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Energie & Management > Klimaschutz - Wissenschaft fordert Politik zum
Quelle: Fotolia / PhotographyByMK
Klimaschutz

Wissenschaft fordert Politik zum "Neustart" auf

Die Wissenschaft appelliert an Berlin: Nur mit einem Neustart der Energiepolitik in Deutschland könne die Klimaneutralität gelingen.  
Die nächsten vier Jahre sind wegweisend, warnen die deutschen Wissenschaftsakademien Leopoldina, Acatech und Akademienunion: Deutschland kann in dieser Legislaturperiode Klimaschutz national wie international vorantreiben oder Chancen verpassen und zusehen, wie sich Zeitfenster schließen.

Werden heute nicht die Weichen gestellt, dann seien die Klimaziele bis 2030 und 2045 kaum zu erreichen. Doch noch gebe es Handlungsspielräume. In dem Impulspapier „Wenn nicht jetzt, wann dann – wie die Energiewende gelingt“ des gemeinsamen Projekts „ESYS“ („Energiesysteme der Zukunft“) skizzieren die Fachleute elf Handlungsfelder, mit denen Deutschland die Energiewende national und international voranbringen kann:
  • Verantwortung übernehmen und ganzheitliche Lösungen entwickeln: Um die Energiewende auf allen Ebenen voranzubringen, sollte sich Deutschland mit aller Kraft für den EU Green Deal einsetzen, weltweit ärmere Länder beim Klimaschutz unterstützen und relevantes Wissen gezielt zusammenführen, systematisch nutzen und erweitern. 
  • Fossile Energien verdrängen: Der CO2-Preis sollte als zentrales Instrument zur Verdrängung fossiler Energieträger gestärkt werden. Gleichzeitig sollte der Staat den Aufbau notwendiger neuer Infrastrukturen wie Wasserstoff- und Stromnetze, Ladestationen und Langzeitspeicher, intelligent kofinanzieren.
  • Erneuerbare Energien schneller ausbauen: Um die Klimaziele zu erreichen, ist ein jährlicher Ausbau der Wind- und Photovoltaikanlagen von 15.000 bis 25.000 MW unabdingbar – etwa das Drei- bis Vierfache der letzten Jahre. 
  • Grünen Strom stärker in Wärme- und Verkehrssektor bringen: Um die Emissionen im Wärme- und Verkehrssektor zu senken, muss Strom wettbewerbsfähiger werden. Wichtigster Schritt dafür ist die Abschaffung der EEG-Umlage. Gleichzeitig müssen Speicher gebaut, Flexibilität belohnt sowie Energieeffizienzpotenziale genutzt werden.
  • Stromversorgung für die Zukunft fit machen: Das Stromsystem der Zukunft ist vernetzter, dezentraler, flexibler und partizipativer. Für eine weiterhin sichere Stromversorgung ist es nötig, das System technisch und regulatorisch auf Erneuerbare-Energie-Anlagen auszurichten, die Stromnetze viel stärker auszubauen, die Netze zu digitalisieren und Langzeitspeicher zu errichten.
  • Klimaneutrale Industrie auf den Weg bringen: Die Bundesregierung kann den notwendigen Wandel in der Industrie entscheidend voranbringen, indem sie einen wirksamen CO2-Preis etabliert, CO2-Differenzverträge für Unternehmen einführt und eine internationale Allianz für den Klimaschutz anstrebt, die vor allem China und die USA mit einschließt.
  • Wasserstoff sinnvoll einsetzen, Chancen nutzen: Um langfristig die Versorgung zu sichern, müssen binnen kürzester Zeit globale Märkte und Infrastrukturen aufgebaut, Partnerschaften auf Augenhöhe geschlossen und die Einsatzmöglichkeiten sinnvoll priorisiert werden.
  • Bioenergie systemdienlich einsetzen: Eine umfassende Biomasse-Strategie muss sicherstellen, dass Biomasse dort eingesetzt wird, wo sie den größten Nutzen bringt, etwa in der Industrie und als flüssige Treibstoffe im Luft- und Schiffsverkehr. Statt Energiepflanzen sollten zukünftig Rest- und Abfallstoffe genutzt werden.
  • Rohstoffe für die Energiewende sichern und nachhaltig nutzen: Um den hohen Rohstoffbedarf decken zu können, der durch die Energiewende entsteht, sollten der Rohstoffverbrauch zur Herstellung von Produkten gesenkt, neue Rohstoffquellen erschlossen und Recyclingquoten erhöht werden.
  • CO2 aus der Atmosphäre nehmen: Um unvermeidbare Emissionen, vor allem aus der Landwirtschaft und Teilen der Industrie, auszugleichen, müssen Verfahren zur CO2-Entnahme aus der Atmosphäre diskutiert, erforscht und in die Anwendung gebracht werden.
  • Klimapolitik transparent und gerecht gestalten: Um Akzeptanz und Unterstützung für die Energiewende zu sichern, gilt es, Klimapolitik transparent zu kommunizieren, entstehende Belastungen ärmerer Haushalte aufzufangen und unterschiedliche Lebensrealitäten zu berücksichtigen.
„Effektiver und effizienter Klimaschutz kann nur mit einer ganzheitlichen Energie- und Klimapolitik gelingen, die Raum für innovative Lösungen bietet und unterschiedliche Lebensrealitäten berücksichtigt. Für viele Herausforderungen verfügen wir bereits über technologische Lösungen. Doch es gelingt uns nicht, diese voll zu nutzen“, erläutert der Vorsitzende des Esys-Direktoriums, Dirk Uwe Sauer (RWTH Aachen).

Karen Pittel (ifo Institut, Zentrum für Energie, Klima und Ressourcen), stellvertretende Vorsitzende, ergänzt: „Es ist ein intelligenter Instrumentenmix nötig, der Markt ermöglicht, Investitionen anreizt und soziale Härten abfedert. Für diesen Mix müssen wir kritisch auf das gewachsene System aus Steuern, Abgaben und Umlagen blicken. Dieses bedarf einer Grundsanierung, die wir in dem Impuls skizzieren.“

Freitag, 15.10.2021, 12:30 Uhr
Peter Koller
Energie & Management > Klimaschutz - Wissenschaft fordert Politik zum
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Klimaschutz
Wissenschaft fordert Politik zum "Neustart" auf
Die Wissenschaft appelliert an Berlin: Nur mit einem Neustart der Energiepolitik in Deutschland könne die Klimaneutralität gelingen.  
Die nächsten vier Jahre sind wegweisend, warnen die deutschen Wissenschaftsakademien Leopoldina, Acatech und Akademienunion: Deutschland kann in dieser Legislaturperiode Klimaschutz national wie international vorantreiben oder Chancen verpassen und zusehen, wie sich Zeitfenster schließen.

Werden heute nicht die Weichen gestellt, dann seien die Klimaziele bis 2030 und 2045 kaum zu erreichen. Doch noch gebe es Handlungsspielräume. In dem Impulspapier „Wenn nicht jetzt, wann dann – wie die Energiewende gelingt“ des gemeinsamen Projekts „ESYS“ („Energiesysteme der Zukunft“) skizzieren die Fachleute elf Handlungsfelder, mit denen Deutschland die Energiewende national und international voranbringen kann:
  • Verantwortung übernehmen und ganzheitliche Lösungen entwickeln: Um die Energiewende auf allen Ebenen voranzubringen, sollte sich Deutschland mit aller Kraft für den EU Green Deal einsetzen, weltweit ärmere Länder beim Klimaschutz unterstützen und relevantes Wissen gezielt zusammenführen, systematisch nutzen und erweitern. 
  • Fossile Energien verdrängen: Der CO2-Preis sollte als zentrales Instrument zur Verdrängung fossiler Energieträger gestärkt werden. Gleichzeitig sollte der Staat den Aufbau notwendiger neuer Infrastrukturen wie Wasserstoff- und Stromnetze, Ladestationen und Langzeitspeicher, intelligent kofinanzieren.
  • Erneuerbare Energien schneller ausbauen: Um die Klimaziele zu erreichen, ist ein jährlicher Ausbau der Wind- und Photovoltaikanlagen von 15.000 bis 25.000 MW unabdingbar – etwa das Drei- bis Vierfache der letzten Jahre. 
  • Grünen Strom stärker in Wärme- und Verkehrssektor bringen: Um die Emissionen im Wärme- und Verkehrssektor zu senken, muss Strom wettbewerbsfähiger werden. Wichtigster Schritt dafür ist die Abschaffung der EEG-Umlage. Gleichzeitig müssen Speicher gebaut, Flexibilität belohnt sowie Energieeffizienzpotenziale genutzt werden.
  • Stromversorgung für die Zukunft fit machen: Das Stromsystem der Zukunft ist vernetzter, dezentraler, flexibler und partizipativer. Für eine weiterhin sichere Stromversorgung ist es nötig, das System technisch und regulatorisch auf Erneuerbare-Energie-Anlagen auszurichten, die Stromnetze viel stärker auszubauen, die Netze zu digitalisieren und Langzeitspeicher zu errichten.
  • Klimaneutrale Industrie auf den Weg bringen: Die Bundesregierung kann den notwendigen Wandel in der Industrie entscheidend voranbringen, indem sie einen wirksamen CO2-Preis etabliert, CO2-Differenzverträge für Unternehmen einführt und eine internationale Allianz für den Klimaschutz anstrebt, die vor allem China und die USA mit einschließt.
  • Wasserstoff sinnvoll einsetzen, Chancen nutzen: Um langfristig die Versorgung zu sichern, müssen binnen kürzester Zeit globale Märkte und Infrastrukturen aufgebaut, Partnerschaften auf Augenhöhe geschlossen und die Einsatzmöglichkeiten sinnvoll priorisiert werden.
  • Bioenergie systemdienlich einsetzen: Eine umfassende Biomasse-Strategie muss sicherstellen, dass Biomasse dort eingesetzt wird, wo sie den größten Nutzen bringt, etwa in der Industrie und als flüssige Treibstoffe im Luft- und Schiffsverkehr. Statt Energiepflanzen sollten zukünftig Rest- und Abfallstoffe genutzt werden.
  • Rohstoffe für die Energiewende sichern und nachhaltig nutzen: Um den hohen Rohstoffbedarf decken zu können, der durch die Energiewende entsteht, sollten der Rohstoffverbrauch zur Herstellung von Produkten gesenkt, neue Rohstoffquellen erschlossen und Recyclingquoten erhöht werden.
  • CO2 aus der Atmosphäre nehmen: Um unvermeidbare Emissionen, vor allem aus der Landwirtschaft und Teilen der Industrie, auszugleichen, müssen Verfahren zur CO2-Entnahme aus der Atmosphäre diskutiert, erforscht und in die Anwendung gebracht werden.
  • Klimapolitik transparent und gerecht gestalten: Um Akzeptanz und Unterstützung für die Energiewende zu sichern, gilt es, Klimapolitik transparent zu kommunizieren, entstehende Belastungen ärmerer Haushalte aufzufangen und unterschiedliche Lebensrealitäten zu berücksichtigen.
„Effektiver und effizienter Klimaschutz kann nur mit einer ganzheitlichen Energie- und Klimapolitik gelingen, die Raum für innovative Lösungen bietet und unterschiedliche Lebensrealitäten berücksichtigt. Für viele Herausforderungen verfügen wir bereits über technologische Lösungen. Doch es gelingt uns nicht, diese voll zu nutzen“, erläutert der Vorsitzende des Esys-Direktoriums, Dirk Uwe Sauer (RWTH Aachen).

Karen Pittel (ifo Institut, Zentrum für Energie, Klima und Ressourcen), stellvertretende Vorsitzende, ergänzt: „Es ist ein intelligenter Instrumentenmix nötig, der Markt ermöglicht, Investitionen anreizt und soziale Härten abfedert. Für diesen Mix müssen wir kritisch auf das gewachsene System aus Steuern, Abgaben und Umlagen blicken. Dieses bedarf einer Grundsanierung, die wir in dem Impuls skizzieren.“

Freitag, 15.10.2021, 12:30 Uhr
Peter Koller

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