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Energie & Management > Wirtschaft - Windturbinen-Bauer Nordex und IG Metall einigen sich
Quelle: Fotolia / Aurielaki
Wirtschaft

Windturbinen-Bauer Nordex und IG Metall einigen sich

Die Facharbeiter am Gondelwerk von Nordex in Rostock erhalten rückwirkend einen Haustarif, mit Löhnen auf Marktniveau. Das ist eines der Ergebnisse einer Einigung nach zwei Warnstreiks.
Der Arbeitskampf beim Windturbinen-Hersteller Nordex in Rostock ist am 13. März mit einer Einigung beendet worden. Das teilten die Tarifpartner später gemeinsam mit. Auf Anfrage dieser Redaktion erläuterte Stefan Schad, Geschäftsführer der Industriegewerkschaft Metall Rostock-Schwerin, weitere Details der neuen Regelung.

Demnach bekommen zwei Drittel der knapp 1.000 Beschäftigten am Nordex-Standort Rostock DMR (ehemaliges Dieselmotorenwerk in der Südstadt) erstmals einen Haustarif. Dieser sieht unter anderem rückwirkend zum Jahresanfang 8 Prozent mehr Fixgehalt vor und von Juni 2024 an die Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 40 auf 39 Stunden. Fürs laufende und kommende Jahr soll es überdies Sonderzahlungen gehen. „Wir haben die Gehälter der Facharbeiter in der Produktion auf das aktuelle Marktniveau gebracht“, kommentierte Nordex-Personalleiter Deutschland, Constantin Baltzer.

Der Haustarifvertrag gilt nur für die Beschäftigten in der Produktion und in den niederen Entgeltgruppen auch in den Büros. Er läuft bis Oktober 2025. Den Einbezug der höher eingruppierten Angestellten setzte die IG Metall nicht durch. Für sie gilt − wie auch am Standort Hamburg − laut IG-Metaller Schad eine ältere Konzernbetriebsvereinbarung, wonach sie etwas mehr als 5 Prozent Gehaltserhöhung und eine Inflationsausgleichsprämie (IAP) bekommen. Andererseits bleiben sie bei 40 Wochenstunden.

Der Arbeitskampf hatte sich an Plänen entzündet, die Produktion von Maschinenhäusern teilweise in Billiglohnländer zu verlagern. Nordex stellt in „Rostock DMR“ Maschinenhäuser, Schaltschränke und Triebstränge für Windenergieanlagen her. Im Juni 2022 hatte der Hersteller das Rotorblattwerk in Rostock mit 600 Arbeitsplätzen geschlossen und die Produktion nach Gewerkschaftsangaben nach Indien verlagert.

Im Oktober 2023 hatte es in allen drei deutschen Nordex-Werken einen Warnstreik gegeben, kurz vor Weihnachten 2023 in „Rostock DMR“ einen weiteren. Dazwischen gab es ein Angebot. Ein halbes Jahr lang wurde verhandelt, jetzt die Einigung.

​Nur eine implizite Auslastungsgarantie mit Flaggschiff

Auch eine ausdrückliche Standort- oder Auslastungs-Garantie für „Rostock DMR“ setzten IG Metall und Betriebsrat nicht durch. IGM-Geschäftsführer Schad hebt aber hervor, dass das künftige Flaggschiff N175/6.X der 6-MW-Leistungsklasse dort in Serie produziert wird, sofern sich in Europa die entsprechende Nachfrage einstellt. Personalleiter Baltzer ließ sich dazu so zitieren: „Am Standort Rostock produzieren wir (...) die größte Anzahl an Windkraftanlagen. Auch der Prototyp der neuesten Windkraftanlage N175/6.X wird in Rostock zukünftig in Serie gefertigt.” Betriebsratsvize Jürgen Daunert sprach von einer „verbindliche(n) Aussicht“.

Gewerkschaft: Ein Drittel der Kapazität ging nach China

Die Verlagerung von einem Drittel der Produktionskapazität nach China ist nach Darstellung von IG-Metaller Schad indes bereits vollzogen. Die mehr als 250 Zeitarbeiter, die die Arbeitnehmervertreter in den Haustarif einbeziehen wollten, seien von „Rostock DMR“ abgezogen worden. 2023 habe das Werk 700 Maschinenhäuser produziert, in diesem Jahr seien 500 „im Programm“, so Schad. Damit sei die verbleibende Stammbelegschaft ausgelastet. Nordex wollte die Zahlen weder bestätigen noch dementieren.

Die börsennotierte Nordex stellt in Deutschland, Spanien, Brasilien, Indien, USA (aktuell nicht aktiv) und Mexiko Onshore-Windturbinen im Leistungsbereich von 4 MW bis mehr als 6 MW her. Diese sind ausgelegt auf Regionen mit begrenzten Ausbauflächen, Netzkapazitäten und Windverhältnissen. Im operativen Geschäft hatte Nordex 2023 nach früheren hohen Verlusten wieder eine schwarze Null geschrieben.

Mittwoch, 20.03.2024, 13:28 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Wirtschaft - Windturbinen-Bauer Nordex und IG Metall einigen sich
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Windturbinen-Bauer Nordex und IG Metall einigen sich
Die Facharbeiter am Gondelwerk von Nordex in Rostock erhalten rückwirkend einen Haustarif, mit Löhnen auf Marktniveau. Das ist eines der Ergebnisse einer Einigung nach zwei Warnstreiks.
Der Arbeitskampf beim Windturbinen-Hersteller Nordex in Rostock ist am 13. März mit einer Einigung beendet worden. Das teilten die Tarifpartner später gemeinsam mit. Auf Anfrage dieser Redaktion erläuterte Stefan Schad, Geschäftsführer der Industriegewerkschaft Metall Rostock-Schwerin, weitere Details der neuen Regelung.

Demnach bekommen zwei Drittel der knapp 1.000 Beschäftigten am Nordex-Standort Rostock DMR (ehemaliges Dieselmotorenwerk in der Südstadt) erstmals einen Haustarif. Dieser sieht unter anderem rückwirkend zum Jahresanfang 8 Prozent mehr Fixgehalt vor und von Juni 2024 an die Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 40 auf 39 Stunden. Fürs laufende und kommende Jahr soll es überdies Sonderzahlungen gehen. „Wir haben die Gehälter der Facharbeiter in der Produktion auf das aktuelle Marktniveau gebracht“, kommentierte Nordex-Personalleiter Deutschland, Constantin Baltzer.

Der Haustarifvertrag gilt nur für die Beschäftigten in der Produktion und in den niederen Entgeltgruppen auch in den Büros. Er läuft bis Oktober 2025. Den Einbezug der höher eingruppierten Angestellten setzte die IG Metall nicht durch. Für sie gilt − wie auch am Standort Hamburg − laut IG-Metaller Schad eine ältere Konzernbetriebsvereinbarung, wonach sie etwas mehr als 5 Prozent Gehaltserhöhung und eine Inflationsausgleichsprämie (IAP) bekommen. Andererseits bleiben sie bei 40 Wochenstunden.

Der Arbeitskampf hatte sich an Plänen entzündet, die Produktion von Maschinenhäusern teilweise in Billiglohnländer zu verlagern. Nordex stellt in „Rostock DMR“ Maschinenhäuser, Schaltschränke und Triebstränge für Windenergieanlagen her. Im Juni 2022 hatte der Hersteller das Rotorblattwerk in Rostock mit 600 Arbeitsplätzen geschlossen und die Produktion nach Gewerkschaftsangaben nach Indien verlagert.

Im Oktober 2023 hatte es in allen drei deutschen Nordex-Werken einen Warnstreik gegeben, kurz vor Weihnachten 2023 in „Rostock DMR“ einen weiteren. Dazwischen gab es ein Angebot. Ein halbes Jahr lang wurde verhandelt, jetzt die Einigung.

​Nur eine implizite Auslastungsgarantie mit Flaggschiff

Auch eine ausdrückliche Standort- oder Auslastungs-Garantie für „Rostock DMR“ setzten IG Metall und Betriebsrat nicht durch. IGM-Geschäftsführer Schad hebt aber hervor, dass das künftige Flaggschiff N175/6.X der 6-MW-Leistungsklasse dort in Serie produziert wird, sofern sich in Europa die entsprechende Nachfrage einstellt. Personalleiter Baltzer ließ sich dazu so zitieren: „Am Standort Rostock produzieren wir (...) die größte Anzahl an Windkraftanlagen. Auch der Prototyp der neuesten Windkraftanlage N175/6.X wird in Rostock zukünftig in Serie gefertigt.” Betriebsratsvize Jürgen Daunert sprach von einer „verbindliche(n) Aussicht“.

Gewerkschaft: Ein Drittel der Kapazität ging nach China

Die Verlagerung von einem Drittel der Produktionskapazität nach China ist nach Darstellung von IG-Metaller Schad indes bereits vollzogen. Die mehr als 250 Zeitarbeiter, die die Arbeitnehmervertreter in den Haustarif einbeziehen wollten, seien von „Rostock DMR“ abgezogen worden. 2023 habe das Werk 700 Maschinenhäuser produziert, in diesem Jahr seien 500 „im Programm“, so Schad. Damit sei die verbleibende Stammbelegschaft ausgelastet. Nordex wollte die Zahlen weder bestätigen noch dementieren.

Die börsennotierte Nordex stellt in Deutschland, Spanien, Brasilien, Indien, USA (aktuell nicht aktiv) und Mexiko Onshore-Windturbinen im Leistungsbereich von 4 MW bis mehr als 6 MW her. Diese sind ausgelegt auf Regionen mit begrenzten Ausbauflächen, Netzkapazitäten und Windverhältnissen. Im operativen Geschäft hatte Nordex 2023 nach früheren hohen Verlusten wieder eine schwarze Null geschrieben.

Mittwoch, 20.03.2024, 13:28 Uhr
Georg Eble

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