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Energie & Management > Regenerative - Woodmac: Erneuerbare wachsen weltweit langsamer
Quelle: Fotolia / Jürgen Fälchle
Regenerative

Woodmac: Erneuerbare wachsen weltweit langsamer

Wood Mackenzie tritt gegenüber dem vorigen globalen Erneuerbaren-Ausblick auf die Bremse. Nur bei ehrgeizigerer Politik für die Regenerativen würde die Temperatur um 2 Grad steigen.
Die weltweiten Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels haben sich verlangsamt. Zehn Jahre nach Paris scheint kein großes G7-Land auf dem Weg zu sein, seine Emissionsreduktionsziele für 2030 zu erreichen. Die für die Folgejahre nach 2030 von den meisten Regierungen angekündigten Ziele zur Emissionsreduktion sind nicht ambitioniert genug, der Sicherung bezahlbarer Energie wird Vorrang vor dem Klimaschutz eingeräumt.

Der jetzt von Wood Mackenzie vorgelegte siebte Energy Transition Outlook nennt als Gründe für die im Vergleich zum Vorjahr verringerten Fortschritte die gewachsenen geopolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen: von Covid über den Krieg in der Ukraine und in Nahost bis hin zu unabsehbaren Zöllen. Der Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen hat ein klares Signal hinsichtlich der Prioritäten des Landes gesetzt, und der Austritt amerikanischer und einiger europäischer Banken aus der Net-Zero Banking Alliance wird als Zeichen der Zeit angesehen.

Unterdessen verändern Handelskriege und der Wettlauf um eine Zukunft mit künstlicher Intelligenz (KI) die Form der Energienachfrage und die Industrielandschaft.

Vier Szenarien wurden von Woodmac untersucht:
  • Delayed Transition: Handelsfragmentierung und unzureichende politische Maßnahmen verlangsamen den Erneuerbaren-Zubau, während fossile Brennstoffe ihren Marktanteil weitgehend halten. Die Treibhausgas-Emissionen sinken bis 2050 nur in geringem Umfang, und zwar auf 32 Milliarden Tonnen CO2e – verbunden mit einem Temperaturanstieg von 3,1 Grad. 
  • Base Case: Erneuerbare und andere CO2-freie Energien ergänzen das Angebot nur, anstatt Öl, Gas und Kohle zu verdrängen. Die Treibhausgas-Emissionen, für 2025 auf 42 Milliarden Tonnen beziffert, erreichen 2028 den höchsten Stand und sinken dann bis 2050 auf 27 Milliarden Tonnen.
  • Country Pledges: Dank ehrgeiziger politischer Ziele und Kapitalflüssen werden Erneuerbare zum Rückgrat der künftigen Versorgung. Die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen gelangt bereits in wenigen Jahren auf den Höhepunkt und geht danach zurück. Die Treibhausgas-Emissionen sinken bis 2050 auf 11 Milliarden Tonnen CO2e – verbunden mit einer Erwärmung der Atmosphäre um 2 Grad. 
  • Net-Zero: Außergewöhnlicher Ehrgeiz treibt eine vollständige Umgestaltung des Energiesystems voran. Erneuerbare dominieren und verdrängen mit anderen fortschrittlichen Technologien, wie kleinen modularen Atomreaktoren (SMR), die Fossilen. In diesem normativen Szenario erreichen die Netto-Treibhausgas-Emissionen 2050 vorgabegemäß minus 1 Millionen Tonnen – verbunden mit einer Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad. 
Die Bedeutung fossiler Brennstoffe im Energiesystem wandelt sich laut Woodmac-Prognose von der gegenwärtigen Dominanz hin zu einer stärker fokussierten Rolle, in der sie unter anderem Backup, Ausgleich und Sicherheit gewährleisten.

Es gibt einen Deckel für Wind und PV 

Der globale Stromverbrauch verdoppelt sich im Base Case bis 2050 auf etwa 60 Billionen kWh (PWh). Zu wichtigen Treibern der Entwicklung zählen Rechenzentren, die bereits 2025 global 700 Milliarden kWh Strom verbrauchen, mehr als Elektrofahrzeuge. Bis 2050 erhöht sich die Stromnachfrage der ersteren auf 3,5 Billionen kWh.

Allein die „variablen“ (schwankenden) erneuerbaren Energien, also Wind und Solar, steigern ihren Anteil von heute 20 Prozent auf 60 Prozent im Jahr 2050. Die Solarenergie wird sich bereits bis 2030 verdoppeln und im Base Case – bezogen auf den Anteil an der weltweiten Stromerzeugung – 2033 das Gas und 2034 die Kohle überholen. Allerdings erreichen Wind/PV in allen Szenarien nach 2060 einen faktischen Deckel von 68 Prozent. Netzstabilität und Speicherbeschränkungen setzen diese Grenze.

Die H2-Prognose

Der Verbrauch an kohlenstoffarmem Wasserstoff nimmt im Basisszenario bis 2060 auf etwa 250 Millionen Tonnen zu. Mittels CCS werden dann 2,7 Milliarden Tonnen abgeschieden – gegenüber etwa 7 Milliarden Tonnen im Netto-Null-Szenario. Es wird allerdings praktisch allgemein anerkannt, dass Net-Zero bis 2050 verfehlt wird.

Knacks im Klimakonsens Europas 

Europa hat nach Ansicht von Woodmac Mühe, seine frühere Führungsrolle zu behaupten. Hohe Energiepreise, langwierige Genehmigungsverfahren und eine ausgehöhlte industrielle Basis untergraben die Wettbewerbsfähigkeit, während die Ermüdung der Öffentlichkeit und die politische Fragmentierung den Klimakonsens schwächen. Die Ambitionen sind nach wie vor hoch, aber die Umsetzung stockt. 

Montag, 3.11.2025, 13:50 Uhr
Hans-Wilhelm Schiffer
Energie & Management > Regenerative - Woodmac: Erneuerbare wachsen weltweit langsamer
Quelle: Fotolia / Jürgen Fälchle
Regenerative
Woodmac: Erneuerbare wachsen weltweit langsamer
Wood Mackenzie tritt gegenüber dem vorigen globalen Erneuerbaren-Ausblick auf die Bremse. Nur bei ehrgeizigerer Politik für die Regenerativen würde die Temperatur um 2 Grad steigen.
Die weltweiten Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels haben sich verlangsamt. Zehn Jahre nach Paris scheint kein großes G7-Land auf dem Weg zu sein, seine Emissionsreduktionsziele für 2030 zu erreichen. Die für die Folgejahre nach 2030 von den meisten Regierungen angekündigten Ziele zur Emissionsreduktion sind nicht ambitioniert genug, der Sicherung bezahlbarer Energie wird Vorrang vor dem Klimaschutz eingeräumt.

Der jetzt von Wood Mackenzie vorgelegte siebte Energy Transition Outlook nennt als Gründe für die im Vergleich zum Vorjahr verringerten Fortschritte die gewachsenen geopolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen: von Covid über den Krieg in der Ukraine und in Nahost bis hin zu unabsehbaren Zöllen. Der Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen hat ein klares Signal hinsichtlich der Prioritäten des Landes gesetzt, und der Austritt amerikanischer und einiger europäischer Banken aus der Net-Zero Banking Alliance wird als Zeichen der Zeit angesehen.

Unterdessen verändern Handelskriege und der Wettlauf um eine Zukunft mit künstlicher Intelligenz (KI) die Form der Energienachfrage und die Industrielandschaft.

Vier Szenarien wurden von Woodmac untersucht:
  • Delayed Transition: Handelsfragmentierung und unzureichende politische Maßnahmen verlangsamen den Erneuerbaren-Zubau, während fossile Brennstoffe ihren Marktanteil weitgehend halten. Die Treibhausgas-Emissionen sinken bis 2050 nur in geringem Umfang, und zwar auf 32 Milliarden Tonnen CO2e – verbunden mit einem Temperaturanstieg von 3,1 Grad. 
  • Base Case: Erneuerbare und andere CO2-freie Energien ergänzen das Angebot nur, anstatt Öl, Gas und Kohle zu verdrängen. Die Treibhausgas-Emissionen, für 2025 auf 42 Milliarden Tonnen beziffert, erreichen 2028 den höchsten Stand und sinken dann bis 2050 auf 27 Milliarden Tonnen.
  • Country Pledges: Dank ehrgeiziger politischer Ziele und Kapitalflüssen werden Erneuerbare zum Rückgrat der künftigen Versorgung. Die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen gelangt bereits in wenigen Jahren auf den Höhepunkt und geht danach zurück. Die Treibhausgas-Emissionen sinken bis 2050 auf 11 Milliarden Tonnen CO2e – verbunden mit einer Erwärmung der Atmosphäre um 2 Grad. 
  • Net-Zero: Außergewöhnlicher Ehrgeiz treibt eine vollständige Umgestaltung des Energiesystems voran. Erneuerbare dominieren und verdrängen mit anderen fortschrittlichen Technologien, wie kleinen modularen Atomreaktoren (SMR), die Fossilen. In diesem normativen Szenario erreichen die Netto-Treibhausgas-Emissionen 2050 vorgabegemäß minus 1 Millionen Tonnen – verbunden mit einer Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad. 
Die Bedeutung fossiler Brennstoffe im Energiesystem wandelt sich laut Woodmac-Prognose von der gegenwärtigen Dominanz hin zu einer stärker fokussierten Rolle, in der sie unter anderem Backup, Ausgleich und Sicherheit gewährleisten.

Es gibt einen Deckel für Wind und PV 

Der globale Stromverbrauch verdoppelt sich im Base Case bis 2050 auf etwa 60 Billionen kWh (PWh). Zu wichtigen Treibern der Entwicklung zählen Rechenzentren, die bereits 2025 global 700 Milliarden kWh Strom verbrauchen, mehr als Elektrofahrzeuge. Bis 2050 erhöht sich die Stromnachfrage der ersteren auf 3,5 Billionen kWh.

Allein die „variablen“ (schwankenden) erneuerbaren Energien, also Wind und Solar, steigern ihren Anteil von heute 20 Prozent auf 60 Prozent im Jahr 2050. Die Solarenergie wird sich bereits bis 2030 verdoppeln und im Base Case – bezogen auf den Anteil an der weltweiten Stromerzeugung – 2033 das Gas und 2034 die Kohle überholen. Allerdings erreichen Wind/PV in allen Szenarien nach 2060 einen faktischen Deckel von 68 Prozent. Netzstabilität und Speicherbeschränkungen setzen diese Grenze.

Die H2-Prognose

Der Verbrauch an kohlenstoffarmem Wasserstoff nimmt im Basisszenario bis 2060 auf etwa 250 Millionen Tonnen zu. Mittels CCS werden dann 2,7 Milliarden Tonnen abgeschieden – gegenüber etwa 7 Milliarden Tonnen im Netto-Null-Szenario. Es wird allerdings praktisch allgemein anerkannt, dass Net-Zero bis 2050 verfehlt wird.

Knacks im Klimakonsens Europas 

Europa hat nach Ansicht von Woodmac Mühe, seine frühere Führungsrolle zu behaupten. Hohe Energiepreise, langwierige Genehmigungsverfahren und eine ausgehöhlte industrielle Basis untergraben die Wettbewerbsfähigkeit, während die Ermüdung der Öffentlichkeit und die politische Fragmentierung den Klimakonsens schwächen. Die Ambitionen sind nach wie vor hoch, aber die Umsetzung stockt. 

Montag, 3.11.2025, 13:50 Uhr
Hans-Wilhelm Schiffer

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