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Energie & Management > Stadtwerke - Kommune will Stadtwerke für Wärmeversorgung gründen
Quelle: Jonas Rosenberger
Stadtwerke

Kommune will Stadtwerke für Wärmeversorgung gründen

Die Stadt Preetz in Schleswig-Holstein strebt eine Wärmeversorgung in kommunaler Hand an. Im kommenden Jahr will sie dazu zwei Gesellschaften gründen.
Die Überlegungen sind nicht neu, doch jetzt sind sie dabei, Gestalt anzunehmen. Um die Wärmewende voranzubringen, will die Stadt Preetz im nächsten Jahr eigene Stadtwerke ins Leben rufen. „Die grundsätzliche Überlegung treibt uns ja schon länger um“, sagt der städtische Fachbereichsleiter für Bauen und Umwelt, Jan Steingräber auf Anfrage der Redaktion. Mittlerweile zeichnet sich in der 16.000-Einwohner-Kommune in Schleswig-Holstein ein erstes konkretes Wärmeprojekt ab. Eine Genehmigung der Gründung durch die Kommunalaufsicht rückt damit näher.

„Die Konstruktion würde so aussehen, dass die Stadt nicht nur eine Gesellschaft gründet, sondern zwei“, erklärt Steingräber. Zum einen soll es sich um eine Netzgesellschaft in Form einer Anstalt des öffentlichen Rechts handeln, die Erzeugungsanlagen und das Netz errichtet. Zum anderen soll es eine GmbH geben, die die Infrastruktur pachtet und den Betrieb der Fernwärmeversorgung übernimmt.

Für die Betreibergesellschaft sieht die Stadt einen Partner vor. „Nach derzeitigem Stand würden sich die Stadtwerke Eutin mit einem Drittel einbringen“, berichtet Steingräber. Die übrigen Anteile sollen bei Preetz bleiben. Vergangenes Jahr hätten Preetz und Eutin einen „Letter of Intent“ unterzeichnet. Die Stadtwerke Kiel, die Preetz mit Strom und Gas beliefern, hatten abgewinkt. „Fair, auf Augenhöhe und klar“ habe der Konzessionspartner kommuniziert, dass er mit der eigenen Wärmewende in Kiel ausgelastet sei.

„Ankerkunden“ für Fernwärme-Ausbau

Für den Fernwärme-Ausbau hat die Kommune bereits mehrere Quartiere untersucht. Den Anfang machen soll das „Klosterquartier“. „An diesem Beispiel wollen wir jetzt an die Umsetzung gehen“, sagt Steingräber und verweist auf die Klostergebäude. „Das wäre ein großer Abnehmer“. Zudem gebe es weitere öffentliche Liegenschaften in dem Quartier. „Vom Wärmebedarf wären Ankerkunden vorhanden, die über 50 Prozent der Wärme abnehmen würden.“

Wärme, die zu einem Großteil eine Klarwasserwärmepumpe liefern soll. Die Wärmepumpe soll auf dem Gelände der Kläranlage im Viertel installiert werden. Die Investitionskosten für die Erschließung des Klosterquartiers beziffert Steingräber auf 14,5 Millionen Euro. Hinzu kommen soll Wärme der „Preetzer Bürger Energie Genossenschaft“. Die Genossenschaft plant nach eigenen Angaben neben der Nutzung von Solarenergie für die Wärmeversorgung in der kalten Jahreszeit die Verbrennung von Hackschnitzeln in Holzhackschnitzelkesseln. Zusätzlich sind zwei Pyrolyseanlagen mit einer Wärmeleistung von je 450 kW vorgesehen. „Die Bürgerenergiegenossenschaft kommt leider nicht so richtig in Schwung“, sagt Steingräber.

Weitere Quartiere bereits untersucht

Offen ist, wie die Wärmeversorgung der Innenstadt in Zukunft aussehen soll. Ein Planungsbüro hat in einer Machbarkeitsstudie Tiefengeothermie vorgeschlagen. Die Investitionskosten lägen bei etwa 20 Millionen Euro. „Das würde uns aktuell überfordern“, sagt Steingräber.

Ein weiteres bereits untersuchtes Quartier ist der „Lohmühlenweg“. Dieses Projekt ruht jedoch derzeit. Mit all den drei Projekten hätte man schon weite Teile des Stadtgebiets abgedeckt, schildert Steingräber. Andere Quartiere würden sukzessive folgen.

Doch es sei „nicht in Stein gemeißelt, dass das alles so kommt“. Die Kalkulation von Fernwärmeprojekten sei schwierig, sagt der Fachmann. Zur Diskussion stehe, ob unter Umständen ein Anschlusszwang erforderlich wäre. Zudem weist er auf politische Unwägbarkeiten wie die angekündigte Reform des Heizungsgesetzes hin. Gleichwohl: Mit Perspektive auf die CO2-Bepreisung hält man in Preetz die „solidarische Fernwärme-Versorgung für ein attraktives Modell“.

Mittwoch, 29.10.2025, 14:21 Uhr
Manfred Fischer
Energie & Management > Stadtwerke - Kommune will Stadtwerke für Wärmeversorgung gründen
Quelle: Jonas Rosenberger
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Kommune will Stadtwerke für Wärmeversorgung gründen
Die Stadt Preetz in Schleswig-Holstein strebt eine Wärmeversorgung in kommunaler Hand an. Im kommenden Jahr will sie dazu zwei Gesellschaften gründen.
Die Überlegungen sind nicht neu, doch jetzt sind sie dabei, Gestalt anzunehmen. Um die Wärmewende voranzubringen, will die Stadt Preetz im nächsten Jahr eigene Stadtwerke ins Leben rufen. „Die grundsätzliche Überlegung treibt uns ja schon länger um“, sagt der städtische Fachbereichsleiter für Bauen und Umwelt, Jan Steingräber auf Anfrage der Redaktion. Mittlerweile zeichnet sich in der 16.000-Einwohner-Kommune in Schleswig-Holstein ein erstes konkretes Wärmeprojekt ab. Eine Genehmigung der Gründung durch die Kommunalaufsicht rückt damit näher.

„Die Konstruktion würde so aussehen, dass die Stadt nicht nur eine Gesellschaft gründet, sondern zwei“, erklärt Steingräber. Zum einen soll es sich um eine Netzgesellschaft in Form einer Anstalt des öffentlichen Rechts handeln, die Erzeugungsanlagen und das Netz errichtet. Zum anderen soll es eine GmbH geben, die die Infrastruktur pachtet und den Betrieb der Fernwärmeversorgung übernimmt.

Für die Betreibergesellschaft sieht die Stadt einen Partner vor. „Nach derzeitigem Stand würden sich die Stadtwerke Eutin mit einem Drittel einbringen“, berichtet Steingräber. Die übrigen Anteile sollen bei Preetz bleiben. Vergangenes Jahr hätten Preetz und Eutin einen „Letter of Intent“ unterzeichnet. Die Stadtwerke Kiel, die Preetz mit Strom und Gas beliefern, hatten abgewinkt. „Fair, auf Augenhöhe und klar“ habe der Konzessionspartner kommuniziert, dass er mit der eigenen Wärmewende in Kiel ausgelastet sei.

„Ankerkunden“ für Fernwärme-Ausbau

Für den Fernwärme-Ausbau hat die Kommune bereits mehrere Quartiere untersucht. Den Anfang machen soll das „Klosterquartier“. „An diesem Beispiel wollen wir jetzt an die Umsetzung gehen“, sagt Steingräber und verweist auf die Klostergebäude. „Das wäre ein großer Abnehmer“. Zudem gebe es weitere öffentliche Liegenschaften in dem Quartier. „Vom Wärmebedarf wären Ankerkunden vorhanden, die über 50 Prozent der Wärme abnehmen würden.“

Wärme, die zu einem Großteil eine Klarwasserwärmepumpe liefern soll. Die Wärmepumpe soll auf dem Gelände der Kläranlage im Viertel installiert werden. Die Investitionskosten für die Erschließung des Klosterquartiers beziffert Steingräber auf 14,5 Millionen Euro. Hinzu kommen soll Wärme der „Preetzer Bürger Energie Genossenschaft“. Die Genossenschaft plant nach eigenen Angaben neben der Nutzung von Solarenergie für die Wärmeversorgung in der kalten Jahreszeit die Verbrennung von Hackschnitzeln in Holzhackschnitzelkesseln. Zusätzlich sind zwei Pyrolyseanlagen mit einer Wärmeleistung von je 450 kW vorgesehen. „Die Bürgerenergiegenossenschaft kommt leider nicht so richtig in Schwung“, sagt Steingräber.

Weitere Quartiere bereits untersucht

Offen ist, wie die Wärmeversorgung der Innenstadt in Zukunft aussehen soll. Ein Planungsbüro hat in einer Machbarkeitsstudie Tiefengeothermie vorgeschlagen. Die Investitionskosten lägen bei etwa 20 Millionen Euro. „Das würde uns aktuell überfordern“, sagt Steingräber.

Ein weiteres bereits untersuchtes Quartier ist der „Lohmühlenweg“. Dieses Projekt ruht jedoch derzeit. Mit all den drei Projekten hätte man schon weite Teile des Stadtgebiets abgedeckt, schildert Steingräber. Andere Quartiere würden sukzessive folgen.

Doch es sei „nicht in Stein gemeißelt, dass das alles so kommt“. Die Kalkulation von Fernwärmeprojekten sei schwierig, sagt der Fachmann. Zur Diskussion stehe, ob unter Umständen ein Anschlusszwang erforderlich wäre. Zudem weist er auf politische Unwägbarkeiten wie die angekündigte Reform des Heizungsgesetzes hin. Gleichwohl: Mit Perspektive auf die CO2-Bepreisung hält man in Preetz die „solidarische Fernwärme-Versorgung für ein attraktives Modell“.

Mittwoch, 29.10.2025, 14:21 Uhr
Manfred Fischer

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