Anke Hüneburg (ZVEI, links) un Beatrix Brodkorb (BMWE, mitte) auf dem Podium der Metering Days. Quelle: ZVEI/Mark Bollhorst
Das Bundeswirtschaftsministerium will die Impulse der Metering Days aufnehmen und bei der jetzt anstehenden Regulierungsnovelle intern diskutieren.
Gleich zu Beginn ihres Vortrags bei den Metering Days in Fulda dämpfte Beatrix Brodkorb, Leiterin der Unterabteilung Netze und Digitalisierung der Energiewirtschaft im Bundeswirtschaftsministerium (BMWE), die Erwartungen. Während die Konferenz das „Komplettpaket“ des intelligenten Messwesens derzeit sei, könne sie dieses für die Regulatorik leider nicht liefern.
Stattdessen machte sie mehrfach Gesprächsangebote und versicherte, die Wünsche und Nöte der Branche zu hören und mitzunehmen in die internen Beratungen im Ministerium, insbesondere zu den anstehenden Gesetzesnovellen.
In den vergangenen Wochen hatte vor allem eine Aussage von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) in ihrem 10-Punkte-Plan im Nachgang zum Energiewende-Monitoring-Bericht die Branche aufgerüttelt und sowohl bei Messstellen- als auch Verteilnetzbetreibern für Verunsicherung gesorgt.
Es steht seither sogar die Frage im Raum, ob die Rollen im intelligenten Messwesen noch einmal grundlegend neu verteilt werden und ob es wettbewerbliche Messstellenbetreiber weiterhin geben wird. Denn die Ministerin hatte erklärt, die Verantwortung für den verpflichtenden Rollout intelligenter Messsysteme solle „künftig bei den Verteilnetzbetreibern und damit im regulierten Anlagevermögen“ liegen.
Auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion, die um eine Erläuterung gebeten hatte, hatte das BMWE im vergangenen September lediglich geantwortet: „Um die Kosten für Netzausbau und -betrieb zu dämpfen, benötigen wir einen Regulierungsansatz, der noch stärker als bisher in der Lage ist, das Potenzial der Digitalisierung abzurufen.“ Das Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende von 2023 habe die Verteilnetzbetreiber zwar stärker in die Finanzierungsverantwortung der Digitalisierung genommen, was den Rollout angestoßen habe. Er müsse aber noch weiter beschleunigt werden. „Deshalb prüft die Bundesregierung Ansätze, die durch ein stärkeres Eigeninteresse den Verteilnetzbetreibern zum Treiber einer zügigen und resilienten Digitalisierung der Energiewende machen.“ Was dies konkret heißt, ließ das Ministerium in seiner Antwort offen.
Liberalisierung des Messstellenbetriebs nicht zurückdrehen
Auch Beatrix Brodkorb konnte dazu keine näheren Erläuterungen geben. Außerdem liege es ihr fern, „die Ministerin zu interpretieren“. Aber sie versicherte dem Auditorium in Fulda: „Alle Handlungsoptionen werden wir gemeinsam mit Ihnen diskutieren und abwägen. Und jeder Impuls, den Sie hier geben, wird aufgenommen werden und diskutiert werden. Ich werde starke Impulse mitnehmen.“ Und fügte hinzu: „Wir wollten Fulda noch abwarten.“ Noch in dieser Woche werde das Thema im Ministerium intern diskutiert.
Ein Impuls, den die Beamtin aus dem BMWE mit nach Berlin nahm, war der Applaus für Anke Hüneburg. Diesen erntete die Bereichsleiterin Energie beim ZVEI für ihre Anmerkungen zur Rollenverteilung der Marktakteure: „Die Diskussion um die Rolle der Verteilnetzbetreiber, der wettbewerblichen und der grundzuständigen Messstellenbetreiber macht uns Sorgen.“ Der wettbewerbliche Messstellenbetreiber werde definitiv gebraucht. Die jeweiligen Unternehmen hätten Innovationen und Geschwindigkeit ins intelligente Messwesen, den Smart Meter Rollout und die Geschäftsmodelle dahinter gebracht. „Insofern sollten wir dies auf keinen Fall infrage stellen und noch die Liberalisierung des Messstellenbetriebs wieder zurückdrehen. Das wäre aus unserer Sicht eine Katastrophe“, so Hüneburg.
Neue Spekulationen
Kurz zuvor hatte Jannik Schall, Mitgründer von Einskommafünfgrad, die Bedeutung der wettbewerblichen Messstellenbetreiber betont. Sein Unternehmen, das Energiemanagementsysteme ausrollt, Flexibilitäten erschließt und das Zusammenspiel von Assets optimiert, liefert seinen Kunden immer ein intelligentes Messsystem mit und arbeitet dafür sowohl mit wettbewerblichen und vereinzelt mit grundzuständigen Messstellenbetreibern zusammen. Laut Schall ist ein flächendeckendes Angebot neuer Geschäftsmodelle auf Basis des intelligenten Messsystems hierzulande nur mithilfe von wettbewerblichen Messstellenbetreibern möglich. Anderenfalls wäre es unvorstellbar, dass jeden Monat tausende von Kunden einen Smart Meter erhalten können.
In Fulda wurden zwischenzeitlich Stimmen laut, die die Ministerin durchaus interpretierten und mutmaßten, dass die größere Verantwortung des Verteilnetzbetreibers sich auf die Notwendigkeit beziehen könnte, in verschiedenen Netzbereichen die Sichtbarkeit von Erzeugung und Verbrauch herzustellen und die Abdeckung mit Mess- und Steuerungstechnik entsprechend zu priorisieren. Die Rollen des wettbewerblichen und des grundzuständigen Messtellenbetreibers stünden dadurch nicht infrage.
Mittwoch, 29.10.2025, 15:21 Uhr
Fritz Wilhelm
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