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Energie & Management > Großbatteriespeicher - Avacon beginnt Batteriespeicher-Test im Stadtnetz
Vor dem Energiespeicher in Twistringen (von links): Olaf Lies (SPD), Rainer Schmittdiel (Avacon), Lukas Koehler (Rolls-Royce Power Systems) und Moderator Marvin Macke (Avacon). Quelle: E&M / Davina Spohn
Großbatteriespeicher

Avacon beginnt Batteriespeicher-Test im Stadtnetz

Avacon und Rolls-Royce erproben in Twistringen den Einsatz von Großbatteriespeichern. Diese sollen PV-Spitzen abfedern und das Stromnetz stabilisieren.
Wie Batteriespeicher in städtischen Stromnetzen zur Stabilisierung des Netzes beitragen können, untersucht Avacon gemeinsam mit Rolls-Royce im Rahmen eines Feldtests in der 13.000 Einwohner zählenden Stadt Twistringen, 100 Kilometer nordwestlich von Hannover (Niedersachsen). Zum Start der zweiten Projektphase stellten die Partner am 15. April den an einer Schule installierten Großbatteriespeicher öffentlich vor – unter anderem mit Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD).

Der Twistringer Speicher hat eine Leistung von 1,25 MW und eine Speicherkapazität von 2.500 kWh. Ziel der zweiten Projektphase der „Energieplattform Twistringen“ ist es, zu zeigen, wie sich Erzeugungsspitzen aus Photovoltaikanlagen im städtischen, dicht besiedelten Raum abfangen lassen. Das Projekt schließt an die erste Projektphase im 450 Einwohner zählenden Ortsteil Abbenhausen an. Dort habe sich im kleineren Maßstab gezeigt, dass der gezielte Einsatz von Großspeichern zur Dämpfung von PV-Spitzen beitragen kann, so die Partner. „Der Ausgleich von zu viel und zu wenig führt dazu, dass es insgesamt zu einer Minderung des Preises kommen kann“, so SPD-Politiker Lies zur Bedeutung der Speicher. 

Zum Hintergrund: Beim Forschungsprojekt „Energieplattform Twistringen“ speichern Haushalte zunächst selbst erzeugte Energie in Heimspeichern. Überschüssiger, grüner Strom wird in einem großen Batteriespeicher zentral zwischengespeichert. Eine smarte Softwareplattform steuert das Zusammenspiel der Systeme, ohne den Eigenverbrauch der Haushalte zu beeinträchtigen. So sollen die lokale Eigenverbrauchsquote erhöht und vorgelagerte Spannungsebenen entlastet werden.

Systemischer Blickwinkel auf die Energiewende

Lies sieht in Batteriespeichern eine zentrale Rolle für das Gelingen der Energiewende: „Die Speicherfrage ist entscheidend. Projekte wie die Energieplattform Twistringen zeigen, wie smarte Speicherlösungen lokal wirken und Netze stabilisieren können.“ Er warnte jedoch auch: „Der Batteriespeicher ist kein Allheilmittel, bei dem es völlig egal ist, wo er steht“. Laut dem designierten Nachfolger von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) ist es wichtig, einen systemischen Blickwinkel auf die Energiewende zu haben und den Standort der Speicher genau zu wählen.

Die Bedeutung der Standortfrage griff auch Rainer Schmittdiel auf. Der Technikvorstand von Avacon sieht im gezielten Einsatz von Batteriespeichern ein großes Potenzial – allerdings nur unter passenden regulatorischen Rahmenbedingungen. „Damit Speicherlösungen einen positiven Einfluss auf Netzausbaumaßnahmen haben, müssen Standort und Steuerung stimmen. Genau das demonstrieren wir in Twistringen“.

Er erklärte: „Batteriespeicher sind nicht per se netzdienlich. Wir müssen an den Stellen im Netz installieren, an denen sie mindestens netzneutral sind.“ An den falschen Stellen installiert, könne das einen zusätzlichen Netzausbau nach sich ziehen und „das kann nicht das Ziel sein.“ Deren Betriebsfahrweise müsse netzdienlich steuerbar sein, um das Netz zu entlasten und möglichst viel erneuerbaren Strom einzuspeichern und wo benötigt, wieder abzugeben. Ein flächendeckender Ausbau von Batteriespeichern sei nur möglich, wenn gesetzliche Vorgaben netzdienliches Verhalten honorieren.

Zahl der Anträge auf Netzanschluss enorm hoch

Die Nachfrage nach Großspeichern ist hoch: Laut Avacon liegen allein für das eigene Netzgebiet derzeit über 1.500 Anschlussanträge im Haus, die eine Gesamtleistung von 95.000 MW ans Netz bringen wollen − „und das nur bezogen auf die Avacon“, so Schmittdiel. „Die Netzlast in ganz Deutschland liegt bei 80.000 MW“. An diesen Zahlen sehe man das „Missverhältnis zwischen dem, was Investoren ans Netz anschließen wollen und dem, was wir anschließen können“.

Es gehe jetzt für die Netzbetreiber darum, nach ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten, die Standorte auszuwählen, an denen Batteriespeicher Sinn ergeben − gemeinsam mit der Politik und den Investoren. „Das spart am Ende des Tages am Netzausbau und schont unser aller Geldbeutel“, so Schmittdiel mit Blick auf die Höhe der Netzentgelte.

Auch Lukas Köhler von Rolls-Royce Power Systems, Anbieter des in Twistringen verbauten MTU-Speichersystems samt Softwaresteuerung, betonte den Beitrag intelligenter Software zur Netzstabilisierung. „Die Verknüpfung unseres Batteriespeichers mit PV-Anlagen und Heimspeichern zeigt, wie sich Energieverfügbarkeit und Sicherheit digital steuern lassen“, sagte Köhler. Im Bereich der Batteriespeicher sehe sein Unternehmen ein „enormes Wachstum“. Es handle sich, so Köhler weiter, um das „bei uns am schnellsten wachsende Geschäftsfeld“.

Dienstag, 15.04.2025, 17:21 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Großbatteriespeicher - Avacon beginnt Batteriespeicher-Test im Stadtnetz
Vor dem Energiespeicher in Twistringen (von links): Olaf Lies (SPD), Rainer Schmittdiel (Avacon), Lukas Koehler (Rolls-Royce Power Systems) und Moderator Marvin Macke (Avacon). Quelle: E&M / Davina Spohn
Großbatteriespeicher
Avacon beginnt Batteriespeicher-Test im Stadtnetz
Avacon und Rolls-Royce erproben in Twistringen den Einsatz von Großbatteriespeichern. Diese sollen PV-Spitzen abfedern und das Stromnetz stabilisieren.
Wie Batteriespeicher in städtischen Stromnetzen zur Stabilisierung des Netzes beitragen können, untersucht Avacon gemeinsam mit Rolls-Royce im Rahmen eines Feldtests in der 13.000 Einwohner zählenden Stadt Twistringen, 100 Kilometer nordwestlich von Hannover (Niedersachsen). Zum Start der zweiten Projektphase stellten die Partner am 15. April den an einer Schule installierten Großbatteriespeicher öffentlich vor – unter anderem mit Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD).

Der Twistringer Speicher hat eine Leistung von 1,25 MW und eine Speicherkapazität von 2.500 kWh. Ziel der zweiten Projektphase der „Energieplattform Twistringen“ ist es, zu zeigen, wie sich Erzeugungsspitzen aus Photovoltaikanlagen im städtischen, dicht besiedelten Raum abfangen lassen. Das Projekt schließt an die erste Projektphase im 450 Einwohner zählenden Ortsteil Abbenhausen an. Dort habe sich im kleineren Maßstab gezeigt, dass der gezielte Einsatz von Großspeichern zur Dämpfung von PV-Spitzen beitragen kann, so die Partner. „Der Ausgleich von zu viel und zu wenig führt dazu, dass es insgesamt zu einer Minderung des Preises kommen kann“, so SPD-Politiker Lies zur Bedeutung der Speicher. 

Zum Hintergrund: Beim Forschungsprojekt „Energieplattform Twistringen“ speichern Haushalte zunächst selbst erzeugte Energie in Heimspeichern. Überschüssiger, grüner Strom wird in einem großen Batteriespeicher zentral zwischengespeichert. Eine smarte Softwareplattform steuert das Zusammenspiel der Systeme, ohne den Eigenverbrauch der Haushalte zu beeinträchtigen. So sollen die lokale Eigenverbrauchsquote erhöht und vorgelagerte Spannungsebenen entlastet werden.

Systemischer Blickwinkel auf die Energiewende

Lies sieht in Batteriespeichern eine zentrale Rolle für das Gelingen der Energiewende: „Die Speicherfrage ist entscheidend. Projekte wie die Energieplattform Twistringen zeigen, wie smarte Speicherlösungen lokal wirken und Netze stabilisieren können.“ Er warnte jedoch auch: „Der Batteriespeicher ist kein Allheilmittel, bei dem es völlig egal ist, wo er steht“. Laut dem designierten Nachfolger von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) ist es wichtig, einen systemischen Blickwinkel auf die Energiewende zu haben und den Standort der Speicher genau zu wählen.

Die Bedeutung der Standortfrage griff auch Rainer Schmittdiel auf. Der Technikvorstand von Avacon sieht im gezielten Einsatz von Batteriespeichern ein großes Potenzial – allerdings nur unter passenden regulatorischen Rahmenbedingungen. „Damit Speicherlösungen einen positiven Einfluss auf Netzausbaumaßnahmen haben, müssen Standort und Steuerung stimmen. Genau das demonstrieren wir in Twistringen“.

Er erklärte: „Batteriespeicher sind nicht per se netzdienlich. Wir müssen an den Stellen im Netz installieren, an denen sie mindestens netzneutral sind.“ An den falschen Stellen installiert, könne das einen zusätzlichen Netzausbau nach sich ziehen und „das kann nicht das Ziel sein.“ Deren Betriebsfahrweise müsse netzdienlich steuerbar sein, um das Netz zu entlasten und möglichst viel erneuerbaren Strom einzuspeichern und wo benötigt, wieder abzugeben. Ein flächendeckender Ausbau von Batteriespeichern sei nur möglich, wenn gesetzliche Vorgaben netzdienliches Verhalten honorieren.

Zahl der Anträge auf Netzanschluss enorm hoch

Die Nachfrage nach Großspeichern ist hoch: Laut Avacon liegen allein für das eigene Netzgebiet derzeit über 1.500 Anschlussanträge im Haus, die eine Gesamtleistung von 95.000 MW ans Netz bringen wollen − „und das nur bezogen auf die Avacon“, so Schmittdiel. „Die Netzlast in ganz Deutschland liegt bei 80.000 MW“. An diesen Zahlen sehe man das „Missverhältnis zwischen dem, was Investoren ans Netz anschließen wollen und dem, was wir anschließen können“.

Es gehe jetzt für die Netzbetreiber darum, nach ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten, die Standorte auszuwählen, an denen Batteriespeicher Sinn ergeben − gemeinsam mit der Politik und den Investoren. „Das spart am Ende des Tages am Netzausbau und schont unser aller Geldbeutel“, so Schmittdiel mit Blick auf die Höhe der Netzentgelte.

Auch Lukas Köhler von Rolls-Royce Power Systems, Anbieter des in Twistringen verbauten MTU-Speichersystems samt Softwaresteuerung, betonte den Beitrag intelligenter Software zur Netzstabilisierung. „Die Verknüpfung unseres Batteriespeichers mit PV-Anlagen und Heimspeichern zeigt, wie sich Energieverfügbarkeit und Sicherheit digital steuern lassen“, sagte Köhler. Im Bereich der Batteriespeicher sehe sein Unternehmen ein „enormes Wachstum“. Es handle sich, so Köhler weiter, um das „bei uns am schnellsten wachsende Geschäftsfeld“.

Dienstag, 15.04.2025, 17:21 Uhr
Davina Spohn

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