Fernwärmeleitung in Nürnberg. Quelle: E&M / Heinz Wraneschitz
Die N-Ergie AG stellte in ihrer Konzernzentrale gemeinsam mit der Stadt Nürnberg ihre weitreichenden Fernwärmepläne vor.
Oberbürgermeister Marcus König (CSU) zeigte sich „dankbar, dass wir die Werke haben. Kommunen ohne Versorger müssen die Wärmewende alleine erledigen. Hier aber sieht man: Energie und Wärme gehören zusammen.“ Und gemeinsam wolle man „bis 2040 50
Prozent der Wärmebedarfe mit Fernwärme abdecken“, und zwar gleichermaßen bei Haushalten wie Industrie.
Die Wärmewende sei ein zentraler Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität, zu der sich die Stadt bekannt habe. Dabei müssen man „Umwelt und Gesundheit, Bau und Infrastruktur gemeinsam denken“, so der Politiker. Deshalb werde der Stadtrat bereits im ersten Quartal 2025 die kommunale Wärmeplanung für Nürnberg beschließen − „Hand in Hand mit der N-Ergie“, wie er versprach.
Doch nicht überall könnten Fernwärmeleitungen gelegt werden: In dünner bebauten und besiedelten Gebieten sei dies praktisch und wirtschaftlich nicht möglich. „Doch in dicht bebauten Gebieten ist Fernwärme die optimale Heizart und die ideale Lösung. Die Menschen sollen möglichst bald wissen, was wo passiert“, nannte der Stadtchef als Grund, warum Nürnberg schon zwei Jahre nach Verabschiedung der entsprechenden Bundesgesetzgebung den Weg zur klimaneutralen Stadt vorlegen werde.
Doch die N-Ergie wartet nicht bis zur Vorstellung des Kommunalen Wärmeplans – sie hat bereits entschieden, in drei Gebieten den Fernwärmeausbau voranzutreiben: Die beiden Bestands-Wohnareale östlich des Friedrich-Ebert-Platzes (117 Gebäude mit etwa 900 Wohneinheiten) und südlich der Meuschelstraße (67 Gebäude mit etwa 500 Wohneinheiten) liegen im Norden der bereits großteils an die Fernwärme angeschlossene Altstadt. Das Industrie- und Gewerbegebiet Nordostpark mit 64 Gebäuden steht ebenfalls zum Fernwärme-Ausbau, und zwar konkret in den Jahren 2025 und 2026. Alleine dafür seien 25
Millionen Euro eingeplant.
Maik Render, der Sprecher des Vorstands der N-Ergie versprach „eine pauschale Anschluss-Kostenbeteiligung von etwa 10.000
Euro“, und dass der Konzern „dafür aktiv werben“ werde.
Fernwärme vor allem bei Denkmalschutz eine LösungDass früher offensichtlich Stadt und Versorger nicht immer in eine Richtung zogen, machte Umweltreferentin Britta Walthelm (Grüne) klar. „Ich habe bei meinem Amtsantritt nach der letzten Kommunalwahl einen Wärmeplan aus dem Jahr 2011 in der Schublade gefunden.“ Zwar werde in der Stadt bereits 40
Prozent weniger CO2 als im Jahr 1990 ausgestoßen, doch sei das vor allem mehr erneuerbarem Strom und der Umstellung des Heizkraftwerks von Kohle auf Gas zu verdanken. „Jetzt aber zielen auch bei der Wärme alle in eine Richtung. Alleine die Wärme verursacht 29
Prozent der Treibhausgasemissionen, und über die Hälfte der Energie geht in diesem Bereich“, nannte Walthelm Zahlen. Deshalb sei „Fernwärme ein großer Hebel“ auf dem Weg zur Klimaneutralität, die der Freistaat Bayern bis 2040 anstrebt.
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Marcus König, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, (links) und Maik Render, Vorstandsvorsitzender N-Eergie. Quelle: Heinz Wraneschitz/bildtext.de |
Daniel Ulrich, parteiloser Planungs- und Baureferent der Stadt Nürnberg, zeigte sich etwas vorsichtiger: „Stück für Stück bis 2045 klimaneutral, das ist die gesetzliche Anforderung“, erklärte er. Deshalb müsse „kein Gebäudeeigentümer panisch reagieren, sondern vernünftig nachdenken“, auf welche Art künftig geheizt werden soll. Doch „gerade für Gebäude mit Denkmalschutz-Status kann Fernwärme eine Lösung anbieten: Hier hilft das Gebäudeenergiegesetz GEG, das nicht mehr Dämmung um jeden Preis fordert“, so Ulrich.
Der Planungs- und Baureferent sprach auch an, dass man Wärme nicht mehr nur wie bisher hauptsächlich im inzwischen „H2-ready“-gemachten Heizkraftwerk Sandreuth gewinnen wolle: „Es geht auch um externe Quellen, Abwärme aus der Industrie beispielsweise“. Deshalb werde nun untersucht, wo wie viel Wärme verbraucht werde, natürlich unter Beachtung des Denkmalschutzes.
Große Nachfrage nach Fernwärmeanschlüssen„Am Ende wollen wir den Leuten sagen können, wo keine Fernwärme kommt, ist beispielsweise Geothermie oder Biomasseheizung möglich.“ Hier seien besonders die in den 1960er Jahren entstandenen Wohngebiete „Hauptaufgabe für die Gutachter.“ Aber schon jetzt sage man „in jeder Bürgerversammlung: keine Panik. Aber wer jetzt eine Gasheizung einbauen will, dem raten wir dringend ab.“
Auf jeden Fall stellt die N-Ergie schon jetzt eine stark gestiegene Nachfrage nach Fernwärmeanschlüssen fest. Vorstandsmitglied Magdalena Weigel: „Wir werden förmlich überrannt. Vor der Energiekrise hatten wir 200 Anfragen im Jahr, 2022 waren es schon 500 und 2023 sogar 1.500.“ Und was das Unternehmen auch feststellt: „Wer angeschlossen hat, hat kaum Beschwerden.“
Montag, 22.04.2024, 09:32 Uhr
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