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125 Mio. Euro will Amprion in die Umspannanlage Hoheneck investieren. Unter anderem soll ein rotierender Phasenschieber eingebaut werden. Auch komplett neue Betriebsgebäude entstehen.
Das Umspannwerk Hoheneck ist nur zwei Kilometer von der Innenstadt von Ludwigsburg (Baden-Württemberg) entfernt, nach Stuttgart sind es gerade mal 15 Kilometer. Es gilt als einer der wichtigsten Knotenpunkte im Südwestdeutschen Übertragungsnetz und beherbergt auch die Gruppenschaltleitung (GLS) Süd, mit der Amprion sein Netz überwacht und steuert. Die Gruppenschaltleitung Nord ist in Rommerskirchen (Nordrhein-Westfalen) ansässig.
Nicht nur die Größe der Anlage, die auf 24 Hektar die Spannungsebenen 380, 220 und 110 kV beherbergt, ist beeindruckend. Auch industriegeschichtlich hat das Umspannwerk einiges zu bieten. Es wurde bereits 1926 in Betrieb genommen, als Bestandteil einer Verbundleitung von RWE zwischen dem Rheinland und den Alpen, deren Länge damals als weltrekordverdächtig galt. Ein weiterer Höhepunkt folgte 1957, als in Hoheneck der Bau der ersten deutschen 380-kV-Trasse begann.
Rotierender Phasenschieber für stabiles Netz
Jetzt wird die Anlage fit für die Energiewende gemacht. 125 Mio. Euro lässt sich der Übertragungsnetzbetreiber das kosten. Herzstück der Erneuerung soll ein rotierender Phasenschieber werden, wie es in einer Mitteilung von Amprion zum Umbau des Standortes heißt. Der erste seiner Art in Baden-Württemberg. Die Arbeiten daran sollen noch dieses Jahr beginnen und Anfang 2023 abgeschlossen sein.
„Phasenschieber stellen Blindleistung bereit, die für den Spannungserhalt im Stromnetz unerlässlich ist“, erklärte Projektleiter Stephan Wittner, der die Installation des Aggregats bereut. „Sie können sowohl spannungsanhebend als auch -absenkend wirken und Schwankungen im Netz in kürzester Zeit ausgleichen.“
Traditionell haben diese Aufgabe in der Vergangenheit vor allem Großkraftwerke erfüllt. Wenn die Kraftwerke im Zuge der Energiewende nach und nach vom Netz gehen, werden Kompensationsanlagen wie Phasenschieber immer wichtiger.
Neues Standortkonzept für effiziente Arbeitsabläufe
Sven Bernhard, Betriebsleiter Süd bei Amprion: „Wir planen ein neues Standortkonzept, das auf effiziente Arbeitsabläufe zugeschnitten ist. Ziel ist es, die komplette Mannschaft in einem Gebäude unterzubringen.“ Vorgesehen ist eine große Halle mit Werkstätten, Wasch- und Umkleideräumen, Lager und Garagen sowie ein Bürogebäude. Der neue Betriebsstandort soll ab 2022 errichtet werden. Verschiedene Gebäude sind bereits abgerissen, die Mitarbeiter vorübergehend in eine angemietete Immobilie in der Nähe umgezogen.
Auch die Gruppenschaltleitung Süd wird neu gebaut und auf den aktuellen technischen Stand gebracht. Markus Scheffler, Leiter Technische Infrastruktur und Sicherheitszentrale: „Die Warte und die Flächen des Rechenzentrums machen wir fit für die zukünftigen Aufgaben einer kritischen Infrastruktur.“
Um Platz zu schaffen für die neuen Betriebsgebäude und die GSL, nimmt Amprion die bisherige 220-kV-Schaltanlage außer Betrieb und baut sie zurück. Im Frühjahr 2023 soll der erste Spatenstich für den Neubau der GSL erfolgen, die Fertigstellung ist für Mitte 2025 geplant. Der komplette Umbau in Hoheneck soll 2026 abgeschlossen sein – 100 Jahre nach der ersten Inbetriebnahme.
Montag, 20.09.2021, 15:48 Uhr
Günter Drewnitzky
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