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Energie & Management > Biogas - „Umbau statt Neubau“
Quelle: E&M / Katia Meyer-Tien
Biogas

„Umbau statt Neubau“

Die existierenden Biogasanlagen könnten den Bedarf für neue Gaskraftwerke obsolet machen. Allerdings warnt die Biogasbranche vor einem Anlagensterben in den nächsten Jahren.  
Die Biogasbranche wirbt für einen Umbau bestehender Biogasanlagen statt einem Neubau von Gaskraftwerken. Die bestehenden Anlagen könnten den Bau neuer Gaskraftwerke überflüssig machen, sagte Horsts Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas, bei einer Pressekonferenz am 22. Februar. Allerdings würden viele Anlagenbesitzer ohne Anschlussförderung dastehen.

Die Zukunft der Biogasnutzung in Deutschland entscheide sich daher jetzt. Mit diesen Worten beschreibt Seide die Situation seiner Branche auf der Pressekonferenz. Mit knapp 10.000 Anlagen und einer Gesamtleistung von etwa derzeit 6.000 MW ist Biogas für etwa 6 Prozent des deutschen Stromverbrauchs verantwortlich und liefert auch eine erhebliche Wärmemenge, vor allem im ländlichen Raum. Allerdings endet für hunderte Anlagen der EEG-Vergütungszeitraum in den kommenden Jahren, und die Nachfrage in den Ausschreibungsrunden übersteigt das Angebot deutlich.

„Die Betreiber wollen, wenn man sie lässt“, sagte Seide. Eine Verdopplung der aktuellen Leistung von 6.000 auf 12.000 MW bis 2030 wäre problemlos möglich. Das würde den Bau neuer Gaskraftwerke überflüssig machen. „Und das bedeutet nicht, dass wir mehr Biogas erzeugen und dafür mehr Biomasse einsetzen, sondern dass wir zusätzliche Blockheizkraftwerke aufstellen und damit nur dann Strom produzieren, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht“, betont der Präsident. Diesen Unterschied zwischen Leistung und Arbeit habe auch die Bundesregierung noch nicht ganz durchdrungen, vermutet er, denn das Wort „Biogas“ komme in der Kraftwerksstrategie nicht vor.

24.000 MW bis 2040 machbar

Er fordert daher aus dem politischen Berlin ein klares Signal pro Biogas – denn es sei für niemanden nachvollziehbar, warum ein funktionierender, mit erneuerbarer Energie betriebener Kraftwerkspark zurückgebaut wird und zugleich Milliarden für neue, mit fossilem Gas betriebene Kraftwerke ausgegeben werden. Das sei weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll.

Um das vorhandene Potenzial zu nutzen, müsse das Ausschreibungsvolumen allerdings auf mindestens 900 MW pro Ausschreibungsrunde und der Flexzuschlag auf 120 Euro pro kW und Jahr angehoben werden. Das sei immer noch erheblich günstiger als der Bau neuer Kraftwerke, versichert Seide. Bis 2040 ließe sich die Biogas-Leistung sogar auf 24.000 MW erhöhen. Aber die politische Unterstützung fehle und damit Investitionssicherheit, um die bestehenden Anlagen zu flexibilisieren.

„Wenn der bestehende Anlagenpark erst einmal stillgelegt ist, lässt er sich später nicht mehr reaktivieren“, ergänzte Christoph Spurk, Vizepräsident des Fachverbandes und Geschäftsführer eines deutschen Biogasanlagen-Herstellers. Es gehe darum, gut funktionierende Anlagen und das über 20 Jahre aufgebaute Know-How der Betreiber zu erhalten und weiterzuentwickeln. „Wir müssen jetzt die nächsten Schritte gehen, die Erneuerbaren in allen Sektoren miteinander verzahnen, alle Technologien optimal einsetzen“, forderte Spurk.

Donnerstag, 22.02.2024, 14:37 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Biogas - „Umbau statt Neubau“
Quelle: E&M / Katia Meyer-Tien
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„Umbau statt Neubau“
Die existierenden Biogasanlagen könnten den Bedarf für neue Gaskraftwerke obsolet machen. Allerdings warnt die Biogasbranche vor einem Anlagensterben in den nächsten Jahren.  
Die Biogasbranche wirbt für einen Umbau bestehender Biogasanlagen statt einem Neubau von Gaskraftwerken. Die bestehenden Anlagen könnten den Bau neuer Gaskraftwerke überflüssig machen, sagte Horsts Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas, bei einer Pressekonferenz am 22. Februar. Allerdings würden viele Anlagenbesitzer ohne Anschlussförderung dastehen.

Die Zukunft der Biogasnutzung in Deutschland entscheide sich daher jetzt. Mit diesen Worten beschreibt Seide die Situation seiner Branche auf der Pressekonferenz. Mit knapp 10.000 Anlagen und einer Gesamtleistung von etwa derzeit 6.000 MW ist Biogas für etwa 6 Prozent des deutschen Stromverbrauchs verantwortlich und liefert auch eine erhebliche Wärmemenge, vor allem im ländlichen Raum. Allerdings endet für hunderte Anlagen der EEG-Vergütungszeitraum in den kommenden Jahren, und die Nachfrage in den Ausschreibungsrunden übersteigt das Angebot deutlich.

„Die Betreiber wollen, wenn man sie lässt“, sagte Seide. Eine Verdopplung der aktuellen Leistung von 6.000 auf 12.000 MW bis 2030 wäre problemlos möglich. Das würde den Bau neuer Gaskraftwerke überflüssig machen. „Und das bedeutet nicht, dass wir mehr Biogas erzeugen und dafür mehr Biomasse einsetzen, sondern dass wir zusätzliche Blockheizkraftwerke aufstellen und damit nur dann Strom produzieren, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht“, betont der Präsident. Diesen Unterschied zwischen Leistung und Arbeit habe auch die Bundesregierung noch nicht ganz durchdrungen, vermutet er, denn das Wort „Biogas“ komme in der Kraftwerksstrategie nicht vor.

24.000 MW bis 2040 machbar

Er fordert daher aus dem politischen Berlin ein klares Signal pro Biogas – denn es sei für niemanden nachvollziehbar, warum ein funktionierender, mit erneuerbarer Energie betriebener Kraftwerkspark zurückgebaut wird und zugleich Milliarden für neue, mit fossilem Gas betriebene Kraftwerke ausgegeben werden. Das sei weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll.

Um das vorhandene Potenzial zu nutzen, müsse das Ausschreibungsvolumen allerdings auf mindestens 900 MW pro Ausschreibungsrunde und der Flexzuschlag auf 120 Euro pro kW und Jahr angehoben werden. Das sei immer noch erheblich günstiger als der Bau neuer Kraftwerke, versichert Seide. Bis 2040 ließe sich die Biogas-Leistung sogar auf 24.000 MW erhöhen. Aber die politische Unterstützung fehle und damit Investitionssicherheit, um die bestehenden Anlagen zu flexibilisieren.

„Wenn der bestehende Anlagenpark erst einmal stillgelegt ist, lässt er sich später nicht mehr reaktivieren“, ergänzte Christoph Spurk, Vizepräsident des Fachverbandes und Geschäftsführer eines deutschen Biogasanlagen-Herstellers. Es gehe darum, gut funktionierende Anlagen und das über 20 Jahre aufgebaute Know-How der Betreiber zu erhalten und weiterzuentwickeln. „Wir müssen jetzt die nächsten Schritte gehen, die Erneuerbaren in allen Sektoren miteinander verzahnen, alle Technologien optimal einsetzen“, forderte Spurk.

Donnerstag, 22.02.2024, 14:37 Uhr
Heidi Roider

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