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Energie & Management > Biogas - Potenzial von Biogas heben
Quelle: Shutterstock / Natascha Kaukorat
Biogas

Potenzial von Biogas heben

Für das Netzwerk „Flexperten“ ist Biogas bei der Energiewende unterschätzt. In einem White Paper weisen sie auf die Möglichkeiten von Speicherkraftwerken hin.
Einen Bericht über die „Bedeutung von Biogas für die Energiewende“ hat das KWK-Netzwerk Flexperten zusammengestellt. Darin wird auf die Herausforderungen und Lösungsansätze für den Energieträger hingewiesen. Denn obwohl Biogas klimafreundlich, speicherfähig, und flexibel einsetzbar sei, werde sein Potenzial bei weitem nicht genutzt, heißt es darin.

Die Flexperten setzen sich für eine konsequente Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung und von Biogas ein. Rund 50 Unternehmen, Berater und Institute unterstützen die Arbeit der Flexperten, unter anderem der Versorger Wemag, die Berater der BET oder der BHKW-Hersteller Jenbacher Innio − um nur einige zu nennen.

Biogas kann Erdgaslücke verringern

Das vorgelegte Papier soll zeigen, wie die Sektorenkopplung zwischen Biogas, erneuerbaren Stromerzeugern und Wärmenetzen entscheidend zur Problemlösung beitragen kann. Vor allem neuartige Speicherkraftwerke könnten helfen, künftig die volatile Strom- und Wärmeerzeugung von erneuerbaren Energien auszugleichen. „Angesichts der Erkenntnisse des Papiers stellt sich die Frage, warum nicht schon längst mehr geschehen ist, um das große Potenzial von Biogas zu heben“, sagt Uwe Welteke-Fabricius, Sprecher des Netzwerks.

Das Problem der Dunkelflaute plant die Politik mit Gaskraftwerken und später über den Einsatz von Wasserstoff zu lösen. Wasserstoff sei allerdings weder „zeitnah noch kostengünstig ausreichend verfügbar, um dieser Rolle gerecht zu werden“, heißt es im White Paper. „Damit steuert Deutschland in eine langjährig fortgesetzte Abhängigkeit von fossilem Erdgas.“ Biogas können einen beträchtlichen Teil dieser Lücke schließen.

Begrüßt wird, dass im Rahmen der „Kraftwerksstrategie 2026“ Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im August angekündigt hat, den Zubau von je 3 GW steuerbare Leistung für Biogas und Biomethan zu fördern. Deutschland verfüge bereits über die größte Biogaskapazität in Europa, mit insgesamt 8 GW installierter Erzeugungskapazität, wovon 5,9 GW auf Biogas und Biomethan entfallen. Allerdings laufen diese Anlagen größtenteils als Grundlastkraftwerke und bieten daher noch keine optimale Unterstützung zur Deckung der Residuallast.

Drei weitere Elemente bei Biogas-Speicherkraftwerke

Speicherkraftwerke könnten dabei den Einsatzbereich von Biogas deutlich erweitern, da diese flexibel reagieren können. Biogas-Speicherkraftwerke werden neben den herkömmlichen Biogasanlagen um drei Elemente erweitert: einen Gasspeicher, ein größeres BHKW und einen Wärmespeicher. Die Integration weiterer lokaler Wärmequellen komplettiert das Speicherkraftwerk.

Dabei wird an einer typischen Bestandsanlage mit konstanter Leistung von 0,5 MW ein zusätzliches BHKW mit 1 bis 2 MW installiert. Die Folge: „Die Einspeisung kann beispielsweise bei 2 MW installierter Leistung auf 2.200 Jahresstunden oder im Mittel sechs Tagesstunden konzentriert werden. In der übrigen Zeit füllt die Biogasanlage den zusätzlichen Gasspeicher. Das BHKW ruht betriebsbereit. Der Wärmebedarf im Wärmenetz wird aus dem zusätzlichen Pufferspeicher bedient.

Bisher wurden etwa 300 Biogasanlagen zu solchen Speicherkraftwerken entwickelt, heißt es weiter in dem Papier. Der Einsatz von Biogas in lokalen Speicherkraftwerken könne zur Kostensenkung, zur Netzentlastung und zum Strukturwandel im ländlichen Raum beitragen − „und gleichzeitig den Naturschutz und die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft fördern“.

Biogas kann Wasserstoff-Hochlauf unterstützen

Hinzu komme, dass die Biogas-Speicherkraftwerke mit ihrer Infrastruktur zudem den Wasserstoff-Hochlauf ermöglichen könnten. Insbesondere in Regionen mit tendenziell überlasteten Verteilnetzen kann der Strom von Erneuerbaren-Anlagen zu nahegelegenen Biogasanlagen geleitet werden, um dort Wasserstoff zu erzeugen, zu lagern und zu verstromen. Die bei der Elektrolyse anfallende Wärme wird über das Wärmenetz zur Gebäudeheizung genutzt.

Das Fazit des White Papers: „Noch ist Biogas im Rückwärtsgang. Das EEG muss 2024 neue Wachstumsimpulse geben.“ Dann könnten regenerative Biogas-Speicherkraftwerke zur Kraftwerksstrategie beitragen und die Kosten der Wärmewende senken.

Das White Paper „Die Bedeutung von Biogas für die Energiewende“ kann über die Internetseite Wetransfer in den kommenden sechs Tagen heruntergeladen werden.

Mittwoch, 1.11.2023, 15:03 Uhr
Stefan Sagmeister
Energie & Management > Biogas - Potenzial von Biogas heben
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Biogas
Potenzial von Biogas heben
Für das Netzwerk „Flexperten“ ist Biogas bei der Energiewende unterschätzt. In einem White Paper weisen sie auf die Möglichkeiten von Speicherkraftwerken hin.
Einen Bericht über die „Bedeutung von Biogas für die Energiewende“ hat das KWK-Netzwerk Flexperten zusammengestellt. Darin wird auf die Herausforderungen und Lösungsansätze für den Energieträger hingewiesen. Denn obwohl Biogas klimafreundlich, speicherfähig, und flexibel einsetzbar sei, werde sein Potenzial bei weitem nicht genutzt, heißt es darin.

Die Flexperten setzen sich für eine konsequente Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung und von Biogas ein. Rund 50 Unternehmen, Berater und Institute unterstützen die Arbeit der Flexperten, unter anderem der Versorger Wemag, die Berater der BET oder der BHKW-Hersteller Jenbacher Innio − um nur einige zu nennen.

Biogas kann Erdgaslücke verringern

Das vorgelegte Papier soll zeigen, wie die Sektorenkopplung zwischen Biogas, erneuerbaren Stromerzeugern und Wärmenetzen entscheidend zur Problemlösung beitragen kann. Vor allem neuartige Speicherkraftwerke könnten helfen, künftig die volatile Strom- und Wärmeerzeugung von erneuerbaren Energien auszugleichen. „Angesichts der Erkenntnisse des Papiers stellt sich die Frage, warum nicht schon längst mehr geschehen ist, um das große Potenzial von Biogas zu heben“, sagt Uwe Welteke-Fabricius, Sprecher des Netzwerks.

Das Problem der Dunkelflaute plant die Politik mit Gaskraftwerken und später über den Einsatz von Wasserstoff zu lösen. Wasserstoff sei allerdings weder „zeitnah noch kostengünstig ausreichend verfügbar, um dieser Rolle gerecht zu werden“, heißt es im White Paper. „Damit steuert Deutschland in eine langjährig fortgesetzte Abhängigkeit von fossilem Erdgas.“ Biogas können einen beträchtlichen Teil dieser Lücke schließen.

Begrüßt wird, dass im Rahmen der „Kraftwerksstrategie 2026“ Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im August angekündigt hat, den Zubau von je 3 GW steuerbare Leistung für Biogas und Biomethan zu fördern. Deutschland verfüge bereits über die größte Biogaskapazität in Europa, mit insgesamt 8 GW installierter Erzeugungskapazität, wovon 5,9 GW auf Biogas und Biomethan entfallen. Allerdings laufen diese Anlagen größtenteils als Grundlastkraftwerke und bieten daher noch keine optimale Unterstützung zur Deckung der Residuallast.

Drei weitere Elemente bei Biogas-Speicherkraftwerke

Speicherkraftwerke könnten dabei den Einsatzbereich von Biogas deutlich erweitern, da diese flexibel reagieren können. Biogas-Speicherkraftwerke werden neben den herkömmlichen Biogasanlagen um drei Elemente erweitert: einen Gasspeicher, ein größeres BHKW und einen Wärmespeicher. Die Integration weiterer lokaler Wärmequellen komplettiert das Speicherkraftwerk.

Dabei wird an einer typischen Bestandsanlage mit konstanter Leistung von 0,5 MW ein zusätzliches BHKW mit 1 bis 2 MW installiert. Die Folge: „Die Einspeisung kann beispielsweise bei 2 MW installierter Leistung auf 2.200 Jahresstunden oder im Mittel sechs Tagesstunden konzentriert werden. In der übrigen Zeit füllt die Biogasanlage den zusätzlichen Gasspeicher. Das BHKW ruht betriebsbereit. Der Wärmebedarf im Wärmenetz wird aus dem zusätzlichen Pufferspeicher bedient.

Bisher wurden etwa 300 Biogasanlagen zu solchen Speicherkraftwerken entwickelt, heißt es weiter in dem Papier. Der Einsatz von Biogas in lokalen Speicherkraftwerken könne zur Kostensenkung, zur Netzentlastung und zum Strukturwandel im ländlichen Raum beitragen − „und gleichzeitig den Naturschutz und die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft fördern“.

Biogas kann Wasserstoff-Hochlauf unterstützen

Hinzu komme, dass die Biogas-Speicherkraftwerke mit ihrer Infrastruktur zudem den Wasserstoff-Hochlauf ermöglichen könnten. Insbesondere in Regionen mit tendenziell überlasteten Verteilnetzen kann der Strom von Erneuerbaren-Anlagen zu nahegelegenen Biogasanlagen geleitet werden, um dort Wasserstoff zu erzeugen, zu lagern und zu verstromen. Die bei der Elektrolyse anfallende Wärme wird über das Wärmenetz zur Gebäudeheizung genutzt.

Das Fazit des White Papers: „Noch ist Biogas im Rückwärtsgang. Das EEG muss 2024 neue Wachstumsimpulse geben.“ Dann könnten regenerative Biogas-Speicherkraftwerke zur Kraftwerksstrategie beitragen und die Kosten der Wärmewende senken.

Das White Paper „Die Bedeutung von Biogas für die Energiewende“ kann über die Internetseite Wetransfer in den kommenden sechs Tagen heruntergeladen werden.

Mittwoch, 1.11.2023, 15:03 Uhr
Stefan Sagmeister

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