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Die Direktvermarktungs-Leistung ist im Oktober auf eine neue Rekordzahl gewachsen. Aber die Septemberzahlen waren bis zur jetzigen Veröffentlichung auch untertrieben gewesen.
Die deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) haben am 8.
Oktober für den laufenden Monat eine rekordmäßige Direktvermarktungs-Leistung von insgesamt 114.731
MW veröffentlicht. Der neuerliche Rekord liegt in der Logik des ständigen Erneuerbaren-Zubaus, auch innerhalb der Direktvermarktungs-Pflicht ab 100
kW. Allerdings kaschiert der angebliche Zuwachs gegenüber September von nur 546
MW, dass die Septemberzahlen nicht stimmten, ergeben Recherchen dieser Redaktion.
Die statistische Unschärfe ist wahrscheinlich so alt wie die Direktvermarktung selbst. Sie kommt so zustande: Die Vergleichszahl aus den zwei Segmenten „gefördertes Marktprämienmodell“ und „ungeförderte sonstige Direktvermarktung“ vom September addiert sich jetzt auf 114.185
MW. Im September, dessen Neuanmeldungen und Segmentwechsel die Anlagenbetreiber bis Ende Juli hätten melden und die Anschlussnetzbetreiber diese an die ÜNB weitergeben müssen, waren aber erst 113.897
MW gemeldet worden. Das ergäbe dann einen Zuwachs bis Oktober von 833
MW, während 546
MW das zweitniedrigste monatliche Plus in diesem Jahr gewesen wären.
Die Erklärung: Die Pflichtmeldungen werden erst in einem der folgenden Monate rückwirkend nachgeholt und die weiter zurückliegenden öffentlichen Daten von den ÜNB stillschweigend mit einem allgemeinen Disclaimer korrigiert, zumeist nach oben. Wer es genau wissen will, muss also Monat für Monat die anlagenscharfe Excel-Datei herunterladen.
Die ständige Unschärfe verringert den Aussagewert der Statistik, was das Wachstum der beiden Segmente und der sieben erfassten grünen Technologien angeht. So könnte auch die Oktoberzahl mit einiger Wahrscheinlichkeit untertrieben sein, was dann frühestens im November der Fachöffentlichkeit bekannt wird.
Onshore-Wind gegen den GesamttrendNimmt man die Oktober-Statistik so, wie sie nun mal dasteht, entfällt mehr als die Hälfte des monatlichen Wachstums, nämlich 310
MW, auf das ungeförderte Segment, das bei gut 22.800
MW landet. Die Marktprämie steht jetzt bei 91.900
MW.
Größter Wachstumstreiber war die Windkraft an Land, die größte Technologie in der Direktvermarktung: Sie legte in beiden Segmenten zu: in der Marktprämie um 223
MW auf gut 49.500
MW und in der förderfreien Direktvermarktung um 77
MW auf etwas über 12.000
MW.
Bei der Photovoltaik als zweitgrößter Technologie verschob sich die Direktvermarktung praktisch ohne Wachstum um grob 120
MW in die Förderung. Darin stehen jetzt 27.100
MW, und ohne Förderung werden 7.300
MW Solarleistung direktvermarktet.
Die große Masse der mittlerweile 4,56
Millionen PV-Anlagen in Betrieb ist mit Abstand zu klein für die Direktvermarktungspflicht, sie tauchen in dieser Statistik also nie auf. Ihr eingespeister Strom wird von den ÜNB vermarktet.
Wieder 87 MW mehr Offshorewind förderfreiBei der Offshore-Windenergie war die Entwicklung bei null Wachstum umgekehrt wie bei Solar: 87
MW wurden förderfrei. Das Segment summiert sich hier nun auf 2.387
MW. In der Förderung stehen noch 6.828
MW. Diese Zahlen dürften regelmäßig valide sein, weil die Betreiber auf der See direkt an die ÜNB melden, die alle die dahinterliegenden Geschäftsprozesse beherrschen.
Bei der Biomasse als viertgrößter regenerativer Energiequelle bewegte sich wie in den Monaten zuvor praktisch nichts: Gut 7.300
MW sind in der Förderung, was den Strom anbetrifft, etwas über 600
MW subventionsfrei.
Die anlagen- und monatsscharfen Direktvermarktungsleistungen von Januar 2011 bis Oktober 2024 sind
auf einer Transparenzseite der ÜNB anzusehen und herunterzuladen.
Mittwoch, 9.10.2024, 17:19 Uhr
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