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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Matching für mehr Wärme
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitung

Matching für mehr Wärme

Abwärme aus Abwasser oder Abfallverbrennung wird immer mehr genutzt. Auch Rechenzentren gelten als gute Quellen. Jedoch gestaltet sich die Suche nach Abnehmern schwierig.
Nach einer Umfrage der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff) sind Rechenzentrenbetreiber durchaus bereit, Projekte zur Abwärmenutzung umzusetzen. Das größte Problem dabei jedoch: die Suche nach Abnehmern. Die Kurzumfrage „Umsetzung und Barrieren Abwärmenutzung aus Rechenzentren“ enthält 100 Antworten von Akteuren verschiedener Branchen, darunter als größte Gruppe Rechenzentren (25 Prozent), Forschung/Wissenschaft/Verbände (19 Prozent), Technologieanbieter (14 Prozent) sowie Energieversorger und Wärmenetzbetreiber. Die Daten wurden im Zeitraum Oktober bis November 2023 gesammelt und geben der Deneff zufolge „einen aktuellen Einblick in das Stimmungsbild der Abwärmenutzung aus Rechenzentren“.

Demnach planen fast drei Viertel der befragten Unternehmen Projekte zur Abwärmenutzung (73 Prozent), knapp die Hälfte hat bereits Projekte umgesetzt (45 Prozent) und mehr als ein Viertel (27 Prozent) planen keine Projekte. Gleichzeitig gaben 31 Prozent der Befragten und damit fast die Hälfte all jener, die Projekte planen, an, diese derzeit zurückgestellt zu haben.

Auf die Frage nach den Hinderungsgründen wählten 57 Prozent der Befragten aus den vorgegebenen Antworten das Fehlen von Wärmeabnehmern als wichtigsten Punkt aus. Technische Herausforderungen (53 Prozent) und die fragliche Wirtschaftlichkeit (52 Prozent) waren weitere häufig genannte Gründe, warum die Befragten keine Abwärmenutzungsprojekte planen oder diese zurückstellen. Hingegen wurden Schwierigkeiten mit Baugenehmigungen, mit der Förderbeantragung oder der Akzeptanz im räumlichen Umfeld seltener als Hinderungsgründe benannt.

Die Schlussfolgerung der Deneff: Sie empfiehlt Politik und Marktteilnehmenden, mehr Augenmerk darauf zu legen, dass potenzielle Anbieter und Nachfrager zusammenfinden, um die bislang ungenutzte Abwärme für die Energiewende verfügbar zu machen.

Tool soll Abwärme und Nutzer zusammenbringen

Im November 2023 startete zuvor die Deneff gemeinsam mit Instituten der Universität Stuttgart sowie Empact Engineering die neue Plattform „Bytes2Heat“, die potenzielle Anbieter und Abnehmer von Abwärme zusammenbringen soll. „Oft wissen potenzielle Partner nichts voneinander, auch wenn sie sich in direkter Nachbarschaft befinden“, erläutert Deneff-Vorstand Christian Noll. „Was die eine Seite zur Kühlung loswerden will, kann der anderen Seite klimafreundliche Heizwärme liefern“, so Noll. Auch in Landwirtschaft und Industrie könne Abwärme wiederverwendet werden. Er leitet das Projekt Bytes2Heat.

Unter Zuhilfenahme von Suchfunktionen und Landkarten ermögliche das Matching Tool die geodatenbasierte Zusammenführung von Stakeholdern für die Umsetzung von Projekten zur Nutzung von Abwärme. Das kartenbasierte Tool zeige eingetragene lokale Abwärmepotenziale sowie entsprechende Kontaktmöglichkeiten an und unterstützt auf diese Weise eine schnelle Vernetzung. Mit der Integration von technischen Informationen wie beispielsweise Abwärmetemperaturen, IT-Anschlussleistung und Betriebsstunden biete das Tool eine möglichst praxisnahe erste Bewertung der Kompatibilität potenzieller Abwärmepartner.

Betreiber großer Rechenzentren hätten bereits angekündigt, ihre Standorte im Matching Tool einzutragen, so die Deneff. „Die Suche nach geeigneten Abnehmern für die Abwärme unserer Rechenzentren ist eine entscheidende Voraussetzung für den Erfolg unserer Abwärmenutzungsprojekte“, sagt Günter Eggers, Director Public bei NTT Global Data Centers EMEA. „Leider haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Suche nach geeigneten Projektpartnern langwierig und schwierig sein kann“, so Eggers. Er erhofft sich vom Matching Tool eine deutliche Vereinfachung des Prozesses.

Energieversorger vor Ort kommt besondere Rolle zu

„Die Nutzung der grünen Abwärme aus Rechenzentren ist kein Selbstläufer. Es bedarf des guten Willens aller Akteure, aufeinander zuzugehen, und von der Politik der nötigen Anschubfördermittel und rechtlichen Rahmenbedingungen. Dabei stehen wir erst am Anfang eines langen Weges, um die grüne Wärme aus Rechenzentren möglichst umfangreich für die Dekarbonisierung zu nutzen“, sagte Peter Radgen von der Universität Stuttgart Mitte Februar bei einer Paneldiskussion in Frankfurt, organisiert durch die Projektpartner. Mit am Tisch saß auch die Mainova, in deren Konzernzentrale das Treffen stattfand. Mehr als 170 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Rechenzentren, Energieversorgungsunternehmen und Planungsbüros nahmen daran teil.

Die Ortswahl ist dabei nicht von ungefähr gewählt worden. Als deutsche Rechenzentrumshauptstadt mit dem weltweit größten Internetknoten ist das Potenzial für Abwärmenutzung in Frankfurt am Main besonders hoch. „Die Nutzung der Abwärme ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur CO2-Neutralität. Daher erschien es uns wichtig, die Akteure zusammenzubringen und allen Stakeholdern Rede und Antwort insbesondere zu den technischen Fragestellungen und zur möglichen konkreten Ausgestaltung etwa an den Schnittstellen zu geben“, so Constantin Römer vom Projektpartner Empact Engineering.

Eine besondere Rolle bei der Nutzung der grünen Abwärme aus Rechenzentren kommt dabei den regionalen Energieversorgern zu. Martin Giehl, Vorstand der Mainova, betonte: „Die erfolgreiche Dekarbonisierung der Wärmeversorgung Frankfurts hängt entscheidend von der Erschließung grüner Wärmequellen ab. Hierbei spielt Abwärme aus Rechenzentren neben industrieller und Umweltwärme eine wesentliche Rolle. Dieses Potenzial wird sowohl im Fernwärmetransformationsplan der Mainova als auch in der kommunalen Wärmeplanung der Stadt Frankfurt berücksichtigt werden.“
 
Rechenzentren sind der Kern unserer modernen Gesellschaft. Sie produzieren aber auch viel Abwärme, die derzeit noch häufig ungenutzt bleibt
Quelle: Shutterstock/Kjetil Kolbjornsrud
 
Hinderungsgründe für die Abwärmenutzung
Quelle: Deneff

 

Freitag, 5.04.2024, 08:55 Uhr
Heidi Roider und Katia Meyer-Tien
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Matching für mehr Wärme
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitung
Matching für mehr Wärme
Abwärme aus Abwasser oder Abfallverbrennung wird immer mehr genutzt. Auch Rechenzentren gelten als gute Quellen. Jedoch gestaltet sich die Suche nach Abnehmern schwierig.
Nach einer Umfrage der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff) sind Rechenzentrenbetreiber durchaus bereit, Projekte zur Abwärmenutzung umzusetzen. Das größte Problem dabei jedoch: die Suche nach Abnehmern. Die Kurzumfrage „Umsetzung und Barrieren Abwärmenutzung aus Rechenzentren“ enthält 100 Antworten von Akteuren verschiedener Branchen, darunter als größte Gruppe Rechenzentren (25 Prozent), Forschung/Wissenschaft/Verbände (19 Prozent), Technologieanbieter (14 Prozent) sowie Energieversorger und Wärmenetzbetreiber. Die Daten wurden im Zeitraum Oktober bis November 2023 gesammelt und geben der Deneff zufolge „einen aktuellen Einblick in das Stimmungsbild der Abwärmenutzung aus Rechenzentren“.

Demnach planen fast drei Viertel der befragten Unternehmen Projekte zur Abwärmenutzung (73 Prozent), knapp die Hälfte hat bereits Projekte umgesetzt (45 Prozent) und mehr als ein Viertel (27 Prozent) planen keine Projekte. Gleichzeitig gaben 31 Prozent der Befragten und damit fast die Hälfte all jener, die Projekte planen, an, diese derzeit zurückgestellt zu haben.

Auf die Frage nach den Hinderungsgründen wählten 57 Prozent der Befragten aus den vorgegebenen Antworten das Fehlen von Wärmeabnehmern als wichtigsten Punkt aus. Technische Herausforderungen (53 Prozent) und die fragliche Wirtschaftlichkeit (52 Prozent) waren weitere häufig genannte Gründe, warum die Befragten keine Abwärmenutzungsprojekte planen oder diese zurückstellen. Hingegen wurden Schwierigkeiten mit Baugenehmigungen, mit der Förderbeantragung oder der Akzeptanz im räumlichen Umfeld seltener als Hinderungsgründe benannt.

Die Schlussfolgerung der Deneff: Sie empfiehlt Politik und Marktteilnehmenden, mehr Augenmerk darauf zu legen, dass potenzielle Anbieter und Nachfrager zusammenfinden, um die bislang ungenutzte Abwärme für die Energiewende verfügbar zu machen.

Tool soll Abwärme und Nutzer zusammenbringen

Im November 2023 startete zuvor die Deneff gemeinsam mit Instituten der Universität Stuttgart sowie Empact Engineering die neue Plattform „Bytes2Heat“, die potenzielle Anbieter und Abnehmer von Abwärme zusammenbringen soll. „Oft wissen potenzielle Partner nichts voneinander, auch wenn sie sich in direkter Nachbarschaft befinden“, erläutert Deneff-Vorstand Christian Noll. „Was die eine Seite zur Kühlung loswerden will, kann der anderen Seite klimafreundliche Heizwärme liefern“, so Noll. Auch in Landwirtschaft und Industrie könne Abwärme wiederverwendet werden. Er leitet das Projekt Bytes2Heat.

Unter Zuhilfenahme von Suchfunktionen und Landkarten ermögliche das Matching Tool die geodatenbasierte Zusammenführung von Stakeholdern für die Umsetzung von Projekten zur Nutzung von Abwärme. Das kartenbasierte Tool zeige eingetragene lokale Abwärmepotenziale sowie entsprechende Kontaktmöglichkeiten an und unterstützt auf diese Weise eine schnelle Vernetzung. Mit der Integration von technischen Informationen wie beispielsweise Abwärmetemperaturen, IT-Anschlussleistung und Betriebsstunden biete das Tool eine möglichst praxisnahe erste Bewertung der Kompatibilität potenzieller Abwärmepartner.

Betreiber großer Rechenzentren hätten bereits angekündigt, ihre Standorte im Matching Tool einzutragen, so die Deneff. „Die Suche nach geeigneten Abnehmern für die Abwärme unserer Rechenzentren ist eine entscheidende Voraussetzung für den Erfolg unserer Abwärmenutzungsprojekte“, sagt Günter Eggers, Director Public bei NTT Global Data Centers EMEA. „Leider haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Suche nach geeigneten Projektpartnern langwierig und schwierig sein kann“, so Eggers. Er erhofft sich vom Matching Tool eine deutliche Vereinfachung des Prozesses.

Energieversorger vor Ort kommt besondere Rolle zu

„Die Nutzung der grünen Abwärme aus Rechenzentren ist kein Selbstläufer. Es bedarf des guten Willens aller Akteure, aufeinander zuzugehen, und von der Politik der nötigen Anschubfördermittel und rechtlichen Rahmenbedingungen. Dabei stehen wir erst am Anfang eines langen Weges, um die grüne Wärme aus Rechenzentren möglichst umfangreich für die Dekarbonisierung zu nutzen“, sagte Peter Radgen von der Universität Stuttgart Mitte Februar bei einer Paneldiskussion in Frankfurt, organisiert durch die Projektpartner. Mit am Tisch saß auch die Mainova, in deren Konzernzentrale das Treffen stattfand. Mehr als 170 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Rechenzentren, Energieversorgungsunternehmen und Planungsbüros nahmen daran teil.

Die Ortswahl ist dabei nicht von ungefähr gewählt worden. Als deutsche Rechenzentrumshauptstadt mit dem weltweit größten Internetknoten ist das Potenzial für Abwärmenutzung in Frankfurt am Main besonders hoch. „Die Nutzung der Abwärme ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur CO2-Neutralität. Daher erschien es uns wichtig, die Akteure zusammenzubringen und allen Stakeholdern Rede und Antwort insbesondere zu den technischen Fragestellungen und zur möglichen konkreten Ausgestaltung etwa an den Schnittstellen zu geben“, so Constantin Römer vom Projektpartner Empact Engineering.

Eine besondere Rolle bei der Nutzung der grünen Abwärme aus Rechenzentren kommt dabei den regionalen Energieversorgern zu. Martin Giehl, Vorstand der Mainova, betonte: „Die erfolgreiche Dekarbonisierung der Wärmeversorgung Frankfurts hängt entscheidend von der Erschließung grüner Wärmequellen ab. Hierbei spielt Abwärme aus Rechenzentren neben industrieller und Umweltwärme eine wesentliche Rolle. Dieses Potenzial wird sowohl im Fernwärmetransformationsplan der Mainova als auch in der kommunalen Wärmeplanung der Stadt Frankfurt berücksichtigt werden.“
 
Rechenzentren sind der Kern unserer modernen Gesellschaft. Sie produzieren aber auch viel Abwärme, die derzeit noch häufig ungenutzt bleibt
Quelle: Shutterstock/Kjetil Kolbjornsrud
 
Hinderungsgründe für die Abwärmenutzung
Quelle: Deneff

 

Freitag, 5.04.2024, 08:55 Uhr
Heidi Roider und Katia Meyer-Tien

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