E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Aus Der Zeitung - Begriffsschärfung tut Not
Quelle: E&M
Aus Der Zeitung

Begriffsschärfung tut Not

Der Bundesverband der Energiemarktdienstleister (BEMD) widmet sich mit einem umfassenden Marktüberblick den IT-Plattformen in der Energiewirtschaft.
Ziemlich genau vor zwei Jahren titelte Energie & Management: „TAP ist top“. In einem Interview mit dem früheren E&M-Chefredakteur Helmut Sendner erläuterte Matthias Cord, stellvertretender Vorstandschef der Thüga AG, die Mühen der Entwicklung und die Vorteile einer eigenen Abrechnungsplattform. Eine wesentliche Herausforderung sei gewesen, die Anforderungen der Großen mit den vielen kleinen Stadtwerken im Thüga-Verbund auf einer Plattform abzubilden. Nach einer Ausschreibung hatte die Beratungsgesellschaft Accenture im November 2021 den Zuschlag für die Umsetzung erhalten. Auf die Frage, ob Plattformen die Lösung aller Probleme, etwa an der Schnittstelle zum und beim Umgang mit den Kunden, seien, antwortete Cord: „Für alles, was in Skalen kostengünstiger wird und in den Prozessen ohnehin von jedem Unternehmen in mehr oder weniger gleichem Umfang geleistet oder vorgehalten werden muss, sind Plattformen sinnvoll.“

Mit TAP geht die Thüga ihren eigenen Weg, nachdem 2019 die „Verbandsübergreifende Initiative IT-Plattform der Zukunft“ (VÜI) gescheitert war. Von BDEW und VKU sowie der sogenannten Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe war die Initiative 2017 mit dem Ziel ins Leben gerufen worden, mehr als 50 Millionen Zählpunkte unter einer gemeinsamen IT-Architektur zu vereinen.

Aktiv gemanagt werden die Kunden im Thüga-Verbund noch nicht über die Plattform. Die Umsetzung dauert noch an und gestaltet sich komplexer als ursprünglich erwartet, wie vonseiten der Thüga bereits zu hören war. Aber noch im laufenden Jahr sollen die ersten Stadtwerke die Plattform operativ nutzen können.
 
Wesentliche Merkmale: Standardisierung und Skalierung
 
Was Cord vor zwei Jahren betont hat, bekräftigt nun auch Jörn Haußen. „Skalierung und Standardisierung sind wesentliche Merkmale von Plattformen“, so der Leiter der Arbeitsgruppe Meter-to-Cash beim Bundesverband der Energiemarktdienstleister, der im „Hauptberuf“ die Energiemarktstrategie des IT-Dienstleisters Gisa verantwortet. „Für den Anbieter einer Plattform geht es vor allem darum, einen Wust an Schnittstellen zu vermeiden, die Prozesse durchgängig abzubilden und damit den Nutzern ein Grundgerüst für ihre Geschäftsmodelle zu geben“, erläutert Haußen.

Gerade für die mittelgroßen Stadtwerke stelle sich im Gegensatz zu den Kleinen der Branche durchaus noch die Frage, ob man einen Best-of-Breed-Ansatz verfolgt oder doch weitgehend auf ein plattformbasiertes Rund-um-Sorglos-Paket setzt. „Bei der ersten Alternative, wenn man also verschiedene Softwaremodule einkauft, die für bestimmte Funktionen als die beste Lösung am Markt erscheinen, muss man allerdings auch das Know-how und die entsprechenden personellen Ressourcen zur Verfügung haben“, mahnt Haußen. Die Anforderungen, um die individuellen Lösungen in die eigene IT-Landschaft zu integrieren, dürfe man keinesfalls unterschätzen. Deshalb sei es sicherlich für viele Nutzer attraktiv, ein umfassendes Funktionspaket mit Beratung, mit Updates und Cloud-Dienstleistungen als Software-as-a-Service in Anspruch nehmen zu können.

Und noch ein Bonbon, in dessen Genuss die Nutzer von Plattformen in der Regel kommen: Der Betreiber sorgt automatisch für alle Anpassungen, die aufgrund von Änderungen der regulatorischen Rahmenbedingungen notwendig werden. Dies hatte bereits die Thüga bei ihrer Ausschreibung für die Abrechnungsplattform den Bewerbern ins Pflichtenheft geschrieben. Nach Ansicht von Haußen ist dieser Service aber mittlerweile schon fast obligatorischer Bestandteil von Nutzungsverträgen.

Nicht nur die Thüga, auch andere Unternehmen und Zusammenschlüsse haben Plattformen an den Markt gebracht. Mit der Dachmarke „Kraftwerk“ sind IS Software, Einsundnull, MSU Solutions, Signion und S&P Solutions angetreten, „um die gesamte kaufmännische Wertschöpfungskette der Energiewirtschaft − ergänzt um die Prozesse im strategischen und operativen Assetmanagement − umfassend über alle Marktrollen abzudecken“, wie es auf der Internetseite von Einsundnull heißt. Als Klammer um das Konstrukt fungiert die Energy Software Holding (ESH), die unter Beteiligung von Elvaston Capital Management von den IT-Unternehmen gegründet wurde. Eines ihrer Ziele: „die Entwicklung von ERP-Systemen zu leistungsfähigen und modernen Cloud-Softwaresystemen zu beschleunigen“.

Umfassend, gesamte Wertschöpfungskette, durchgängige Prozesse − die Begriffe sind häufig anzutreffen, wenn Plattformen charakterisiert werden. Aber, gibt Jörn Haußen zu bedenken, wenn man zehn Abteilungs- oder Fachbereichsleiter aus der IT nach einer Begriffsdefinition für „Plattform“ frage, erhalte man meistens 15 verschiedene Antworten. Eine begriffliche Schärfung erscheint daher dringend notwendig. Der nächste Marktüberblick im Rahmen der Transparenzinitiative der Arbeitsgruppe Meter to Cash beim BEMD soll hier Abhilfe schaffen. Sie soll auch Aufschluss darüber geben, was eine Plattform eigentlich ausmacht und worin sie sich von einer Softwarelösung im herkömmlichen Sinne unterscheidet. Kompliziert wird es dann jedoch, wenn Softwarelösungen quasi im Bauch der Plattform ihren Dienst verrichten.

Die nächste wird die vierte Auflage dieser Branchenerhebung sein. Bislang wurden ausschließlich Softwareanbieter − zuletzt waren es 22 Firmen − anhand von 380 Kriterien miteinander verglichen, um einen möglichst vollständigen Überblick über die Abrechnungssysteme in der Energiewirtschaft zu geben.

Bereits in der zweiten Auflage 2020 zeichnete sich allerdings die wachsende Bedeutung von Plattformen ab. Ingo Schöbe, der zu dieser Zeit die AG Meter to Cash leitete und heute noch im Gremium mitarbeitet, brachte es mit „Plattformen sind die Zukunft“ auf den Punkt. Daher bezogen sich schon damals einige abgefragte Kriterien auf die Plattformfähigkeit der Angebote und Anbieter. „Wir sind jetzt aber einen großen Schritt weiter“, sagt Haußen. „Wir sind dabei, den Kriterienkatalog grundlegend zu überarbeiten“, so der Arbeitsgruppenleiter. Neu sind beispielsweise die Fragen nach dem Einsatz von künstlicher Intelligenz oder nach den Funktionen zur Umsetzung der Anforderungen des § 14a EnWG. Angesichts der noch geringen praktischen Relevanz des Steuerns und der damit verbundenen Entgeltreduzierung bleibe man bei diesen Kriterien aber noch an der Oberfläche. Um die Funktionen und Prozesse, die für die einzelnen Marktrollen relevant sind, zu beschreiben und zu analysieren, wird das BEMD-Referenzmodell den Kriterienkatalog ergänzen. Dadurch soll auch die Abgrenzung zu den IT-Anbietern deutlich werden. Denn die anstehende vierte Auflage der Transparenzinitiative wird neben den „klassischen“ Softwareherstellern auch Plattformanbieter unter die Lupe nehmen. Wie viele von ihnen letztlich vertreten sein werden, lasse sich im Moment noch nicht konkret sagen. Knapp 20 könnten es aber nach Ansicht der Verantwortlichen beim BEMD durchaus sein.
 
Plattformbetreiber können sich beim BEMD melden
 
Die Plattformbetreiber, die schon in bundesweiten Kampagnen auf sich aufmerksam gemacht haben, sind auf jeden Fall als potenzielle Teilnehmer vorgemerkt, wie RKU.IT mit Next Gen oder Items mit Billing4us. Genauso sollen die Energieversorger, die sich selbst aufgemacht haben, Plattformbetreiber zu werden, oder es schon sind, angesprochen werden. Beispiele dafür gibt es schon eine ganze Reihe, allerdings eher bei den Großen, etwa EnBW mit EnPower X oder Eon mit der Digital Sales Platform.

Nach Erkenntnis der AG Meter to Cash gibt es jedoch auch Plattformbetreiber, die gar kein bundesweites Interesse wecken wollen und sich erst einmal noch mit sich selbst beziehungsweise mit den sie tragenden Unternehmen beschäftigen wollen oder müssen. „Möglicherweise gibt es auch Plattformen, die wir gar nicht auf dem Schirm haben“, sagt Haußen und nutzt die Gelegenheit zum Appell, in einem solchen Fall doch von sich aus auf den BEMD zuzugehen. Denn wie schon in den vergangenen Jahren ist die Zielsetzung der neuen Transparenzinitiative ein weitgehend vollständiger Marktüberblick. 

BEMD-Plattform-Definition
Eine Plattform besitzt einen standardisierten Kern für die nicht differenzierenden energiewirtschaftlichen Kernprozesse (Meter to Cash) und für allgemeine Funktionalitäten wie Integration Layer oder User Management. Für differenzierende Prozesse, zum Beispiel Customer Service, sind flexible Module als Plattformerweiterung integrierbar.

Transparenzinitiative im Zeitplan
Im Sommer 2023 begann die AG Meter to Cash beim Bundesverband der Energiemarktdienstleister (BEMD), die derzeit 15 Arbeitsgruppenmitglieder aus verschiedenen Unternehmen zählt, mit den Vorbereitungen zur vierten Marktbefragung im Rahmen ihrer Transparenzinitiative. Noch im Juli soll die Aktualisierung beziehungsweise Bereinigung des Kriterienkatalogs abgeschlossen sein, der unter anderem funktionale Eigenschaften wie Prozessmonitoring, Datenmanagement oder Berechtigungsmodell abfragt, sich aber auch den Betriebs- und Supportmodellen oder den Vertrags- und Preismodellen zuwendet. Die Marktabfrage, bei der die Software- und Plattformanbieter selbst ihre Einordnung in den einzelnen Kategorien vornehmen, ist für August und September vorgesehen. Möglicherweise können die Verantwortlichen dann bereits beim BEMD-Bundeskongress am 18. Und 19. September in Berlin ein erstes Stimmungsbild aus der Branche wiedergeben. Die Bekanntgabe der Ergebnisse ist im Rahmen der E-world im Februar 2025 vorgesehen.

Freitag, 5.07.2024, 08:50 Uhr
Fritz Wilhelm
Energie & Management > Aus Der Zeitung - Begriffsschärfung tut Not
Quelle: E&M
Aus Der Zeitung
Begriffsschärfung tut Not
Der Bundesverband der Energiemarktdienstleister (BEMD) widmet sich mit einem umfassenden Marktüberblick den IT-Plattformen in der Energiewirtschaft.
Ziemlich genau vor zwei Jahren titelte Energie & Management: „TAP ist top“. In einem Interview mit dem früheren E&M-Chefredakteur Helmut Sendner erläuterte Matthias Cord, stellvertretender Vorstandschef der Thüga AG, die Mühen der Entwicklung und die Vorteile einer eigenen Abrechnungsplattform. Eine wesentliche Herausforderung sei gewesen, die Anforderungen der Großen mit den vielen kleinen Stadtwerken im Thüga-Verbund auf einer Plattform abzubilden. Nach einer Ausschreibung hatte die Beratungsgesellschaft Accenture im November 2021 den Zuschlag für die Umsetzung erhalten. Auf die Frage, ob Plattformen die Lösung aller Probleme, etwa an der Schnittstelle zum und beim Umgang mit den Kunden, seien, antwortete Cord: „Für alles, was in Skalen kostengünstiger wird und in den Prozessen ohnehin von jedem Unternehmen in mehr oder weniger gleichem Umfang geleistet oder vorgehalten werden muss, sind Plattformen sinnvoll.“

Mit TAP geht die Thüga ihren eigenen Weg, nachdem 2019 die „Verbandsübergreifende Initiative IT-Plattform der Zukunft“ (VÜI) gescheitert war. Von BDEW und VKU sowie der sogenannten Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe war die Initiative 2017 mit dem Ziel ins Leben gerufen worden, mehr als 50 Millionen Zählpunkte unter einer gemeinsamen IT-Architektur zu vereinen.

Aktiv gemanagt werden die Kunden im Thüga-Verbund noch nicht über die Plattform. Die Umsetzung dauert noch an und gestaltet sich komplexer als ursprünglich erwartet, wie vonseiten der Thüga bereits zu hören war. Aber noch im laufenden Jahr sollen die ersten Stadtwerke die Plattform operativ nutzen können.
 
Wesentliche Merkmale: Standardisierung und Skalierung
 
Was Cord vor zwei Jahren betont hat, bekräftigt nun auch Jörn Haußen. „Skalierung und Standardisierung sind wesentliche Merkmale von Plattformen“, so der Leiter der Arbeitsgruppe Meter-to-Cash beim Bundesverband der Energiemarktdienstleister, der im „Hauptberuf“ die Energiemarktstrategie des IT-Dienstleisters Gisa verantwortet. „Für den Anbieter einer Plattform geht es vor allem darum, einen Wust an Schnittstellen zu vermeiden, die Prozesse durchgängig abzubilden und damit den Nutzern ein Grundgerüst für ihre Geschäftsmodelle zu geben“, erläutert Haußen.

Gerade für die mittelgroßen Stadtwerke stelle sich im Gegensatz zu den Kleinen der Branche durchaus noch die Frage, ob man einen Best-of-Breed-Ansatz verfolgt oder doch weitgehend auf ein plattformbasiertes Rund-um-Sorglos-Paket setzt. „Bei der ersten Alternative, wenn man also verschiedene Softwaremodule einkauft, die für bestimmte Funktionen als die beste Lösung am Markt erscheinen, muss man allerdings auch das Know-how und die entsprechenden personellen Ressourcen zur Verfügung haben“, mahnt Haußen. Die Anforderungen, um die individuellen Lösungen in die eigene IT-Landschaft zu integrieren, dürfe man keinesfalls unterschätzen. Deshalb sei es sicherlich für viele Nutzer attraktiv, ein umfassendes Funktionspaket mit Beratung, mit Updates und Cloud-Dienstleistungen als Software-as-a-Service in Anspruch nehmen zu können.

Und noch ein Bonbon, in dessen Genuss die Nutzer von Plattformen in der Regel kommen: Der Betreiber sorgt automatisch für alle Anpassungen, die aufgrund von Änderungen der regulatorischen Rahmenbedingungen notwendig werden. Dies hatte bereits die Thüga bei ihrer Ausschreibung für die Abrechnungsplattform den Bewerbern ins Pflichtenheft geschrieben. Nach Ansicht von Haußen ist dieser Service aber mittlerweile schon fast obligatorischer Bestandteil von Nutzungsverträgen.

Nicht nur die Thüga, auch andere Unternehmen und Zusammenschlüsse haben Plattformen an den Markt gebracht. Mit der Dachmarke „Kraftwerk“ sind IS Software, Einsundnull, MSU Solutions, Signion und S&P Solutions angetreten, „um die gesamte kaufmännische Wertschöpfungskette der Energiewirtschaft − ergänzt um die Prozesse im strategischen und operativen Assetmanagement − umfassend über alle Marktrollen abzudecken“, wie es auf der Internetseite von Einsundnull heißt. Als Klammer um das Konstrukt fungiert die Energy Software Holding (ESH), die unter Beteiligung von Elvaston Capital Management von den IT-Unternehmen gegründet wurde. Eines ihrer Ziele: „die Entwicklung von ERP-Systemen zu leistungsfähigen und modernen Cloud-Softwaresystemen zu beschleunigen“.

Umfassend, gesamte Wertschöpfungskette, durchgängige Prozesse − die Begriffe sind häufig anzutreffen, wenn Plattformen charakterisiert werden. Aber, gibt Jörn Haußen zu bedenken, wenn man zehn Abteilungs- oder Fachbereichsleiter aus der IT nach einer Begriffsdefinition für „Plattform“ frage, erhalte man meistens 15 verschiedene Antworten. Eine begriffliche Schärfung erscheint daher dringend notwendig. Der nächste Marktüberblick im Rahmen der Transparenzinitiative der Arbeitsgruppe Meter to Cash beim BEMD soll hier Abhilfe schaffen. Sie soll auch Aufschluss darüber geben, was eine Plattform eigentlich ausmacht und worin sie sich von einer Softwarelösung im herkömmlichen Sinne unterscheidet. Kompliziert wird es dann jedoch, wenn Softwarelösungen quasi im Bauch der Plattform ihren Dienst verrichten.

Die nächste wird die vierte Auflage dieser Branchenerhebung sein. Bislang wurden ausschließlich Softwareanbieter − zuletzt waren es 22 Firmen − anhand von 380 Kriterien miteinander verglichen, um einen möglichst vollständigen Überblick über die Abrechnungssysteme in der Energiewirtschaft zu geben.

Bereits in der zweiten Auflage 2020 zeichnete sich allerdings die wachsende Bedeutung von Plattformen ab. Ingo Schöbe, der zu dieser Zeit die AG Meter to Cash leitete und heute noch im Gremium mitarbeitet, brachte es mit „Plattformen sind die Zukunft“ auf den Punkt. Daher bezogen sich schon damals einige abgefragte Kriterien auf die Plattformfähigkeit der Angebote und Anbieter. „Wir sind jetzt aber einen großen Schritt weiter“, sagt Haußen. „Wir sind dabei, den Kriterienkatalog grundlegend zu überarbeiten“, so der Arbeitsgruppenleiter. Neu sind beispielsweise die Fragen nach dem Einsatz von künstlicher Intelligenz oder nach den Funktionen zur Umsetzung der Anforderungen des § 14a EnWG. Angesichts der noch geringen praktischen Relevanz des Steuerns und der damit verbundenen Entgeltreduzierung bleibe man bei diesen Kriterien aber noch an der Oberfläche. Um die Funktionen und Prozesse, die für die einzelnen Marktrollen relevant sind, zu beschreiben und zu analysieren, wird das BEMD-Referenzmodell den Kriterienkatalog ergänzen. Dadurch soll auch die Abgrenzung zu den IT-Anbietern deutlich werden. Denn die anstehende vierte Auflage der Transparenzinitiative wird neben den „klassischen“ Softwareherstellern auch Plattformanbieter unter die Lupe nehmen. Wie viele von ihnen letztlich vertreten sein werden, lasse sich im Moment noch nicht konkret sagen. Knapp 20 könnten es aber nach Ansicht der Verantwortlichen beim BEMD durchaus sein.
 
Plattformbetreiber können sich beim BEMD melden
 
Die Plattformbetreiber, die schon in bundesweiten Kampagnen auf sich aufmerksam gemacht haben, sind auf jeden Fall als potenzielle Teilnehmer vorgemerkt, wie RKU.IT mit Next Gen oder Items mit Billing4us. Genauso sollen die Energieversorger, die sich selbst aufgemacht haben, Plattformbetreiber zu werden, oder es schon sind, angesprochen werden. Beispiele dafür gibt es schon eine ganze Reihe, allerdings eher bei den Großen, etwa EnBW mit EnPower X oder Eon mit der Digital Sales Platform.

Nach Erkenntnis der AG Meter to Cash gibt es jedoch auch Plattformbetreiber, die gar kein bundesweites Interesse wecken wollen und sich erst einmal noch mit sich selbst beziehungsweise mit den sie tragenden Unternehmen beschäftigen wollen oder müssen. „Möglicherweise gibt es auch Plattformen, die wir gar nicht auf dem Schirm haben“, sagt Haußen und nutzt die Gelegenheit zum Appell, in einem solchen Fall doch von sich aus auf den BEMD zuzugehen. Denn wie schon in den vergangenen Jahren ist die Zielsetzung der neuen Transparenzinitiative ein weitgehend vollständiger Marktüberblick. 

BEMD-Plattform-Definition
Eine Plattform besitzt einen standardisierten Kern für die nicht differenzierenden energiewirtschaftlichen Kernprozesse (Meter to Cash) und für allgemeine Funktionalitäten wie Integration Layer oder User Management. Für differenzierende Prozesse, zum Beispiel Customer Service, sind flexible Module als Plattformerweiterung integrierbar.

Transparenzinitiative im Zeitplan
Im Sommer 2023 begann die AG Meter to Cash beim Bundesverband der Energiemarktdienstleister (BEMD), die derzeit 15 Arbeitsgruppenmitglieder aus verschiedenen Unternehmen zählt, mit den Vorbereitungen zur vierten Marktbefragung im Rahmen ihrer Transparenzinitiative. Noch im Juli soll die Aktualisierung beziehungsweise Bereinigung des Kriterienkatalogs abgeschlossen sein, der unter anderem funktionale Eigenschaften wie Prozessmonitoring, Datenmanagement oder Berechtigungsmodell abfragt, sich aber auch den Betriebs- und Supportmodellen oder den Vertrags- und Preismodellen zuwendet. Die Marktabfrage, bei der die Software- und Plattformanbieter selbst ihre Einordnung in den einzelnen Kategorien vornehmen, ist für August und September vorgesehen. Möglicherweise können die Verantwortlichen dann bereits beim BEMD-Bundeskongress am 18. Und 19. September in Berlin ein erstes Stimmungsbild aus der Branche wiedergeben. Die Bekanntgabe der Ergebnisse ist im Rahmen der E-world im Februar 2025 vorgesehen.

Freitag, 5.07.2024, 08:50 Uhr
Fritz Wilhelm

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.