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Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) stellt in einem Weißbuch die Bedingungen für den Wasserstoffspeicher-Markt der Zukunft dar – und sieht großen Handlungsbedarf.
Das jetzt vorgelegte Weißbuch des Wirtschaftsministeriums beschreibt, wie Deutschland den steigenden Bedarf an Wasserstoffspeichern bis 2045 decken kann und welcher politische sowie regulatorische Rahmen dafür nötig ist. Der Text des BMWK gründet auf einer breiten Konsultation auf Basis des zuvor veröffentlichten Grünbuchs. Das Ministerium wertet darin unter anderem Szenarien aus, die vom Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität zu Köln (EWI) und der Initiative Energien Speichern (Ines) stammen.
Der Speicherbedarf in Deutschland wächst demnach erheblich: Während bis 2030 zwischen 2 und 7
Milliarden kWh benötigt werden, könnten es 2045 bereits bis zu 80
Milliarden
kWh sein, so das Ministerium. Europaweit schätzen die Autoren des Papiers den Bedarf bis zum Jahr 2050 auf bis zu 161
Milliarden kWh.
Als Haupttreiber nennt das Ministerium den zunehmenden Einsatz von Wasserstoff − zum einen in der Industrie und zum anderen für die Rückverstromung in Kraftwerken. Wasserstoffspeicher ermöglichten es, überschüssige Energie aus Wind und Sonne über längere Zeiträume zu speichern – etwa von saisonalen Überschüssen vom Sommer für den Winter. Laut Weißbuch ist das ein zentraler Baustein für eine verlässliche Energieversorgung.
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„Weißbuch Wasserstoffspeicher“ (zum Öffnen bitte auf das PDF klicken) Quelle: BMWK |
Besonders gute geologische Voraussetzungen in DeutschlandDeutschland verfügt, so führt es das Papier auf, über besonders gute geologische Voraussetzungen zur Wasserstoffspeicherung und könne dadurch auch eine zentrale Rolle innerhalb Europas einnehmen. Als Rückgrat gelten Salzkavernen sowie obertägige Speicher, wie Druck- oder Flüssigwasserstoff-Anlagen, für kurzfristige Anwendungen.
Ein wesentliches Potenzial sieht das BMWK in der Umwidmung bestehender Erdgas- und Erdölspeicher. Je nach Ausgestaltung könnten diese bis zu 50
Prozent des Speicherbedarfs bis 2040 abdecken. Die Einschätzung des Ministeriums: Technisch sei eine Umstellung von Salzkavernen in sechs Jahren möglich, während Neubauten bis zu zwölf Jahre in Anspruch nehmen.
Das BMWK sieht dringenden Handlungsbedarf, um die Speicherinfrastruktur an der künftigen Wasserstoffnachfrage auszurichten. Dazu gehören aus Sicht des Ministeriums schnellere Genehmigungen, eine marktorientierte Regulierung und gezielte Anreize auf der Nachfrageseite.
Integration in ein europäisches Netz nötigDas Weißbuch definiert einen wettbewerblich organisierten Speichermarkt als Leitbild. Technologische Vielfalt und dezentrale Speicherstrukturen böten gute Voraussetzungen für ein marktliches Umfeld. Damit dieser Markt entstehen kann, seien klare, aber begrenzte regulatorische Leitplanken erforderlich. Diese sollen Investitionssicherheit schaffen, ohne Innovationen zu behindern.
Zudem hebt das BMWK hervor, dass Unsicherheitenbesonders im Markthochlauf Investitionen ausbremsen könnten. Daher plädiert das Ministerium für eine gezielte Förderung der Wasserstoff-Nachfrageseite, um ein verlässliches Marktumfeld für Speicherprojekte zu schaffen. Solche Maßnahmen müssten aber laufend geprüft und an technologische wie wirtschaftliche Entwicklungen angepasst werden.
Eine weitere Empfehlung aus dem Weißbuch ist die Integration Deutschlands in ein europäisches Wasserstoffspeicher-Netzwerk. Der Aufbau grenzüberschreitender Infrastruktur, etwa über das Projekt „European Hydrogen Backbone“, könne die Versorgungssicherheit erhöhen und Skaleneffekte heben. Gemeinsame Standards und ein harmonisierter Regulierungsrahmen seien Voraussetzungen, damit ein künftiger Binnenmarkt für Wasserstoffspeicherung funktioniert.
Darüber hinaus erkennt das BMWK in seinem Weißbuch auch die Bedeutung kontinuierlicher Forschung und technologischer Innovation an. Nur so lasse sich die Effizienz der Speicherung steigern und die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland sichern. Damit die Wasserstoffwirtschaft erfolgreich hochgefahren werden kann, bedarf es laut dem Ministerium einer Kombination aus Investitionen, klarer Regulierung und europäischer Zusammenarbeit.
Das 64-seitige
„Weißbuch Wasserstoffspeicher“ lässt sich über die Internetseite des BMWK downloaden.
Donnerstag, 17.04.2025, 15:38 Uhr
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