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Eine neue Studie des Öko-Instituts im Auftrag von Agora Energiewende trägt Daten und Fakten zusammen, wie ein beschleunigter Kohleausstieg vor 2038 möglich werden kann.
Die neue Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten: „Um die Klimaziele in Deutschland zu erreichen, wird der Ausstieg aus der Braunkohle idealerweise bis zum Jahr 2030 erfolgen.“ Dafür hat eine neue Studie des Öko-Instituts im Auftrag von Agora Energiewende Daten und Fakten zusammengetragen. Kraftwerke, Tagebaue, gesetzliche Regelungen und Stilllegungspfade, Beschäftigungszahlen und ökonomische Strukturen insbesondere in den Braunkohleregionen sowie zu ökologischen Aspekten der Braunkohlewirtschaft sind darin zusammengefasst.
Die Analyse wolle damit einen Beitrag dazu leisten, die Debatte über die Beschleunigung des Ausstiegs aus der Kohle faktenbasiert und transparent zu führen, fasst Hauke Hermann, Energieexperte am Öko-Institut zusammen. „Unsere Studie hat die dynamische Entwicklung seit den Beschlüssen der Kohlekommission im Jahre 2019 aufgearbeitet und legt jetzt umfassende Informationen und Daten zu den Grundlagen, Mechanismen und Zusammenhängen der Braunkohlegewinnung und -nutzung vor“, sagte er.
Ökonomischer Druck auf Braunkohlekraftwerke steigt ab 2024Die gestiegenen CO2-Preise von aktuell über 60 Euro pro Tonne CO2 reduzierten die Wirtschaftlichkeit der Braunkohlekraftwerke, heißt es in der Analyse. Auch wenn aktuell die steigenden Preise für Erdgas dazu führten, dass Braunkohlekraftwerke wieder Gewinne erwirtschaften, werde sich dieser Trend nicht fortsetzen. Die Studie zeige, dass bei weiterhin hohen oder steigenden CO2-Preisen und stabilisierten Erdgaspreisen die Wirtschaftlichkeit der Braunkohle abnimmt und dazu führt, dass die Betreiber die Fixkosten nicht mehr decken können.
Um die wirtschaftliche Situation der Braunkohlewirtschaft einordnen zu können, hat das Öko-Institut im Rahmen der Studie den Braunkohlenwirtschaftlichkeitsindikator LignIX (Lignite Index) aktualisiert. Dieser beschreibt die Beiträge, die zur Deckung der vermeidbaren sowie der versunkenen Fixkosten von Braunkohlekraftwerken und Tagebauen im Strommarkt erwirtschaftet werden können. „Die Gesamtschau zeigt, dass Braunkohlekraftwerke bei CO2-Preisen über 60 Euro pro Tonne ihre Fixkosten nicht decken können, wenn sich die Erdgas- und Steinkohlepreise wieder auf das übliche Niveau einstellen“, erläuterte Hermann.
Die Planungen zu Stilllegung und Rückbau der Braunkohletagebaue orientieren sich bislang an einem Kohleausstieg im Jahr 2038. Wird dieser deutlich vorgezogen, muss sich auch die Tagebauplanung daran anpassen. Das bedeute für die Betreiber insbesondere, dass sie Finanzmittel für die Rekultivierung früher verfügbar machen müssen. Vor dem Hintergrund der gestiegenen CO2-Preise ergeben sich hierfür finanzielle Risiken, die besser abgesichert werden sollten, mahnt die Studie.
„Im Koalitionsvertrag ist vorgesehen, dass die Errichtung einer Stiftung geprüft wird, die den Rückbau der Kohleverstromung und der Rekultivierung organisiert“, sagt Hermann, „auch dafür liefert unsere Studie die notwendigen Hintergrundinformationen.“
Die Studie
„Die deutsche Braunkohlenwirtschaft 2021“ des Öko-Instituts steht im Internet bereit.
Dienstag, 11.01.2022, 14:15 Uhr
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