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Die direktvermarktete Grünstrom-Leistung ist im April auf Monatsbasis besonders stark gewachsen. 2024 kam dies nur in zwei Monaten vor. Allerdings kann man die Zahlen auch anders lesen.
Die Direktvermarktungsleistung ist im April gegenüber März um 1.123
MW auf einen neuen Rekordwert von knapp 119.300
MW in beiden Hauptsegmenten gestiegen. Das geht aus einer Veröffentlichung der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) vom 7.
April hervor. Liegt der Rekord beim neuen Resultat in der Ausbaulogik der Energiewende, so hat der nominelle Zuwachs auf Monatsbasis Seltenheitswert, ergeben Berechnungen dieser Redaktion.
Demzufolge hat es seit Anfang 2024 nur zwei Monate gegeben, in denen der Zuwachs ebenso die Gigawatt-Schwelle überschritten hatte: im Vorjahresmonat April 2024 mit 1.014
MW und im August 2024 mit 1.260
MW Plus. Dieses Jahr hingegen bewegten sich die monatlichen Wachstumszahlen vor dem April zwischen knapp 400
MW und knapp 750
MW.
Wer allerdings die Veröffentlichung von Anfang März noch im Kopf hat, könnte zur Ansicht gelangen, dass der Zuwachs noch untertrieben wurde. Denn auch die installierten Leistungen vom Vormonat März sind jetzt nach oben korrigiert worden, die Energiewende war also im März weiter, als im März gemeldet worden war.
Statistische Unschärfe durch Schlendrian: mehrere Hundert MWDas ist ein allmonatlicher Vorgang: Die Anlagenbetreiber oder in ihrem Auftrag die Direktvermarkter melden nämlich neue grüne Kraftwerke zur Direktvermarktung verspätet und rückwirkend nach oder aber den Wechsel von Anlagen zwischen den Segmenten. Eigentlich müsste dies spätestens Ende des Vorvormonats geschehen, also für April etwa Ende Februar. In den meisten Technologien gehen die Meldungen an den Anschlussnetzbetreiber auf niedrigerer Spannungsebene. Dieser reicht sie aggregiert an seinen vorgelagerten ÜNB durch, womöglich mit erneutem Zeitverzug. Auf ÜNB-Ebene müssen dann noch die Daten von vier ÜNB aggregiert werden. Die ÜNB sagen, die Verteilnetzbetreiber seien schuld, die VNB sagen gar nichts. Wie es sich genau verhält, ist ein gut gehütetes Geheimnis der ÜNB, der VNB und der Bundesnetzagentur.
Der Nachmeldungs-Umfang lässt sich nur ermitteln, wenn man die betreffenden Exceldateien von früher selbst archiviert, wie diese Redaktion, denn auf der Transparenzseite der ÜNB werden sie mit jeder neuen Veröffentlichung überschrieben. Die Wiedergabe auf der Transparenzplattform wird als nicht leistbar dargestellt, es gibt nur seit einer Anfrage dieser Redaktion einen allgemeinen Disclaimer.
Anfang April jedenfalls wurden für März 318
MW nachgemeldet. Diese müssten eigentlich zum Plus von 1.123
MW noch addiert werden. Sie zeigen jedenfalls die Größenordnung der statistischen Unschärfe. Die aktuellen März-Zahlen sind mit Sicherheit die validieren.
Mit einiger Sicherheit kann man nur zweierlei aussagenDie April-Zahlen wiederum werden - so darf man erfahrungsgemäß spekulieren - in der Veröffentlichung von Anfang Mai nach oben korrigiert werden. Durch die etablierte Nachlässigkeit im Meldewesen in dieser Größenordnung und in seiner regulatorischen Überwachung wird die Direktvermarktungs-Statistik zur Farce. Im Grunde kann man mit hinreichender Sicherheit nur aussagen, dass die installierte Leistung in beiden Segmenten und in den Haupttechnologien PV und Wind onshore gewachsen ist.
Nimmt man die aktuellen Zahlen für bare Münze, so findet das Hauptwachstum in der Direktvermarktung im April im geförderten Segment „Marktprämie“ statt. Hier ging es gegenüber März um 650
MW auf 92.100
MW nach oben. Mehr oder weniger wachsen hier nur Windenergie an Land mit +300
MW auf 48.800
MW und die Photovoltaik um gut 350
MW auf 28.300
MW.
Alle anderen Technologien treten mehr oder weniger auf der Stelle, Biomasse als die drittgrößte liegt bei gut 7.100
MW und Offshore-Wind bei gut 6.400
MW.
Auch förderfreies Segment wächst um Hunderte MWDie subventionsfreie „sonstige Direktvermarktung“ wächst im April um 470
MW auf gut 27.100
MW, ebenfalls nur bei Wind onshore und PV. Windenergieanlagen an Land sind jetzt mit 13.800
MW in der förderfreien Direktvermarktung, was ein Plus um 230
MW ist. Die PV legt um 200
MW auf 9.000
MW zu.
In der Direktvermarktungs-Statistik sind die meisten der bald 5
Millionen PV-Anlagen in Deutschland nicht enthalten, da sie private Dachanlagen sind und für die Direktvermarktungspflicht zu klein sind. Die Vermarktung übernehmen die ÜNB auf Basis einer Pflicht aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz. Sie stellen den geförderten Ökostrom aus kleinen Anlagen ins Orderbuch der Day-ahead-Auktion an der Börse Epex Spot oder in den Intradayhandel dort. Die Erlöse, die sie darin erzielen, müssen sie beziehungsweise die VNB zur Auszahlung der EEG-Subventionen verwenden.
Die anlagen- und monatsscharfen Direktvermarktungsleistungen von Januar 2011 bis April 2025 sind
auf einer Transparenzseite der ÜNB herunterzuladen.
Montag, 7.04.2025, 11:46 Uhr
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