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Energie & Management > E-World - Wohlbefinden von Mensch und Wirtschaft in Gefahr
Besucher auf der E-world, Quelle: Messe Essen / Conenergy AG
E-World

Wohlbefinden von Mensch und Wirtschaft in Gefahr

Mit 730 Ausstellenden aus 27 Nationen hat die Leitmesse der Energiewirtschaft, die E-world, am 21. Juni in Essen begonnen. Anmeldungen russischer Unternehmen hat die Messe storniert.
Im Zeichen des russischen Angriffskriegs steht die diesjährige E-world in Essen, die am 21. Juni begonnen hat. Bei der Pressekonferenz am Eröffnungstag rückte die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Kerstin Andreae, das Thema Versorgungssicherheit noch einmal in den Vordergrund.

"Energie ist das Fundament der Wirtschaft und des Wohlbefindens der Menschen", so Andreae. Ungeachtet kurzfristig geplanter Maßnahmen, etwa mehr Kohle statt Gas für die Verstromung einzusetzen, bleibe der Ausbau der erneuerbaren Energien das zentrale Zukunftsthema.
 
 
Andreae lobte in diesem Zusammenhang das Osterpaket der Bundesregierung, forderte aber auch Nachbesserungen. Es gebe zwar ein begrüßenswertes, ambitioniertes Flächenziel für Deutschland und die einzelnen Bundesländer. "Wir haben aber eine offene Flanke bei den Genehmigungen", so Andreae. Wind- und Sonnenkraftwerke müssten schneller genehmigt werden, auch beim Netzausbau sei mehr Tempo erforderlich.

Andreae hofft, mit der Messe auch dem Fachkräftemangel der Energiebranche begegnen zu können. Aktuell fehlten die Menschen, die die Energiewende zum Leben bringen, die zum Beispiel die Haussanierung vornehmen, im Tiefbau arbeiten, als IT-Spezialisten die Digitalisierung der Transformation bewerkstelligen oder als Energiewirtschaftler ihre Fachkenntnis einbringen. Daher sei der BDEW auf die Gewerkschaften zugegangen, um die jungen Menschen unter den "Klimarettern" zu gewinnen. "Die E-world ist eine gute Gelegenheit, die fantastischen Berufsmöglichkeiten in der Energiewirtschaft zu präsentieren", so Andreae.

Verlängerung der Laufzeiten von Kernkraftwerken: ja oder nein?

Uneins waren sich Andreae und der abgewählte, aber noch geschäftsführende NRW-Energieminister Andreas Pinkwart (FDP) in der Frage, ob die drei noch aktiven Kernkraftwerke länger als bis Silvester 2022 am Netz bleiben sollten. Mit ihnen könnte die Lücke etwas gestopft werden, die durch möglicherweise ausbleibendes russisches Gas bei der Stromversorgung entstehen kann. Gas trägt 14,5 % zur Stromerzeugung in Deutschland bei, darunter auch über Kraft-Wärme-Kopplung (KWK).

Andreae verwies darauf, dass die verbliebenen Kernkraftwerke nur 6 % zur Bruttostromproduktion beitrügen und die Betreiber der Atommeiler das Ansinnen bereits abschlägig beschieden hätten. Es handele sich um eine Hochrisikotechnologie, die organisatorisch, personell und von den Ressourcen her (Brennelemente) nicht einfach per Knopfdruck verlängert werden könne. Pinkwart vertrat die Position seines Parteichefs, Bundesfinanzminister Christian Lindner, Kernkraft "rational nutzbar" zu halten, um im Sinne des Klimaschutzes nicht unnötig viel Kohle zusätzlich zu verstromen.

Pinkwart hält es für erwägenswert, die drei laufenden Meiler zunächst bis März oder April 2023 am Netz zu belassen. Zustimmung erhielt er von Marco Beicht, dem Geschäftsführer des Abrechnungsdienstleisters Powercloud. Energie müsse für alle Menschen erschwinglich bleiben, dafür seien alle Puzzlesteinchen umzudrehen. Für eine Verlängerung des Atomkraftwerksbetriebs bleibe aktuell nur noch ein kleines Zeitfenster. Kerstin Andreae betonte, es gebe ausreichend andere Möglichkeiten, etwa über den Emissionshandel zusätzliches Einsparpotenzial beim Energieverbrauch zu heben.

Die BDEW-Chefin forderte von der Bundesregierung erneut, Vorkehrungen zu treffen, dass die Gasknappheit nicht zu einer erheblichen Verteuerung bei der (Fern-) Wärmeversorgung führe. Wenn Gas im KWK-Zusammenhang bei der Wärmeproduktion nicht auszukoppeln sei, müsse die Ampelkoalition bei den Rahmenbedingungen im Ersatzkraftwerke-Bereitstellungsgesetz nachbessern. "Gekoppelte Gaskraftwerke können nicht so einfach abgeschaltet werden", so Andreae.

Die E-world auf dem Essener Messegelände läuft noch bis zum 23. Juni. Für die mit veranstaltende Conenergy GmbH erklärte Geschäftsführer Niels Ellwanger, dass es im Vorlauf Anmeldungen russischer Fachunternehmen gegeben habe, darunter Gazprom. Im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine − Ellwanger bezeichnete diesen als "Konflikt" − seien diese Anmeldungen von der Messeleitung storniert worden.

Dienstag, 21.06.2022, 14:23 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > E-World - Wohlbefinden von Mensch und Wirtschaft in Gefahr
Besucher auf der E-world, Quelle: Messe Essen / Conenergy AG
E-World
Wohlbefinden von Mensch und Wirtschaft in Gefahr
Mit 730 Ausstellenden aus 27 Nationen hat die Leitmesse der Energiewirtschaft, die E-world, am 21. Juni in Essen begonnen. Anmeldungen russischer Unternehmen hat die Messe storniert.
Im Zeichen des russischen Angriffskriegs steht die diesjährige E-world in Essen, die am 21. Juni begonnen hat. Bei der Pressekonferenz am Eröffnungstag rückte die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Kerstin Andreae, das Thema Versorgungssicherheit noch einmal in den Vordergrund.

"Energie ist das Fundament der Wirtschaft und des Wohlbefindens der Menschen", so Andreae. Ungeachtet kurzfristig geplanter Maßnahmen, etwa mehr Kohle statt Gas für die Verstromung einzusetzen, bleibe der Ausbau der erneuerbaren Energien das zentrale Zukunftsthema.
 
 
Andreae lobte in diesem Zusammenhang das Osterpaket der Bundesregierung, forderte aber auch Nachbesserungen. Es gebe zwar ein begrüßenswertes, ambitioniertes Flächenziel für Deutschland und die einzelnen Bundesländer. "Wir haben aber eine offene Flanke bei den Genehmigungen", so Andreae. Wind- und Sonnenkraftwerke müssten schneller genehmigt werden, auch beim Netzausbau sei mehr Tempo erforderlich.

Andreae hofft, mit der Messe auch dem Fachkräftemangel der Energiebranche begegnen zu können. Aktuell fehlten die Menschen, die die Energiewende zum Leben bringen, die zum Beispiel die Haussanierung vornehmen, im Tiefbau arbeiten, als IT-Spezialisten die Digitalisierung der Transformation bewerkstelligen oder als Energiewirtschaftler ihre Fachkenntnis einbringen. Daher sei der BDEW auf die Gewerkschaften zugegangen, um die jungen Menschen unter den "Klimarettern" zu gewinnen. "Die E-world ist eine gute Gelegenheit, die fantastischen Berufsmöglichkeiten in der Energiewirtschaft zu präsentieren", so Andreae.

Verlängerung der Laufzeiten von Kernkraftwerken: ja oder nein?

Uneins waren sich Andreae und der abgewählte, aber noch geschäftsführende NRW-Energieminister Andreas Pinkwart (FDP) in der Frage, ob die drei noch aktiven Kernkraftwerke länger als bis Silvester 2022 am Netz bleiben sollten. Mit ihnen könnte die Lücke etwas gestopft werden, die durch möglicherweise ausbleibendes russisches Gas bei der Stromversorgung entstehen kann. Gas trägt 14,5 % zur Stromerzeugung in Deutschland bei, darunter auch über Kraft-Wärme-Kopplung (KWK).

Andreae verwies darauf, dass die verbliebenen Kernkraftwerke nur 6 % zur Bruttostromproduktion beitrügen und die Betreiber der Atommeiler das Ansinnen bereits abschlägig beschieden hätten. Es handele sich um eine Hochrisikotechnologie, die organisatorisch, personell und von den Ressourcen her (Brennelemente) nicht einfach per Knopfdruck verlängert werden könne. Pinkwart vertrat die Position seines Parteichefs, Bundesfinanzminister Christian Lindner, Kernkraft "rational nutzbar" zu halten, um im Sinne des Klimaschutzes nicht unnötig viel Kohle zusätzlich zu verstromen.

Pinkwart hält es für erwägenswert, die drei laufenden Meiler zunächst bis März oder April 2023 am Netz zu belassen. Zustimmung erhielt er von Marco Beicht, dem Geschäftsführer des Abrechnungsdienstleisters Powercloud. Energie müsse für alle Menschen erschwinglich bleiben, dafür seien alle Puzzlesteinchen umzudrehen. Für eine Verlängerung des Atomkraftwerksbetriebs bleibe aktuell nur noch ein kleines Zeitfenster. Kerstin Andreae betonte, es gebe ausreichend andere Möglichkeiten, etwa über den Emissionshandel zusätzliches Einsparpotenzial beim Energieverbrauch zu heben.

Die BDEW-Chefin forderte von der Bundesregierung erneut, Vorkehrungen zu treffen, dass die Gasknappheit nicht zu einer erheblichen Verteuerung bei der (Fern-) Wärmeversorgung führe. Wenn Gas im KWK-Zusammenhang bei der Wärmeproduktion nicht auszukoppeln sei, müsse die Ampelkoalition bei den Rahmenbedingungen im Ersatzkraftwerke-Bereitstellungsgesetz nachbessern. "Gekoppelte Gaskraftwerke können nicht so einfach abgeschaltet werden", so Andreae.

Die E-world auf dem Essener Messegelände läuft noch bis zum 23. Juni. Für die mit veranstaltende Conenergy GmbH erklärte Geschäftsführer Niels Ellwanger, dass es im Vorlauf Anmeldungen russischer Fachunternehmen gegeben habe, darunter Gazprom. Im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine − Ellwanger bezeichnete diesen als "Konflikt" − seien diese Anmeldungen von der Messeleitung storniert worden.

Dienstag, 21.06.2022, 14:23 Uhr
Volker Stephan

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