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In elf EU-Ländern wird Strom untertägig nun auch in Auktionen gehandelt. Möglich macht dies eine Marktkopplung von Finnland bis Frankreich. Der Start war holprig.
Strom-Spotbörsen und Übertragungsnetzbetreiber aus elf EU-Ländern haben am 13. Juni zeitgleich die erste Auktion im Intraday-Strommarkt durchgeführt. Täglich finden seit dem 14. Juni drei Intraday-Auktionen statt. Jene um 10 Uhr beziehen sich auf Lieferungen am Nachmittag desselben Tages und jene um 15 und 22 Uhr auf den jeweiligen Folgetag.
Das Angebot ergänzt den fortlaufenden Handel (continuous trading), in dem der Intraday-Strommarkt bisher ausschließlich stattgefunden hatte. Während Anbieter und Nachfrager beim fortlaufenden Handel zu jeder Zeit Gebote ins Orderbuch einstellen, die zu ungewisser Zeit von der jeweils anderen Marktseite 1:1 angenommen werden (pay-as-bid) oder verfallen, werden bei Auktionen alle Gebote zeitlich gebündelt, um die Handelsliquidität zu erhöhen. Zudem gilt der Preis, bei dem sich die Angebots- und die Nachfragekurve treffen, mit anderen Worten der Preis des relativ teuersten Anbieters, der gerade noch die Nachfrage deckt, für alle Gebote bis zu diesem Preis (Markträumungspreis). Vorbild ist der Strom-Day-ahead-Markt.
Möglich gemacht hat die Intraday-Auktionen eine Kopplung der Strommärkte in elf EU-Ländern mit 17 Preiszonen von Skandinavien über Deutschland bis nach Frankreich. Diese „einheitliche untertägige Kopplung“ wird SIDC (Single Intraday Coupling) abgekürzt. Sie war bereits die Grundlage für den fortlaufenden Handel und wurde jetzt auf das Auktionsmodell ausgeweitet.
Hierzu mussten sich die beteiligten Energiebörsen auf eine einzige IT und ein gemeinsames Orderbuch einigen. Zudem musste mit den entsprechenden Übertragungsnetzbetreibern ein einheitlicher Algorithmus entwickelt werden, nach dem automatisch mit den Auktionsergebnissen auch grenzüberschreitende Strom-Transportkapazitäten reserviert werden (implizite Auktionen).
Dabei sollen Preissignale Stromknappheiten widerspiegeln. In der Anfangsphase des fortlaufenden Intraday-Handels war es wegen Fehlern im Algorithmus zu gegenteiligen Ergebnissen gekommen, sodass Stromflüsse von teuren in günstige Preiszonen stattfanden.
Einige der an den neuen Auktionen beteiligten Länder und Börsen, so auch die Preiszone Deutschland-Luxemburg mit der Epex Spot, haben in den Intraday-Auktionen Viertelstunden-Produkte, andere nur halbstündige oder stündliche Stromlieferungen.
Deutschland am 17. Juni im oberen Preissegment
Der Start am 13. Juni war holprig: Die 10-Uhr-Auktion fand zwar statt, die weiteren beiden Auktionen wurden aber wegen teilweiser Entkopplung der SIDC-Märkte abgesagt. Nur der fortlaufende Handel lief weiter. Am selben Tag verzögerte sich auch die Bekanntgabe der Ergebnisse. Von den weiteren Handelstagen gab es keine Störungsmeldungen.
Am 17. Juni ergab die einzige Auktion, für die vor Redaktionsschluss Zahlen veröffentlicht wurden, für den 18. Juni zur Lieferung nach Deutschland / Luxemburg einen kumulierten Intraday-Tagespreis von 95,26 Euro/MWh. Der Preis lag im oberen Bereich der Preiszonen. Polen war mit 130,55 Euro/MWh der teuerste Intraday-Markt der SDIC, Finnland mit minus 161,64 Euro/MWh der günstigste. Im unteren Preissegment bewegten sich Frankreich und das restliche Skandinavien nördlich von Südschweden − nämlich zwischen 35,71 und 58,80 Euro/MWh.
Montag, 17.06.2024, 18:03 Uhr
Georg Eble
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