Mit einem Prototyp des künftigen VW-Elektro-Busses Id.Buzz erprobt Moia auch Ridepooling mit autonomen Fahrzeugen, Quelle: Moia
Sogenannte "Ridepooling"-Angebote können den Autoverkehr in der Stadt signifikant reduzieren. Das hat eine aufwändige Simulation des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) gezeigt.
Forschende des KIT und der TU München haben mehr als zwei Jahre die Wirkung des europaweit größten elektrischen Ridepooling-Dienstes, der von der VW-Tochter "MOIA" betrieben wird, auf den Verkehr in Hamburg untersucht. Die Studie mit einem eigens entwickelten Simulations-Tool liefert erstmals wissenschaftlich unabhängige Erkenntnisse zu diesem Thema.
Beim Ridepooling nutzen mehrere Personen ein Fahrzeug, etwa einen Minibus mit Fahrer. Die Passagiere können sich den Shuttle-Service von Haus zu Haus über eine Smartphone-App bestellen.
„Unsere Simulationen auf Basis von Erhebungen und vielen weiteren Daten zeigen, dass die Verkehrswende dann möglich wird, wenn attraktive alternative Angebote zum privaten Auto geschaffen und zusätzlich Regelungen für den motorisierten Individualverkehr eingeführt werden“, sagt Martin Kagerbauer vom Institut für Verkehrswesen (IFV) des KIT.
Kagerbauer und sein Team haben erforscht, welche Auswirkungen die Ridepooling-Angebote von Moia auf das Verkehrssystem in Deutschlands zweitgrößter Stadt haben können. Das Mobilitätsunternehmen des Volkswagen-Konzerns besetzt die Lücke zwischen Taxi und ÖPNV. Ein Algorithmus sorgt dafür, dass Nutzerinnen und Nutzer mit einem ähnlichen Fahrtziel gemeinsam in einem Fahrzeug befördert werden. Die Passagiere werden dabei unabhängig von einem Fahrplan oder Linienweg befördert. Fahrgäste können flexibel zu- und aussteigen. Wer mitfahren will, ordert das Fahrzeug per App, ein Algorithmus plant und optimiert daraufhin die Route.
„Anhand der Studie können wir das Verhalten der Menschen, die Ridepooling nutzen, besser verstehen und so die Potenziale solcher Dienste künftig noch zielgerichteter erschließen“, sagt Nadine Kostorz vom IFV. Befürchtungen, Ridepooling werde dem öffentlichen Verkehr (ÖV) Fahrgäste abspenstig machen, bestätigten sich laut den Forschenden nicht. Im Gegenteil: „Wenn neue Verkehrsmittel hinzukommen, werden zwar Wege von den bereits vorhandenen Verkehrsmitteln auf das neue Mobilitätsangebot verlagert, aber durch den sogenannten Toureneffekt und die bessere Erreichbarkeit von Haltestellen profitiert der öffentliche Verkehr durch Ridepooling“, sagt Gabriel Wilkes vom IFV.
"Keine Konkurrenz zum öffentlichen Verkehr"„Wenn zum Beispiel jemand von zu Hause ins Kino und wieder zurückfährt, wird auf dieser Tour mit zwei Wegen oft nur einer mit Ridepooling zurückgelegt, der andere Weg fast immer mit dem ÖV“, erläutert Wilkes den Toureneffekt. In der Summe ergeben sich so positive Effekte für den öffentlichen Nahverkehr.
In einer Simulation mit der Annahme flächendeckender Verfügbarkeit von autonom fahrenden Ridepooling-Angeboten, einem gut ausgebautem ÖV und gleichzeitigen Einschränkungen für den individuellen Autoverkehr ließe sich der Autoverkehr in Hamburg um acht Prozentpunkte reduzieren. „Der Rückgang der Fahrzeugkilometer um etwa 15 Millionen Kilometer pro Woche wäre beachtlich“, sagt Kagerbauer.
Die Verkehrssimulation mit dem am KIT entwickelten Software-Tool "mobiTopp" ist einzigartig. „Das Tool bildet die Mobilität der gesamten Hamburger Bevölkerung und aller dorthin Reisenden im Verlauf einer Woche ab. Abgebildet werden dabei auf die Minute genau und räumlich hoch aufgelöst sämtliche Wege zu allen Aktivitäten wie Arbeit, Einkauf oder Freizeit“, erläutert Kagerbauer.
Dass dabei neben den konventionellen Verkehrsmitteln auch neue Mobilitätsformen wie Ridepooling, Car- und Bikesharing oder E-Scooter-Sharing detailliert berücksichtigt werden, sei die Neuheit bei diesem Tool.
Die Studie
"Ridepooling in Hamburg auf dem Weg in die Zukunft" kann von der Website von Moia heruntergeladen werden.
Mittwoch, 8.12.2021, 16:45 Uhr
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