Energieregion erhielt schon vor dem Start einen Preis. Quelle: Energieagentur Niedersachsen / Stefan Koch
Nach zwei Jahren Vorarbeit verfügt Südniedersachsen nun über einen gemeinschaftlich getragenen Erneuerbaren-Entwickler. Die „EnergieRegion Göttingen GmbH“ hat die Geschäfte aufgenommen.
Im Süden Niedersachsens gibt es einen neuen Erneuerbaren-Entwickler in breit verteilter kommunaler Trägerschaft. Die „EnergieRegion Göttingen GmbH“ ist laut einer Mitteilung seit Mitte September 2024 im Handelsregister eingetragen und nimmt damit ihre Arbeit auf.
In der Energieregion GmbH bündeln verschiedene Beteiligte ihre Kräfte. Größte Anteilseigner sind mit jeweils 22,5 Prozent die Stadt Göttingen und die Stadtwerke Göttingen. Daneben halten der in der Mitte Deutschlands tätige Energieversorger EAM aus Kassel und der Landkreis Göttingen jeweils 20 Prozent. Die restlichen 15 Prozent, heißt es in einer Mitteilung der Beteiligten, sollen weiteren Kommunen und Versorgern für einen Beitritt zur Verfügung stehen.
In das Boot einsteigen wollen in Kürze zum Beispiel Hannoversch Münden und die Stadtwerke der Drei-Flüsse-Stadt, sagt Tobias Meier. Er ist Prokurist bei den den Stadtwerken Göttingen und neben Martin Jakob (EAM) einer der beiden Geschäftsführer der neuen Energieregion GmbH. Weitere Kommunen und Versorger würden bis Jahresende hinzustoßen, so Tobias Meier.
„Klimaschutz nicht dem freien Markt überlassen“
Als Ziel hatten die Partner im Landkreis Göttingen sich bereits bei den Erstgesprächen im Herbst 2022 gesetzt, die regionale Energiewende selbst zu gestalten. Wie auch bei anderen Zusammenschlüssen will die Energieregion GmbH zunächst mögliche Wind- und Sonnenkraftprojekte identifizieren und anstoßen. Umsetzen sollen diese dann eigene Betreibergesellschaften, in die wiederum weitere Genossenschaften, Kommunen und Versorger einsteigen können.
Dass die Energiewende im Landkreis bereits stattfindet und für eine Vielzahl von Unternehmen interessant ist, zeigt ein jüngstes Beispiel aus Adelebsen. Hier hat die deutsche Tochter von EDF Renewables aus Frankreich vor, auf mehr als 100 Hektar Fläche einen Solarpark mit einer Leistung von 116 MW zu errichten (wir berichteten).
In diesem Zusammenhang hält es der Göttinger Landrat Marcel Riethig (SPD) für geboten, „den Klimaschutz nicht den Kräften des freien Marktes [zu] überlassen. Nur regional vernetzt und gesellschaftlich getragen können wir gemeinsam in eine klimaneutrale Zukunft gehen.“
EAM-Geschäftsführer Hans-Hinrich Schriever sieht in der Gründung der Energieregion „eine große Chance für die Umsetzung der regionalen Energiewende“. Und Frank Wiegelmann, Kaufmännischer Vorstand der Stadtwerke Göttingen AG, hebt die umfassende Kooperation hervor. Sie sorge für Synergien, die auch die wirtschaftliche Teilhabe und Akzeptanz der Erneuerbaren vor Ort fördere.
Akzeptanz auf übergeordneter Ebene hat die Energieregion GmbH bereits selbst erfahren. Anfang September erhielt der kommunale Verbund einen Scheck in Höhe von 15.000 Euro aus den Händen von Landesumweltminister Christian Meyer (Grüne). Beim Klimaschutzwettbewerb „Klima kommunal“, den die Klimaschutz- und Energieagentur (KEAN) des Landes ausgelobt hatte, heimste die Energieregion den Preis für ein herausragendes Beispiel für interkommunale Zusammenarbeit ein.
Das Land Niedersachsen setzt bei der Energiewende auf verschiedene Pfeiler. Die Solarenergie soll bis 2035 auf eine Leistung von 65.000 MW wachsen, davon sollen sich 50.000 MW auf Dächern und 15.000 MW auf Freiflächen verteilen.
Montag, 7.10.2024, 12:54 Uhr
Volker Stephan
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