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Energie & Management > Politik - Vier auf einen Streich
Bild: Deutscher Bundestag / Achim Melde
Politik

Vier auf einen Streich

Die Bundesnetzagentur hat die bislang zurückgehaltenen Ergebnisse der schon vor Wochen abgeschlossenen Wind-, Solar-, Biomasse- und Innovationsausschreibungen zusammen veröffentlicht.
Neues Jahr, gleicher Befund: Während der Solarenergieausbau hierzulande weiter Fahrt aufnimmt, geht es bei der Windkraft an Land nicht richtig voran. Nachdem die EU-Kommission vor wenigen Tagen das 2021er EEG „beihilferechtlich“ weitgehend abgesegnet hat, konnte die Bundesnetzagentur endlich die Ergebnisse der in den zurückliegenden Wochen durchgeführten Ausschreibungen veröffentlichen.

Danach hat die Bonner Behörde grünes Licht für 617 Megawatt Solarleistung gegeben. Im Briefkasten des Bonner Tulpenfelds waren für die März-Auktion Gebote im Umfang von 1.504 Megawatt gelandet. Bei den Solarkraftwerken, die in den nächsten Monaten vor allem auf Freiflächen errichtet werden, liegt der durchschnittliche Zuschlagswert bei 5,03 Cent je Kilowattstunde.

Diese Ãœberzeichnung war ebenso erwartet worden wie die Unterzeichnung bei der Windenergie. Schon vor Wochen hat die Fachagentur Windenergie an Land für die im Februar abgeschlossene Bieterrunde ein Volumen von etwa 700 MW prognostiziert – und das bei einer Ausschreibungsmenge von immerhin 1.500 MW. Offiziell bezuschlagt hat die Bundesnetzagentur 89 Gebote für rund 691 MW, sprich nicht einmal die Hälfte des Auktionsvolumens wurde ausgeschöpft. Die Betreiber bekommen im Durchschnitt 6,0 Cent je Kilowattstunde Strom bezogen auf den Referenzstandort, sprich den Höchstwert, der in den diesjährigen Ausschreibungen zulässig ist.

"Die Politik muss das Ruder herumreißen"

Kommentar von Ingbert Liebing, dem Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen, zu der geringen Beteiligungsquote: „Das zeigt: Es fehlt schlichtweg an genehmigten Projekten.“ Den gleichen Tenor stimmte seine Kollegin vom BDEW an, Kerstin Andreae: „Die enttäuschenden Ausschreibungsergebnisse für Windenergie an Land machen erneut deutlich: So kann es nicht weitergehen. Die Politik muss dringend das Ruder herumreißen.“

Die Windbranche hat aber Glück im Unglück: Nach den jüngsten Einigungen im schwarz-roten Regierungslager sollen die nicht ausgeschöpften Gebotsmengen bereits im nächsten Jahr erneut ausgeschrieben werden. Damit werden sich die Windkraftinvestoren im kommenden Jahr wohl auf rund 5.000 MW Ausschreibungsvolumen bewerben können. Diese Menge setzt sich zusammen aus den nicht in Anspruch gekommenen Volumina von 800 MW der Februar-Auktion plus den weggestrichenen 250 MW der Mai-Auktion infolge der sogenannten endogenen Mengensteuerung. Hinzu kommt das bei der Mini-EEG-Reform vereinbarte Sondervolumen von 1.100 MW, das auf die regulären 2.900 MW im Jahr 2022 draufgepackt werden soll.

Spannend wird sein, ob die EU-Kommission den Sondervolumina ebenfalls ihren Segen erteilt, und ob diese Menge – die es in diesem Umfang noch in keinem Ausschreibungsjahr gab – bei den verzögerten Genehmigungen und dem Ärger über fehlende Standorte überhaupt in Gänze wird nachgefragt werden. Diese Befürchtung hat auch BDEW-Hauptgeschäftsführerin Andreae: „Zwar ist es gut, dass die Bundesregierung jüngst beschlossen hat, die Ausschreibungsvolumina für das Jahr 2022 zu erhöhen. Diese Erhöhung bringt jedoch nichts, solange nicht einmal die heutigen Volumina ausgeschöpft werden.“

Auch Biogasbranche enttäuscht

Nicht nur die Wind-, auch die Biogasbrache zeigte sich enttäuscht von den veröffentlichten Ausschreibungsergebnissen: Bei einer ausgeschriebenen Gebotsmenge von 168 MW, hat die Bundesnetzagentur nur 38 Geboten mit einer Gesamtleistung von 34 MW grünes Licht geben können, darunter lediglich sieben Neuanlagen. Der fast flehende Kommentar von Janet Hochi, der Geschäftsführerin vom Biogasrat, Richtung Berliner Regierungsviertel lautete deshalb: „Die enttäuschenden Ergebnisse zeigen, dass wir dringend eine Änderung der Regelungen im EEG 2021 für Biomasse brauchen.“

Hochi plädierte insbesondere für eine Abschaffung der sogenannten endogen Mengensteuerung, unter der auch die Windbranche zu leiden hat: „Die endogene Mengensteuerung konterkariert die Ausbauziele für Biomasse, da die wirtschaftlich notwendige Vergütung für die Fortführung bestehender Biomasseanlagen bei den Ausschreibungen ausgehebelt wird.“

Neben Solar, Wind und Biomasse hat die Bundesetzagentur auch die Ergebnisse der zweiten Innovationsausschreibung bekannt gegeben. Danach gab es 18 Zuschläge für Anlagen mit 258 MW Leistung, insgesamt lagen 43 Gebote mit 509 MW Gesamtleistung vor – allesamt Vorhaben, die auf eine Kombination von Photovoltaikanlagen und Speichereinheiten gesetzt haben, sprich die Windenergie ist wieder einmal leer ausgegangen. Der mengengewichtete Durchschnittswert bei dieser zweiten Innovationsausschreibung liegt mit 4,29 Cent pro Kilowattstunde leicht unter dem Ergebnis der Vorrunde mit 4,50 ct/kWh. Neben einer fixen Marktprämie erhalten die Gewinner zusätzlich noch Erlöse aus der Vermarktung – bei dieser Gesamtvergütung erklärt sich auch die Ãœberzeichnung.

Mitte Mai dürfte die Bundesnetzagentur die Ergebnisse der nächsten Windkraftausschreibung bekanntgeben, für die noch bis Montag Gebote eingereicht werden können.
 

Freitag, 30.04.2021, 16:49 Uhr
Ralf Köpke
Energie & Management > Politik - Vier auf einen Streich
Bild: Deutscher Bundestag / Achim Melde
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Die Bundesnetzagentur hat die bislang zurückgehaltenen Ergebnisse der schon vor Wochen abgeschlossenen Wind-, Solar-, Biomasse- und Innovationsausschreibungen zusammen veröffentlicht.
Neues Jahr, gleicher Befund: Während der Solarenergieausbau hierzulande weiter Fahrt aufnimmt, geht es bei der Windkraft an Land nicht richtig voran. Nachdem die EU-Kommission vor wenigen Tagen das 2021er EEG „beihilferechtlich“ weitgehend abgesegnet hat, konnte die Bundesnetzagentur endlich die Ergebnisse der in den zurückliegenden Wochen durchgeführten Ausschreibungen veröffentlichen.

Danach hat die Bonner Behörde grünes Licht für 617 Megawatt Solarleistung gegeben. Im Briefkasten des Bonner Tulpenfelds waren für die März-Auktion Gebote im Umfang von 1.504 Megawatt gelandet. Bei den Solarkraftwerken, die in den nächsten Monaten vor allem auf Freiflächen errichtet werden, liegt der durchschnittliche Zuschlagswert bei 5,03 Cent je Kilowattstunde.

Diese Ãœberzeichnung war ebenso erwartet worden wie die Unterzeichnung bei der Windenergie. Schon vor Wochen hat die Fachagentur Windenergie an Land für die im Februar abgeschlossene Bieterrunde ein Volumen von etwa 700 MW prognostiziert – und das bei einer Ausschreibungsmenge von immerhin 1.500 MW. Offiziell bezuschlagt hat die Bundesnetzagentur 89 Gebote für rund 691 MW, sprich nicht einmal die Hälfte des Auktionsvolumens wurde ausgeschöpft. Die Betreiber bekommen im Durchschnitt 6,0 Cent je Kilowattstunde Strom bezogen auf den Referenzstandort, sprich den Höchstwert, der in den diesjährigen Ausschreibungen zulässig ist.

"Die Politik muss das Ruder herumreißen"

Kommentar von Ingbert Liebing, dem Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen, zu der geringen Beteiligungsquote: „Das zeigt: Es fehlt schlichtweg an genehmigten Projekten.“ Den gleichen Tenor stimmte seine Kollegin vom BDEW an, Kerstin Andreae: „Die enttäuschenden Ausschreibungsergebnisse für Windenergie an Land machen erneut deutlich: So kann es nicht weitergehen. Die Politik muss dringend das Ruder herumreißen.“

Die Windbranche hat aber Glück im Unglück: Nach den jüngsten Einigungen im schwarz-roten Regierungslager sollen die nicht ausgeschöpften Gebotsmengen bereits im nächsten Jahr erneut ausgeschrieben werden. Damit werden sich die Windkraftinvestoren im kommenden Jahr wohl auf rund 5.000 MW Ausschreibungsvolumen bewerben können. Diese Menge setzt sich zusammen aus den nicht in Anspruch gekommenen Volumina von 800 MW der Februar-Auktion plus den weggestrichenen 250 MW der Mai-Auktion infolge der sogenannten endogenen Mengensteuerung. Hinzu kommt das bei der Mini-EEG-Reform vereinbarte Sondervolumen von 1.100 MW, das auf die regulären 2.900 MW im Jahr 2022 draufgepackt werden soll.

Spannend wird sein, ob die EU-Kommission den Sondervolumina ebenfalls ihren Segen erteilt, und ob diese Menge – die es in diesem Umfang noch in keinem Ausschreibungsjahr gab – bei den verzögerten Genehmigungen und dem Ärger über fehlende Standorte überhaupt in Gänze wird nachgefragt werden. Diese Befürchtung hat auch BDEW-Hauptgeschäftsführerin Andreae: „Zwar ist es gut, dass die Bundesregierung jüngst beschlossen hat, die Ausschreibungsvolumina für das Jahr 2022 zu erhöhen. Diese Erhöhung bringt jedoch nichts, solange nicht einmal die heutigen Volumina ausgeschöpft werden.“

Auch Biogasbranche enttäuscht

Nicht nur die Wind-, auch die Biogasbrache zeigte sich enttäuscht von den veröffentlichten Ausschreibungsergebnissen: Bei einer ausgeschriebenen Gebotsmenge von 168 MW, hat die Bundesnetzagentur nur 38 Geboten mit einer Gesamtleistung von 34 MW grünes Licht geben können, darunter lediglich sieben Neuanlagen. Der fast flehende Kommentar von Janet Hochi, der Geschäftsführerin vom Biogasrat, Richtung Berliner Regierungsviertel lautete deshalb: „Die enttäuschenden Ergebnisse zeigen, dass wir dringend eine Änderung der Regelungen im EEG 2021 für Biomasse brauchen.“

Hochi plädierte insbesondere für eine Abschaffung der sogenannten endogen Mengensteuerung, unter der auch die Windbranche zu leiden hat: „Die endogene Mengensteuerung konterkariert die Ausbauziele für Biomasse, da die wirtschaftlich notwendige Vergütung für die Fortführung bestehender Biomasseanlagen bei den Ausschreibungen ausgehebelt wird.“

Neben Solar, Wind und Biomasse hat die Bundesetzagentur auch die Ergebnisse der zweiten Innovationsausschreibung bekannt gegeben. Danach gab es 18 Zuschläge für Anlagen mit 258 MW Leistung, insgesamt lagen 43 Gebote mit 509 MW Gesamtleistung vor – allesamt Vorhaben, die auf eine Kombination von Photovoltaikanlagen und Speichereinheiten gesetzt haben, sprich die Windenergie ist wieder einmal leer ausgegangen. Der mengengewichtete Durchschnittswert bei dieser zweiten Innovationsausschreibung liegt mit 4,29 Cent pro Kilowattstunde leicht unter dem Ergebnis der Vorrunde mit 4,50 ct/kWh. Neben einer fixen Marktprämie erhalten die Gewinner zusätzlich noch Erlöse aus der Vermarktung – bei dieser Gesamtvergütung erklärt sich auch die Ãœberzeichnung.

Mitte Mai dürfte die Bundesnetzagentur die Ergebnisse der nächsten Windkraftausschreibung bekanntgeben, für die noch bis Montag Gebote eingereicht werden können.
 

Freitag, 30.04.2021, 16:49 Uhr
Ralf Köpke

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