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Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren -
Quelle: Eon
E&M Vor 20 Jahren

"Wir wollen vorne bleiben"

Nach der Integration der schwedischen Sydkraft AB im Sommer 2001 äußerte sich Hans-Dieter Harig, der damalige Vorstandschef von Eon Energie, zu den weiteren Plänen des Konzerns.
Viel Energieprominenz und quasi skandinavischer Grund und Boden sorgten im Sommer 2001 für europäisches Flair: Hans-Dieter Harig, Vorstandschef von Eon-Energie, und der damalige Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) waren im gemeinsamen Gebäude der fünf nationalen Botschaften von Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark und Island erschienen, um die Eingliederung der schwedischen Sydkraft AB in den Eon-Konzern zu feiern. E&M-Korrespondentin Cerstin Gammelin war damals vor Ort.

Werner Müller begrüßte den „frischen Wind“, den die ausländischen Unternehmen in den Markt bringen. Mit Blick auf die von der Laubag produzierten 50 TWh Braunkohlenstrom appellierte er an die Verantwortung der Schweden, im Engagement für den ostdeutschen Strommarkt nicht nachzulassen. Der Markt sei offen, jeder könne jetzt handeln und kaufen. Müller unterstrich das vitale Interesse Deutschlands an einem funktionierenden Energiemarkt. Dafür müsse der europäische Wettbewerb harmonisiert werden, alle Märkte geöffnet sein, die Energiesteuern angepasst und gleiche produktions- und umwelttechnische Bedingungen geschaffen werden.

Bisher sei der deutsche Strommarkt einzigartig in Europa: Als größter und voll liberalisierter Markt, mit acht Außengrenzen, mit mehr als 900 Unternehmen und ohne staatlichen Regulator. Der Wirtschaftsminister verwies zugleich auf das „Energieeuropa der zwei Geschwindigkeiten“, das eindeutig zu Lasten der voll liberalisierten Länder gehe. „Wir werden das Energierecht so anpassen, dass deutsche Unternehmen besser geschützt in den internationalen Wettbewerb gehen können“, so Müller in Berlin.

Eon-Energie-Chef Harig betonte, mit der Übernahme der Mehrheit am zweitgrößten schwedischen Energieversorger habe sich der Münchner Energieriese für das Strom-, Wasser- und Wärmegeschäft in Skandinavien gut positioniert und gleichzeitig die Spitze unter den privaten Energieversorgern Europas übernommen.
Im Jahr 2001 war der Konzern in 16 europäischen Ländern vertreten und ging davon aus, spätestens 2006 etwa 40 % der Umsätze dann nicht mehr in Deutschland zu erwirtschaften. Vor 20 Jahren dominierte allerdings noch der Heimatmarkt mit mehr als einem Dutzend Versorgungsunternehmen und mehr als 100 Beteiligungen an Stadtwerken.

Im Gespräch mit Cerstin Gammelin äußerte sich Harig zu den weiteren Plänen von Eon.

 
Hans-Dieter Harig, CEO von Eon Energie (2001): "Wir treffen wirtschaftliche Entscheidungen mit minimalem Aufwand und hoher Effizienz"
Quelle: E&M / Eon


E&M: Herr Harig, Ihre Einkäufe in ganz Europa scheinen kein Ende zu nehmen. Wohin soll es gehen?
Harig: In der Elektrizitätswirtschaft gibt es einen naturgesetzlichen Zwang zur Größe. Größere Kraftwerke, höhere Drucke und Temperaturen, größere Netze, höhere Spannungen führen zu niedrigeren Kosten je Kilowattstunde, zu geringerer Umweltbelastung je Einheit Nutzenergie. Außerdem: Unterschiedliche Primärenergiequellen bieten stromwirtschaftliche Optimierungschancen. Die dafür notwendigen Netze sind im Gebiet der Eon Energie-Unternehmen europaweit zusammengeschaltet oder durch Hochspannungs-Gleichstromkupplungen und –kabel verbunden. Alle Optimierungsvorteile und Arbitragegewinne kann Eon seinen Kunden zukommen lassen.
E&M: Wie begegnen Sie den Risiken der Größe?
Harig: Durch dezentrale Konzernstrukturen. Energiedienstleistungen sind traditionell regional gewachsen. Unter der Dachmarke Eon behalten alle Beteiligungen ihre unternehmerische Autonomie, mit eigenen Geschäftsführungen, Vorständen oder Aufsichtsräten. Selbständige ehrgeizige Unternehmer vor Ort sind die beste Garantie für optimale Dienstleistungen. Im Unternehmensverbund von Eon erhalten sie wettbewerbsfähige Ressourcen, haben ein permanentes Benchmark und europäisches Controlling.
E&M: Sie sagen, Eon Energie kann besser zu einem funktionierenden europäischen Energiemarkt beitragen als alle Richtlinien und Regulatoren. Warum?
Harig: Weil wir im Wettbewerb stehen! Wir treffen wirtschaftliche Entscheidungen mit minimalem Aufwand und hoher Effizienz. Das sind beste Voraussetzungen dafür, dass wir schneller zum Zuge kommen. Regulierungsbehörden und politische Gremien haben eben diesen Effizienzdruck nicht. Wo dem Markt freier Lauf gelassen wird, werden die Dinge einfach besser entschieden.
 
„Wir werden den Rechtsrahmen so gut ausnutzen, dass wir erfolgreich sind“
 
E&M: Minister Müller will noch in diesem Jahr das Energierecht ändern. Über die Reziprozitäts-Klausel kann Eon dann rechtlich gesichert Stromdurchleitungen verhindern. Wird Eon davon Gebrauch machen?
Harig: Wir machen unser Geschäft in dem Rechtsrahmen, der uns geboten ist. Wir werden den Rechtsrahmen so gut ausnutzen, dass wir erfolgreich sind und möglichst erfolgreicher als andere. Ich begrüße die klaren Worte von Minister Müller. Er schafft mit der Novellierung ja keine Vorteile für uns, sondern sorgt für fairen Wettbewerb.
E&M: In Ostdeutschland entsteht nun nach langem Tauziehen die sogenannte neue Kraft. Wird es bald mehr Wettbewerb in Deutschland geben?
Harig: Wir hoffen, dass das Unternehmen zügig gebildet wird, denn am Markt haben wir lieber tüchtige Wettbewerber. Da bleiben wir selbst besser fit. Ein agierender Wettbewerber ist auch besser kalkulierbar. Leider gibt es ja in Energieeuropa den Markt der zwei Geschwindigkeiten. Und da wäre ein staatlich geführtes Unternehmen, das sich nicht am Kapitalmarkt behaupten muss, nicht so gut einschätzbar. Die internen Verhältnisse der neuen Kraft will ich nicht beurteilen.
E&M: Bis die neue Kraft aus den Einzelunternehmen aufgestellt ist, sollen noch zwei Jahre vergehen. Eon dagegen ist permanent auf Einkaufstour. Sind Sie so schnell oder die anderen so langsam?
Harig: Wenn man im Wettbewerb tätig und gut trainiert ist, ist man eben effizienter. Und schneller. Wir sind ganz vorne und da wollen wir bleiben. Das ist wie in der Bundesliga. Der Abstieg vom ersten auf den zweiten Platz ist peinlicher als vom vierten auf den fünften Rang.
E&M: Veag und Vattenfall haben ja bereits gute Drähte in den Osten. Wird es einen harten Wettbewerb in Osteuropa geben?
Harig: In Tschechien und Ungarn versorgen wir als größter ausländischer Investor je rund 2 Mio. Kunden. In Polen sind wir im Stromhandel tätig und beteiligen uns am laufenden Privatisierungsprozess. Ähnlich wie mit Sydkraft in Schweden wollen wir in diesen Ländern konsolidierungsfähige Positionen erreichen. Ohne eigene Erzeugungskapazitäten sind wir ausschließlich in der Verteilung tätig. Wir werden sehen, wie sich unser neuer Konkurrent platzieren kann.
 

Sonntag, 15.08.2021, 16:23 Uhr
Cerstin Gammelin und Fritz Wilhelm
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Quelle: Eon
E&M Vor 20 Jahren
"Wir wollen vorne bleiben"
Nach der Integration der schwedischen Sydkraft AB im Sommer 2001 äußerte sich Hans-Dieter Harig, der damalige Vorstandschef von Eon Energie, zu den weiteren Plänen des Konzerns.
Viel Energieprominenz und quasi skandinavischer Grund und Boden sorgten im Sommer 2001 für europäisches Flair: Hans-Dieter Harig, Vorstandschef von Eon-Energie, und der damalige Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) waren im gemeinsamen Gebäude der fünf nationalen Botschaften von Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark und Island erschienen, um die Eingliederung der schwedischen Sydkraft AB in den Eon-Konzern zu feiern. E&M-Korrespondentin Cerstin Gammelin war damals vor Ort.

Werner Müller begrüßte den „frischen Wind“, den die ausländischen Unternehmen in den Markt bringen. Mit Blick auf die von der Laubag produzierten 50 TWh Braunkohlenstrom appellierte er an die Verantwortung der Schweden, im Engagement für den ostdeutschen Strommarkt nicht nachzulassen. Der Markt sei offen, jeder könne jetzt handeln und kaufen. Müller unterstrich das vitale Interesse Deutschlands an einem funktionierenden Energiemarkt. Dafür müsse der europäische Wettbewerb harmonisiert werden, alle Märkte geöffnet sein, die Energiesteuern angepasst und gleiche produktions- und umwelttechnische Bedingungen geschaffen werden.

Bisher sei der deutsche Strommarkt einzigartig in Europa: Als größter und voll liberalisierter Markt, mit acht Außengrenzen, mit mehr als 900 Unternehmen und ohne staatlichen Regulator. Der Wirtschaftsminister verwies zugleich auf das „Energieeuropa der zwei Geschwindigkeiten“, das eindeutig zu Lasten der voll liberalisierten Länder gehe. „Wir werden das Energierecht so anpassen, dass deutsche Unternehmen besser geschützt in den internationalen Wettbewerb gehen können“, so Müller in Berlin.

Eon-Energie-Chef Harig betonte, mit der Übernahme der Mehrheit am zweitgrößten schwedischen Energieversorger habe sich der Münchner Energieriese für das Strom-, Wasser- und Wärmegeschäft in Skandinavien gut positioniert und gleichzeitig die Spitze unter den privaten Energieversorgern Europas übernommen.
Im Jahr 2001 war der Konzern in 16 europäischen Ländern vertreten und ging davon aus, spätestens 2006 etwa 40 % der Umsätze dann nicht mehr in Deutschland zu erwirtschaften. Vor 20 Jahren dominierte allerdings noch der Heimatmarkt mit mehr als einem Dutzend Versorgungsunternehmen und mehr als 100 Beteiligungen an Stadtwerken.

Im Gespräch mit Cerstin Gammelin äußerte sich Harig zu den weiteren Plänen von Eon.

 
Hans-Dieter Harig, CEO von Eon Energie (2001): "Wir treffen wirtschaftliche Entscheidungen mit minimalem Aufwand und hoher Effizienz"
Quelle: E&M / Eon


E&M: Herr Harig, Ihre Einkäufe in ganz Europa scheinen kein Ende zu nehmen. Wohin soll es gehen?
Harig: In der Elektrizitätswirtschaft gibt es einen naturgesetzlichen Zwang zur Größe. Größere Kraftwerke, höhere Drucke und Temperaturen, größere Netze, höhere Spannungen führen zu niedrigeren Kosten je Kilowattstunde, zu geringerer Umweltbelastung je Einheit Nutzenergie. Außerdem: Unterschiedliche Primärenergiequellen bieten stromwirtschaftliche Optimierungschancen. Die dafür notwendigen Netze sind im Gebiet der Eon Energie-Unternehmen europaweit zusammengeschaltet oder durch Hochspannungs-Gleichstromkupplungen und –kabel verbunden. Alle Optimierungsvorteile und Arbitragegewinne kann Eon seinen Kunden zukommen lassen.
E&M: Wie begegnen Sie den Risiken der Größe?
Harig: Durch dezentrale Konzernstrukturen. Energiedienstleistungen sind traditionell regional gewachsen. Unter der Dachmarke Eon behalten alle Beteiligungen ihre unternehmerische Autonomie, mit eigenen Geschäftsführungen, Vorständen oder Aufsichtsräten. Selbständige ehrgeizige Unternehmer vor Ort sind die beste Garantie für optimale Dienstleistungen. Im Unternehmensverbund von Eon erhalten sie wettbewerbsfähige Ressourcen, haben ein permanentes Benchmark und europäisches Controlling.
E&M: Sie sagen, Eon Energie kann besser zu einem funktionierenden europäischen Energiemarkt beitragen als alle Richtlinien und Regulatoren. Warum?
Harig: Weil wir im Wettbewerb stehen! Wir treffen wirtschaftliche Entscheidungen mit minimalem Aufwand und hoher Effizienz. Das sind beste Voraussetzungen dafür, dass wir schneller zum Zuge kommen. Regulierungsbehörden und politische Gremien haben eben diesen Effizienzdruck nicht. Wo dem Markt freier Lauf gelassen wird, werden die Dinge einfach besser entschieden.
 
„Wir werden den Rechtsrahmen so gut ausnutzen, dass wir erfolgreich sind“
 
E&M: Minister Müller will noch in diesem Jahr das Energierecht ändern. Über die Reziprozitäts-Klausel kann Eon dann rechtlich gesichert Stromdurchleitungen verhindern. Wird Eon davon Gebrauch machen?
Harig: Wir machen unser Geschäft in dem Rechtsrahmen, der uns geboten ist. Wir werden den Rechtsrahmen so gut ausnutzen, dass wir erfolgreich sind und möglichst erfolgreicher als andere. Ich begrüße die klaren Worte von Minister Müller. Er schafft mit der Novellierung ja keine Vorteile für uns, sondern sorgt für fairen Wettbewerb.
E&M: In Ostdeutschland entsteht nun nach langem Tauziehen die sogenannte neue Kraft. Wird es bald mehr Wettbewerb in Deutschland geben?
Harig: Wir hoffen, dass das Unternehmen zügig gebildet wird, denn am Markt haben wir lieber tüchtige Wettbewerber. Da bleiben wir selbst besser fit. Ein agierender Wettbewerber ist auch besser kalkulierbar. Leider gibt es ja in Energieeuropa den Markt der zwei Geschwindigkeiten. Und da wäre ein staatlich geführtes Unternehmen, das sich nicht am Kapitalmarkt behaupten muss, nicht so gut einschätzbar. Die internen Verhältnisse der neuen Kraft will ich nicht beurteilen.
E&M: Bis die neue Kraft aus den Einzelunternehmen aufgestellt ist, sollen noch zwei Jahre vergehen. Eon dagegen ist permanent auf Einkaufstour. Sind Sie so schnell oder die anderen so langsam?
Harig: Wenn man im Wettbewerb tätig und gut trainiert ist, ist man eben effizienter. Und schneller. Wir sind ganz vorne und da wollen wir bleiben. Das ist wie in der Bundesliga. Der Abstieg vom ersten auf den zweiten Platz ist peinlicher als vom vierten auf den fünften Rang.
E&M: Veag und Vattenfall haben ja bereits gute Drähte in den Osten. Wird es einen harten Wettbewerb in Osteuropa geben?
Harig: In Tschechien und Ungarn versorgen wir als größter ausländischer Investor je rund 2 Mio. Kunden. In Polen sind wir im Stromhandel tätig und beteiligen uns am laufenden Privatisierungsprozess. Ähnlich wie mit Sydkraft in Schweden wollen wir in diesen Ländern konsolidierungsfähige Positionen erreichen. Ohne eigene Erzeugungskapazitäten sind wir ausschließlich in der Verteilung tätig. Wir werden sehen, wie sich unser neuer Konkurrent platzieren kann.
 

Sonntag, 15.08.2021, 16:23 Uhr
Cerstin Gammelin und Fritz Wilhelm

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