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Energie & Management > Baden-Württemberg - Stromgebotszonenteilung keine Hilfe für Süddeutschland
Quelle: Fotolia / Martina Berg
Baden-Württemberg

Stromgebotszonenteilung keine Hilfe für Süddeutschland

Das Energieministerium Baden-Württemberg hat Auswirkungen und Folgemaßnahmen einer von der EU angedachten Trennung der einheitlichen deutschen Stromgebotszone untersuchen lassen.
Die europäische Stromnetzagentur Acer überlegt, die einheitliche deutsche Stromgebotszone aufzuteilen, da das Stromnetz nicht ausreicht, um entsprechend den Abschlüssen am Markt den Strom abzutransportieren. Eine Studie des Beratungsunternehmens Frontier Economics Ltd. im Auftrag des Energieministeriums Baden-Württembergs rät davon ab. Die Herausforderungen des deutschen Stromsystems könnten „mit geringerer Eingriffstiefe und weniger Nebenwirkungen gelöst werden“. So das Fazit.

Die Energieministerin des Bundeslandes, Thekla Walker (Grüne), kommentierte: „Die Unwucht im Stromsystem beseitigen wir durch schnelleren Netzausbau statt durch höhere Preise in den Verbrauchszentren des Südens.“ Die Empfehlung der europäischen Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (Acer) zur Zukunft der deutschen Stromgebotszone wird für Dezember 2024 erwartet.

Netzengpässe überwinden

Aktuell wird im Norden und Osten Deutschlands oft mehr erneuerbarer Strom aus Wind und Sonne erzeugt, als dort benötigt wird. Der Stromverbrauch findet überproportional in den industriellen Zentren des Südens und Westens statt. Da das Stromnetz aus der Zeit fossiler zentraler Kraftwerke stammt, ist es diesen Herausforderungen nicht gewachsen und muss umgebaut werden. Dieser Netzausbau hinkt aktuell dem Ausbau der erneuerbaren Stromerzeuger (EE) hinterher.

Das führt dazu, dass Windkraftanlagen nicht einspeisen können, aber dennoch Entgelte aus dem EEG-Konto erhalten, während zeitgleich im Süden Kraftwerke aus fossilen Brennstoffen den Strom für die regionalen Bedürfnisse liefern müssen. Dieser Redispatch kostet in Deutschland jährlich mehrere Milliarden Euro. Aber er betrifft auch die europäischen Nachbarn, weil auch sie Strom nicht so liefern können, wie es der Marktpreis eigentlich erfordert.

Lösungen ohne eine Aufspaltung der Stromgebotszone

Die Studie schlägt Alternativen zur Aufteilung der einheitlichen deutsch-luxemburgischen Zone vor. Unterschiedliche Börsen-Preise sollen in der Zone mit höheren Preisen den Bau von Speichern oder Anlagen zur Erzeugung attraktiver machen. Diese Anreize erreichen allerdings nur Akteure, die auch an der Strombörse aktiv sind – also tendenziell eher große Player und nicht die Bürgerenergiegenossenschaften Baden-Württembergs. Höhere Preise treffen dagegen alle Verbraucherinnen und Verbraucher.

Das Ergebnis der Strommarktmodellierungen der Gutachter zeigt, dass in der südlichen Zone die durchschnittlichen Strompreise um etwa 10 Euro/MWh im Jahr 2025 und um 6 Euro/MWh im Jahr 2030 höher sein könnten als in der nördlichen Zone. Das wirksamste Mittel, um Netzkosten und CO2 einzusparen, sei der Netzausbau. Dieser ist in vollem Gange und wird absehbar viele Endpässe beseitigen. So sind alle Abschnitte der neuen Nord-Süd-Stromautobahn Suedlink im Genehmigungsverfahren oder bereits genehmigt.

Redispatchkosten sinken absehbar

In weiten Teilen sind Suedlink wie auch die zweite neue große Trasse Ultranet bereits im Bau. Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion beziffert das Einsparpotential durch die Inbetriebnahme von A-Nord/Ultranet auf eine Milliarde Euro pro Jahr. Die Ersparnis ergibt sich aus weniger Redispatch-Eingriffen ins Netz. Die Argumentation für eine Trennung von Stromgebotszonen übersehe, dass marktgetriebene Anpassungen wegen der Planungs- und Umsetzungszeiten ebenfalls nicht unmittelbar realisiert werden können.

Die Ministerin ergänzte: „Der Ausbau erneuerbarer Energien schreitet in Baden-Württemberg ebenfalls voran.“ Vor allem die Ausbauziele bei der Photovoltaik werden seit mehreren Jahren übertroffen. Auch bei der Windenergie seien inzwischen viele Projekte genehmigt oder in Verfahren. Daher seien höhere Strompreise durch eine Zonenaufteilung in dieser Situation „weniger Peitsche für einen noch schnelleren Ausbau, sondern eher Knüppel zwischen die Beine einer derzeit hart im Wettbewerb stehenden Wirtschaft“, sagte Walker.

Die Studie „Auswirkungen und Folgemaßnahmen einer Trennung der einheitlichen deutschen Stromgebotszone für Baden-Württemberg“ steht als PDF zum Download bereit.

Dienstag, 24.09.2024, 13:49 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Baden-Württemberg - Stromgebotszonenteilung keine Hilfe für Süddeutschland
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Baden-Württemberg
Stromgebotszonenteilung keine Hilfe für Süddeutschland
Das Energieministerium Baden-Württemberg hat Auswirkungen und Folgemaßnahmen einer von der EU angedachten Trennung der einheitlichen deutschen Stromgebotszone untersuchen lassen.
Die europäische Stromnetzagentur Acer überlegt, die einheitliche deutsche Stromgebotszone aufzuteilen, da das Stromnetz nicht ausreicht, um entsprechend den Abschlüssen am Markt den Strom abzutransportieren. Eine Studie des Beratungsunternehmens Frontier Economics Ltd. im Auftrag des Energieministeriums Baden-Württembergs rät davon ab. Die Herausforderungen des deutschen Stromsystems könnten „mit geringerer Eingriffstiefe und weniger Nebenwirkungen gelöst werden“. So das Fazit.

Die Energieministerin des Bundeslandes, Thekla Walker (Grüne), kommentierte: „Die Unwucht im Stromsystem beseitigen wir durch schnelleren Netzausbau statt durch höhere Preise in den Verbrauchszentren des Südens.“ Die Empfehlung der europäischen Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (Acer) zur Zukunft der deutschen Stromgebotszone wird für Dezember 2024 erwartet.

Netzengpässe überwinden

Aktuell wird im Norden und Osten Deutschlands oft mehr erneuerbarer Strom aus Wind und Sonne erzeugt, als dort benötigt wird. Der Stromverbrauch findet überproportional in den industriellen Zentren des Südens und Westens statt. Da das Stromnetz aus der Zeit fossiler zentraler Kraftwerke stammt, ist es diesen Herausforderungen nicht gewachsen und muss umgebaut werden. Dieser Netzausbau hinkt aktuell dem Ausbau der erneuerbaren Stromerzeuger (EE) hinterher.

Das führt dazu, dass Windkraftanlagen nicht einspeisen können, aber dennoch Entgelte aus dem EEG-Konto erhalten, während zeitgleich im Süden Kraftwerke aus fossilen Brennstoffen den Strom für die regionalen Bedürfnisse liefern müssen. Dieser Redispatch kostet in Deutschland jährlich mehrere Milliarden Euro. Aber er betrifft auch die europäischen Nachbarn, weil auch sie Strom nicht so liefern können, wie es der Marktpreis eigentlich erfordert.

Lösungen ohne eine Aufspaltung der Stromgebotszone

Die Studie schlägt Alternativen zur Aufteilung der einheitlichen deutsch-luxemburgischen Zone vor. Unterschiedliche Börsen-Preise sollen in der Zone mit höheren Preisen den Bau von Speichern oder Anlagen zur Erzeugung attraktiver machen. Diese Anreize erreichen allerdings nur Akteure, die auch an der Strombörse aktiv sind – also tendenziell eher große Player und nicht die Bürgerenergiegenossenschaften Baden-Württembergs. Höhere Preise treffen dagegen alle Verbraucherinnen und Verbraucher.

Das Ergebnis der Strommarktmodellierungen der Gutachter zeigt, dass in der südlichen Zone die durchschnittlichen Strompreise um etwa 10 Euro/MWh im Jahr 2025 und um 6 Euro/MWh im Jahr 2030 höher sein könnten als in der nördlichen Zone. Das wirksamste Mittel, um Netzkosten und CO2 einzusparen, sei der Netzausbau. Dieser ist in vollem Gange und wird absehbar viele Endpässe beseitigen. So sind alle Abschnitte der neuen Nord-Süd-Stromautobahn Suedlink im Genehmigungsverfahren oder bereits genehmigt.

Redispatchkosten sinken absehbar

In weiten Teilen sind Suedlink wie auch die zweite neue große Trasse Ultranet bereits im Bau. Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion beziffert das Einsparpotential durch die Inbetriebnahme von A-Nord/Ultranet auf eine Milliarde Euro pro Jahr. Die Ersparnis ergibt sich aus weniger Redispatch-Eingriffen ins Netz. Die Argumentation für eine Trennung von Stromgebotszonen übersehe, dass marktgetriebene Anpassungen wegen der Planungs- und Umsetzungszeiten ebenfalls nicht unmittelbar realisiert werden können.

Die Ministerin ergänzte: „Der Ausbau erneuerbarer Energien schreitet in Baden-Württemberg ebenfalls voran.“ Vor allem die Ausbauziele bei der Photovoltaik werden seit mehreren Jahren übertroffen. Auch bei der Windenergie seien inzwischen viele Projekte genehmigt oder in Verfahren. Daher seien höhere Strompreise durch eine Zonenaufteilung in dieser Situation „weniger Peitsche für einen noch schnelleren Ausbau, sondern eher Knüppel zwischen die Beine einer derzeit hart im Wettbewerb stehenden Wirtschaft“, sagte Walker.

Die Studie „Auswirkungen und Folgemaßnahmen einer Trennung der einheitlichen deutschen Stromgebotszone für Baden-Württemberg“ steht als PDF zum Download bereit.

Dienstag, 24.09.2024, 13:49 Uhr
Susanne Harmsen

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