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Um ein gemeinsames Fernwärmeprojekt zwischen der Stadt Görlitz und dem polnischen Zgorzelec zu starten, wurde nun die Vereinbarung über eine gemeinsame Projektgesellschaft geschlossen.
Die Stadtwerke Görlitz (SWG), die mehrheitlich zum französischen Veolia-Konzern gehören, und der polnische Fernwärmeversorger SEC Zgorzelec, Teil des deutschen Eon-Konzerns, wollen künftig ihre Fernwärmenetze grenzüberschreitend miteinander verbinden. Vertreter von SEC Zgorzelec und den Stadtwerken Görlitz haben Anfang Dezember nun eine Absichtserklärung zur Gründung einer gemeinsamen Projektgesellschaft unterzeichnet. Das Joint Venture soll sowohl den Bau als auch den künftigen Betrieb der grenzüberschreitenden Leitung übernehmen.
Das Projekt „United Heat - Klimaneutrale Fernwärme für die Europastadt“ hatte zurvor Fördermittel in Millionenhöhe zugesichert bekommen (wir berichteten). Marten Bunnemann, CEO von Eon Energy Infrastructure Solutions, sieht darin ein europäisches Leuchtturmprojekt: „United Heat zeigt eindrucksvoll, wie partnerschaftliche Zusammenarbeit in Europa über Landesgrenzen hinweg zu wegweisenden Ergebnissen führt.“
Die Projektpartner arbeiten seit mehr als fünf Jahren an dem gemeinsamen Vorhaben (wir berichteten). Im Jahr 2020 hatten die Bürgermeister beider Städte eine erste Absichtserklärung für das Projekt „United Heat“ unterschrieben. In einem Joint Venture bündeln sie nun ihre Ressourcen und Expertise, um einerseits die Grundsätze der gemeinsamen betrieblichen Zusammenarbeit zu bestimmen und andererseits die Zeitplanung, die Verantwortlichkeiten und die Finanzierung des Projekts zu vereinbaren.
Die Planung sieht vor, die deutsch-polnische Grenze zwischen Zgorzelec - dem früheren östlichen Teil von Görlitz - und dem Erzeugungsstandort Görlitz-Königshufen mit einer 3,8 Kilometer langen Leitung zu überqueren, sodass insgesamt eine Verbindungsleitung mit einer Länge von 12 Kilometern entsteht.
Förderzusagen schaffen Planungssicherheit
Das erste grenzüberschreitende Fernwärmeprojekt im Freistaat Sachsen zielt darauf ab, Fernwärme für Zgorzelec und Görlitz ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen zu erzeugen. In Görlitz existieren derzeit vier separate Fernwärmegebiete, die ihre Energie hauptsächlich noch aus Erdgas beziehen. In Zgorzelec gibt es ein Fernwärmenetz, das mittels Verbrennung von Braunkohle betrieben wird.
Die Wärme soll zukünftig mittels Solarthermie mit saisonaler Speicherung, Wärmerückgewinnung aus See- und Abwasser, Biomassekessel sowie Abwärme und Power-to-Heat-Anlage erzeugt werden. Ein Drittel des Gesamtwärmebedarfs der Stadt soll bis 2030 mittels Wärmepumpen gedeckt werden. Hierfür soll Wärme aus dem Berzdorfer See südlich von Görlitz und dem gereinigten Abwasser der Kläranlage Nord in Görlitz entnommen werden.
17 Prozent der Fernwärme soll zudem aus Solarthermie in Kombination mit saisonalen Wärmespeichern entstehen, 48 Prozent soll künftig aus Biomasse kommen. Die kombinierte Erzeugung soll von 2030 an bis zu 50.000 Tonnen CO2 pro Jahr vermeiden.
Zur Realisierung des Projekts hatten die Stadtwerke und SEC umfangreiche Fördermittel von EU und Bund eingeworben. Insgesamt sagte die EU damit 38 Millionen Euro an Fördermitteln zu. Im März 2026 planen die Projektpartner, den nächsten und vorausichtlich letzten Antrag bei der EU einzureichen. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) sagte im Rahmen des Bundesprogramms für effiziente Wärmenetze (BEW) darüber hinaus eine weitere Förderung in Höhe von 81,6 Millionen Euro für die Investitionen auf deutscher Seite zu.
Mittwoch, 3.12.2025, 17:01 Uhr
Heidi Roider
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