Beim Jahrespressegespräch von links: Maik Render (Sprecher des Vorstands), Magdalena Weigel (Vorstand Personal und IT) und Heiko Lindner (Leiter Konzernkommunikation). Quelle: N-Ergie
Der Nürnberger Versorger N-Ergie hat sein Jahresergebnis im Jahr 2023 deutlich gesteigert. Gewinnrückstellungen sollen die geplanten Milliardeninvestitionen in die Stromnetze absichern.
Vorstandssprecher Maik Render ging beim Jahrespressegespräch der N-Ergie noch einmal auf die Energiekrise ein, die durch den Angriff Russlands auf die Ukraine ausgelöst worden war. Man habe 2023 immer noch mit den Nachwirkungen zu kämpfen gehabt, beispielsweise habe die Umsetzung der Preisbremse zu Verzug bei den Abrechnungen und zu Unmut bei den Kunden geführt. Für Schwierigkeiten ganz anderer Art habe der Starkregen im August gesorgt, da durch das Hochwasser Energieversorgungsanlagen betroffen waren.
Weiter ging Render auf den Einstieg bei den Stadtwerken Ingolstadt ein, mit denen die Nürnberger künftig zusammenarbeiten werden. Mit der Übernahme der SEG Rohrleitungsbau schließlich, ein Spezialist für Fernwärmeleitungen, will man sich für die ambitionierten Ausbaupläne in diesem Bereich gut aufstellen.
Kraftwerke sorgen für volle Kassen
Zum positiven Geschäftsergebnis 2023, so hieß es weiter, haben vor allem zwei Faktoren beigetragen: Zum einen profitierte N-Ergie bei hohen Strompreise von der Erzeugung in den regenerativen und konventionellen Kraftwerken. Zum anderen sei man im Großkundengeschäft sehr erfolgreich gewesen. In Zahlen stellt sich das so dar: Das Ergebnis der Geschäftstätigkeit (EGT) lag bei 304,5 Millionen Euro und damit deutlich über dem Wert von 2022 mit 185,5 Millionen Euro. 149,3 Millionen Euro werden an die beiden Anteilseigner Städtische Werke Nürnberg (122 Millionen Euro) und Thüga (27,3 Millionen Euro) ausgeschüttet.
149 Millionen Euro des 2023 erwirtschafteten Ergebnisses sollen im Unternehmen verbleiben. Mit der so verbesserten Eigenkapitalquote setzt das Management darauf, auch an mehr Fremdkapital zu gelangen, um die enormen Investitionen für die Energiewende und den Ausbau des Wärmenetzes stemmen zu können.
Stromnetz und Erneuerbare im Fokus
Konkret geht es bei der Transformation des Stromnetzes um die Errichtung neuer Umspannwerke, den Bau und die Verstärkung von Leitungen im 110- sowie im 20-kV-Bereich, die bessere Ankopplung ans Höchstspannungsnetz und die Digitalisierung und Flexibilisierung der Netze. 200 Maßnahmen stehen hier an. 1,3 Milliarden Euro hat N-Ergie dafür bis 2030 eingeplant.
Auch in den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien soll kräftig investiert werden. Dafür sind bis 2030 rund 300 Millionen Euro vorgesehen. Vor allem die Windkraft soll dabei im Fokus stehen. Mit einer Leistung von 30 MW ist der Versorger an sieben Windparks beteiligt. Als Ausbauziel werden 120 MW genannt. Vorwiegend sollen dabei Projekte in der Region eine Rolle spielen, wie etwa der geplante Windpark Langenaltheim mit vier Anlagen und 24 MW.
Magdalena Weigel, im Vorstand für Personal und IT verantwortlich, gab einen Überblick über den aktuellen Ausbaustand der erneuerbaren Energien. 60 Prozent des in der Region verbrauchten Stroms stammt schon jetzt aus regenerativer Erzeugung. Anlagen mit einer Leitung von 3.550 MW sind derzeit installiert, gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von 306 MW. Auch die Zahl der Batteriespeicher weist steil nach oben: 17.794 waren es 2023, ein Plus von 7.501.
Fernwärme soll grüner werden
Viel Geld soll – wie bereits berichtet – auch in den Ausbau der Nürnberger Fernwärme gesteckt werden, die bereits heute zu 30 Prozent aus nichtfossilen Quellen stammt, unter anderem aus der städtischen Müllverbrennungsanlage. Bis 2035 will N-Ergie die gesamte Fernwärmeversorgung klimaneutral gestalten. Dazu sollen Großwärmepumpen, ein Altholzkraftwerk und Geothermie einen Beitrag leisten. 600 Millionen Euro sind bis 2035 vorgesehen, um die Fernwärme grüner zu machen. Auch das Netz soll wachsen und zahlreiche Quartiere neu angeschlossen werden. Dafür nimmt das Unternehmen nochmal 1 Milliarde Euro bis 2040 in die Hand.
Angesichts dieser Dimensionen sah Maik Render in dem Investitionsprogramm „eine einmalige, historische Aufgabe“. Und Magdalena Weigel sprach von einem absoluten Kraftakt. Aber: „Gleichzeitig haben wir unglaublich Lust am Gestalten und leisten Daseinsvorsorge für uns und vor allem die kommenden Generationen.“
Mittwoch, 24.04.2024, 15:14 Uhr
Günter Drewnitzky
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