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Biokraftstoff-Hersteller Verbio hat im Geschäftsjahr 2024/25 zwar „Rekordmengen“ an Biodiesel, Bioethanol und Biomethan produziert, hat aber deutlich weniger verdient.
Das Ergebnis bezeichnete Verbio-Vorstandsvorsitzender Claus Sauter bei der Bilanzpressekonferenz am 25. September als „absolut enttäuschend“. Rückläufige Gewinnspannen aufgrund rückläufiger THG(Treibhausgas)-Prämien bei Bioethanol und Biomethan haben dem Biokraftstoffhersteller Verbio mit Hauptsitz in Zörbig (Sachsen-Anhalt) im vergangenen Geschäftsjahr zugesetzt.
Zudem drückten Wertberichtungen auf das Ergebnis. Reparaturen an einer Anlage in Nevada (USA) und Abschreibungen auf die verbliebenen Strohmengen zur Verarbeitung zu Biomethan belasteten das Ergebnis zusätzlich. Sauter sieht trotzdem gute Chanchen für eine schnelle Erholung.
Der Biokraftstoff-Hersteller hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2024/25 zwar mit 1,2 Millionen Tonnen Biodiesel und Bioethanol sowie 1,19 Milliarden kWh Biomethan „Rekordmengen“ produziert, sagte Sauter. Die Mengen liegen dabei etwas höher als das Jahr zuvor. Das CO2-Einsparvolumen der erzeugten Produkte weltweit stieg ebenfalls um 1,1 Millionen Tonnen auf 5,5 Millionen Tonnen.
Dennoch rutschte der Gewinn massiv nach unten. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) brach nach vorläufigen Zahlen von 121,6 Millionen Euro im Vorjahr auf 14,2 Millionen Euro ein. Das Konzernbetriebsergebnis (Ebit) betrug minus 118,2 Millionen Euro und lag ebenfalls deutlich unter dem des Vergleichszeitraumes (2023/24: 69,6 Millionen Euro). Der Umsatz sank von 1,66 auf 1,58 Milliarden Euro.
Trotz dieser Entwicklung bei Erlös und Ertrag blieb der operative Cashflow mit 13,9 Millionen Euro positiv. Die Nettofinanzverschuldung stieg auf 164 Millionen Euro, blieb damit nach Auskunft von Verbio aber im prognostizierten Rahmen.
Betrugsprävention muss verbessert werden
Der Markt habe massiv unter rückläufigen Biodiesel-Preisen, vor allem im Jahr 2023, aufgrund betrügerischer Importe aus China zu Beginn dieses Jahres gelitten, betonte Sauter. In diesem Zusammenhang warf der Vorstandsvorsitzende vor allem der ehemaligen deutschen Bundesregierung vor, zu lange nicht konsequnt genug reagiert zu haben. Sauter gehe jedoch davon aus, dass durch die Umsetzung der EU-Erneuerbaren-Richtlinie RED III auch die „Betrugsprävention verbessert“ wird.
Claus Sauter: „Mit der konsequenten Umsetzung der RED III und einer besseren Kontrolle der in Europa in Verkehr gebrachten Biokraftstoffe schlagen wir ein neues Kapitel für nachhaltige Mobilität und fairen Wettbewerb in Deutschland auf. Ich denke, dass die europäischen und deutschen Aufsichtsbehörden in den letzten 30 Monaten viel gelernt und endlich die richtigen Konsequenzen gezogen haben.“
An die deutsche Politik appellierte Sauter zudem, den „Quatsch“ mit dem Wasserstoff im Verkehr zu überdenken. Biokraftstoffe seien vor allem für den Schwerlastverkehr die bessere und auch günstigere Option. Verbio betreibt derzeit 36 Tankstellen hierzulande.
Im Berichtszeitraum investierte Verbio rund 125 Millionen Euro im vergangenen Geschäftsjahr. Ein Jahr zuvor waren es 180 Millionen Euro. Dieser Rückgang erfolgt laut dem Biokraftstoff-Hersteller planmäßig. Investitionen flossen besonders in Kapazitätserweiterungen, den Ausbau der Tankstellen-Infrastruktur und den Aufbau von Produktionskapazitäten für Spezialchemikalien in Deutschland sowie den Ausbau der Anlagen in den USA.
Strategische Perspektiven
Für das laufende Geschäftsjahr 2025/26 − bis Ende Juni − erwartet der Vorstand eine deutliche Ergebnisverbesserung. Hintergrund seien unter anderem eine Normalisierung der Marktbedingungen in Europa sowie der Hochlauf der US-Anlage Nevada im Bundesstaat Iowa. Neben einer höheren Beimischung von Bioethanol in Asien wachse vor allem das Interesse an Biomethan in Industrie, Energieversorgung und Schifffahrt. Verbio rechnet mit einem Ebitda im hohen zweistelligen Millionenbereich und einem moderaten Rückgang der Nettofinanzverschuldung.
Vorstand und Aufsichtsrat schlagen jedoch vor, die Dividende auszusetzen. Als Begründung nennt das Unternehmen die gebundenen Liquiditätsreserven infolge politischer Entscheidungen zur THG-Quote sowie die schwache Ergebnislage. Denn etwa 100 Millionen Euro bleiben laut dem Finanzbericht von Verbio vorerst im Vorratsvermögen gebunden. Grund ist die politische Entscheidung, dass Überschüsse aus der THG-Quote von 2024 in den Jahren 2025 und 2026 nicht genutzt werden dürfen. Erst von 2027 an können diese Mengen wieder eingesetzt werden − und sollen dann auch Verbio „wieder frei werdende Quotenüberschüsse zusätzliche Spielräume eröffnen“.
Donnerstag, 25.09.2025, 16:06 Uhr
Heidi Roider
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