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Energie & Management > Windkraft Onshore - Havarie: Landesregierung reagiert, Nordex spricht von Einzelfall
Über 400 Nordex-Anlagen vom Typ N149 stehen in Deutschland. Quelle: Nordex
Windkraft Onshore

Havarie: Landesregierung reagiert, Nordex spricht von Einzelfall

Die Havarie von Havixbeck ruft auch die NRW-Landesregierung auf den Plan. Sie hat alle Landkreise per Erlass aufgefordert, Betreiber baugleicher Turbinen über den Unfall zu informieren.
Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen geht im Falle der havarierten Windkraftanlage von Havixbeck (wir berichteten) offenbar auf Nummer sicher. Das von Oliver Krischer (Grüne) geführte Umweltministerium hat sämtliche Landkreise inzwischen angewiesen, die Betreiber baugleicher Anlagen auf das Unglück hinzuweisen.

Nach Recherchen dieser Redaktion bezieht der Warnhinweis sich auf mehr als 100 Anlagen des deutschen Herstellers Nordex. Der Kreis Steinfurt etwa bestätigte auf Anfrage, das Umweltamt der Behörde habe die Anlagenbetreiber entsprechend der Vorgabe des Ministeriums angeschrieben und über den Vorfall im Nachbarkreis Coesfeld informiert.

Der Erlass ist eine direkte Reaktion aus Düsseldorf auf den Abbruch von Generatorhaus und Rotoren an einer Nordex-Turbine im Windpark Herkentrup im münsterländischen Havixbeck-Hohenholte. Am 27. Oktober war der obere Teil des Kraftwerks komplett in die Tiefe gestürzt. Dabei handelt es sich um eine Maschine des Typs N149 mit einer Leistung von 4,5 MW.

Vermutung: Fehlerhafte Montage und mangelnde Turmqualität

Bislang war lediglich eine behördliche Maßnahme im Zusammenhang mit dem Unfall bekannt. Die Untere Immissionsschutzbehörde (UIB) des Landkreises Coesfeld, zu dem Havixbeck gehört, hatte erklärt, die beiden Nachbaranlagen der havarierten Turbine zeitweise ebenfalls außer Betrieb zu nehmen.

Das hatte Nordex zwar bereits vorsorglich direkt nach der Havarie getan, eine schriftliche Anweisung der UIB stand allerdings noch aus. Dieser Verwaltungsakt ist bedeutsam, weil die Behörde damit formal die Entscheidungshoheit darüber erlangt, die baugleichen Schwesteranlagen auch wieder in Betrieb gehen zu lassen.

Nordex ist bei der Ursachenforschung unterdessen einen Schritt weiter. Das in Hamburg ansässige Unternehmen glaubt an einen Fehler im Bereich Montage am Stahlrohrturm und bei der Turmqualität. „Erste optische Auswertungen der Fragmente vor Ort“ ließen diese Vermutung zu, erklärte ein Sprecher von Nordex auf Anfrage.

Damit könnte es darauf hinauslaufen, dass Nordex die Regulierung des Schadens an seine Zulieferer weiterreicht. Denn Nordex produziere selbst keine Stahlrohrtürme für Windenergieanlagen, so der Sprecher weiter. Zudem schließe das in Hamburg ansässige Unternehmen „einen allgemeinen Designfehler der Turbine und des Turbinentyps“ aus.

Das NRW-Umweltministerium jedenfalls alarmiert durch den Erlass mittelbar die Betreiber von 115 weiteren N149-Anlagen im Bundesland. Diese Zahl nannte die Fachagentur Wind an Land auf Anfrage dieser Redaktion. In Havixbeck thronte die abgerissene Gondel auf einem Stahlturm in 125 Metern Höhe. Diese Nabenhöhe haben laut Statistik 40 der 115 N149 in NRW, die sich auf elf Landkreise verteilen. Die anderen N149-Gondeln sind auf höheren oder niedrigeren Türmen angebracht.

Laut Statistik sind seit 2018 in Deutschland insgesamt 447 N149-Anlagen in Betrieb gegangen, die havarierte Turbine ist hier bereits herausgerechnet. Auf einem Stahl-Beton-Turm mit einer Nabenhöhe von 164 Metern sitzen bundesweit 217, auf 104 beziehungsweise 105 Metern weitere 98 der N149-Anlagen. Auf die Havixbecker Höhe (125 Meter, Turmvariante „TS125“) kommen im Bund insgesamt 132 Windkraftwerke.

Nordex hat nach eigenen Angaben weltweit mehr als 770 Anlagen des betroffenen Typs in Betrieb. Bisher habe „weltweit keine Anlagenhavarie stattgefunden“, so der Sprecher. Entsprechend gehe Nordex im Havixbecker Windpark Herkentrup „von einem Einzelfall“ aus.

Donnerstag, 30.10.2025, 16:16 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Windkraft Onshore - Havarie: Landesregierung reagiert, Nordex spricht von Einzelfall
Über 400 Nordex-Anlagen vom Typ N149 stehen in Deutschland. Quelle: Nordex
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Havarie: Landesregierung reagiert, Nordex spricht von Einzelfall
Die Havarie von Havixbeck ruft auch die NRW-Landesregierung auf den Plan. Sie hat alle Landkreise per Erlass aufgefordert, Betreiber baugleicher Turbinen über den Unfall zu informieren.
Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen geht im Falle der havarierten Windkraftanlage von Havixbeck (wir berichteten) offenbar auf Nummer sicher. Das von Oliver Krischer (Grüne) geführte Umweltministerium hat sämtliche Landkreise inzwischen angewiesen, die Betreiber baugleicher Anlagen auf das Unglück hinzuweisen.

Nach Recherchen dieser Redaktion bezieht der Warnhinweis sich auf mehr als 100 Anlagen des deutschen Herstellers Nordex. Der Kreis Steinfurt etwa bestätigte auf Anfrage, das Umweltamt der Behörde habe die Anlagenbetreiber entsprechend der Vorgabe des Ministeriums angeschrieben und über den Vorfall im Nachbarkreis Coesfeld informiert.

Der Erlass ist eine direkte Reaktion aus Düsseldorf auf den Abbruch von Generatorhaus und Rotoren an einer Nordex-Turbine im Windpark Herkentrup im münsterländischen Havixbeck-Hohenholte. Am 27. Oktober war der obere Teil des Kraftwerks komplett in die Tiefe gestürzt. Dabei handelt es sich um eine Maschine des Typs N149 mit einer Leistung von 4,5 MW.

Vermutung: Fehlerhafte Montage und mangelnde Turmqualität

Bislang war lediglich eine behördliche Maßnahme im Zusammenhang mit dem Unfall bekannt. Die Untere Immissionsschutzbehörde (UIB) des Landkreises Coesfeld, zu dem Havixbeck gehört, hatte erklärt, die beiden Nachbaranlagen der havarierten Turbine zeitweise ebenfalls außer Betrieb zu nehmen.

Das hatte Nordex zwar bereits vorsorglich direkt nach der Havarie getan, eine schriftliche Anweisung der UIB stand allerdings noch aus. Dieser Verwaltungsakt ist bedeutsam, weil die Behörde damit formal die Entscheidungshoheit darüber erlangt, die baugleichen Schwesteranlagen auch wieder in Betrieb gehen zu lassen.

Nordex ist bei der Ursachenforschung unterdessen einen Schritt weiter. Das in Hamburg ansässige Unternehmen glaubt an einen Fehler im Bereich Montage am Stahlrohrturm und bei der Turmqualität. „Erste optische Auswertungen der Fragmente vor Ort“ ließen diese Vermutung zu, erklärte ein Sprecher von Nordex auf Anfrage.

Damit könnte es darauf hinauslaufen, dass Nordex die Regulierung des Schadens an seine Zulieferer weiterreicht. Denn Nordex produziere selbst keine Stahlrohrtürme für Windenergieanlagen, so der Sprecher weiter. Zudem schließe das in Hamburg ansässige Unternehmen „einen allgemeinen Designfehler der Turbine und des Turbinentyps“ aus.

Das NRW-Umweltministerium jedenfalls alarmiert durch den Erlass mittelbar die Betreiber von 115 weiteren N149-Anlagen im Bundesland. Diese Zahl nannte die Fachagentur Wind an Land auf Anfrage dieser Redaktion. In Havixbeck thronte die abgerissene Gondel auf einem Stahlturm in 125 Metern Höhe. Diese Nabenhöhe haben laut Statistik 40 der 115 N149 in NRW, die sich auf elf Landkreise verteilen. Die anderen N149-Gondeln sind auf höheren oder niedrigeren Türmen angebracht.

Laut Statistik sind seit 2018 in Deutschland insgesamt 447 N149-Anlagen in Betrieb gegangen, die havarierte Turbine ist hier bereits herausgerechnet. Auf einem Stahl-Beton-Turm mit einer Nabenhöhe von 164 Metern sitzen bundesweit 217, auf 104 beziehungsweise 105 Metern weitere 98 der N149-Anlagen. Auf die Havixbecker Höhe (125 Meter, Turmvariante „TS125“) kommen im Bund insgesamt 132 Windkraftwerke.

Nordex hat nach eigenen Angaben weltweit mehr als 770 Anlagen des betroffenen Typs in Betrieb. Bisher habe „weltweit keine Anlagenhavarie stattgefunden“, so der Sprecher. Entsprechend gehe Nordex im Havixbecker Windpark Herkentrup „von einem Einzelfall“ aus.

Donnerstag, 30.10.2025, 16:16 Uhr
Volker Stephan

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