eines börsen- und länderübergreifenden kontinentalen Strom-Spotmarktes. Dieses heißt „Single Day-Ahead Coupling“ (SDAC) und soll einheitlich auf 15-Minuten-Lieferprodukten basieren. Man habe sich entschieden, bei der Projektabstimmung Ende Mai gegen die für den 11. Juni 2025 geplante Einführung zu stimmen.
„Die Marktteilnehmer brauchen Klarheit. Die anhaltende Unsicherheit über eine Änderung, die so bald und mit so weitreichenden Folgen erfolgen soll, muss aufhören. Wir sollten einen vernünftigen Starttermin nach dem Sommer ins Auge fassen, nämlich den 1. Oktober 2025, wie es auch von den Marktteilnehmern ursprünglich gewünscht wurde. Die europäische Marktkopplung, wie wir sie heute kennen, ist eine bemerkenswerte Errungenschaft. Zuverlässigkeit und sicherer Betrieb sind nicht nur ein zu messender Parameter, sondern müssen die Grundlage bleiben“, sagte der CEO der Epex Spot, Jean-Francois Conil-Lacoste.
Der SDAC-Mechanismus ist immer noch anfällig für Entkopplungen oder Verzögerungen bei der Veröffentlichung von Marktergebnissen, sodass die derzeitige Planung keinen sicheren Betrieb ermögliche, sagte Conil-Lacoste weiter. Bei den im Februar und März 2025 durchgeführten Verfahrenstests endeten demnach etwa 20 Prozent der Testsitzungen mit einer unerwarteten vollständigen Entkopplung; ein Marktvorfall, der in der Geschichte der Marktkopplung noch nie aufgetreten ist. „Dieser Prozentsatz ist in diesem Stadium des Projekts, in dem die Systeme sehr nahe am Produktionsstandard arbeiten sollen, inakzeptabel. Bei einem beträchtlichen Teil der bisher durchgeführten Testfälle verzögerte sich die Veröffentlichung der Marktergebnisse erheblich“, so der Börsenchef.
Zudem seien die Anforderungen an den Algorithmus (Central Matching Algorithm) sehr hoch. „15-Minuten-Produkte bedeuten einen exponentiellen Anstieg der Komplexität für den Algorithmus, während die gesamten operativen Margen im Marktkopplungsprozess komprimiert werden. Für den zentralen Matching-Algorithmus gibt es keinen Plan B, er muss mit der gestiegenen Komplexität zurechtkommen“, hieß es weiter.
Schließlich beklagt der Epex-Spot-CEO, dass die gemeinsam mit den Projektpartnern festgelegten Qualitätskriterien nicht erfüllt würden. „Wie wichtig es ist, diese Qualitätskriterien zu erfüllen, wird durch die Einführung von Intraday-Auktionen (IDA) im Rahmen der einheitlichen Intraday-Kopplung im Jahr 2024 unterstrichen. In den ersten drei Monaten des Betriebs wurden neun IDA abgesagt. Ein solches Leistungsniveau wäre im Day-Ahead-Bereich inakzeptabel“, sagte Conil-Lacoste abschließend.
Die Einführung des 15-Minuten-Day-ahead-Handels in der einheitlichen Day-ahead-Marktkopplung (Single Day-ahead Coupling, SDAC) zielt darauf ab, den Stromhandel auf dem europäischen Kontinent zu verbessern, eine nahtlosere Integration der erneuerbaren Energien in den Markt zu ermöglichen und gleichzeitig die Netzstabilität zu erhöhen.
Im Single Intraday Coupling (SIDC), einem Markt, der für die Integration erneuerbarer Energien von entscheidender Bedeutung ist, ist die Einführung von 15-Minuten-Produkten fast abgeschlossen, wobei die überwiegende Mehrheit der Grenzen und Gebotszonen mit einer 15-Minuten-Auflösung arbeitet.
Donnerstag, 17.04.2025, 16:51 Uhr
Marie Pfefferkorn
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