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Energie & Management > Regenerative - Windkraft-Branche einigt sich auf
Quelle: Fotolia, Simon Kraus
Regenerative

Windkraft-Branche einigt sich auf "Husumer Appell" zur Wahl

Die Windkraft ist prioritär und zügiger auszubauen − für dieses Ziel haben mehrere Verbände und Unternehmen ihre Forderungen auf sechs Punkte verdichtet. Ein Vorbild ist Brandenburg.
Acht Verbände und mehr als 80 Unternehmen der deutschen Windindustrie haben anlässlich der Messe Husum Wind und der Bundestagswahl einen "Husumer Appell" an die Bundespolitik gerichtet. 

Nach Informationen dieser Redaktion geht es um sechs Kernforderungen:
  • Ausweisung von mindestens zwei Prozent der Fläche jedes Bundeslandes für Windrad-Standorte im Bundesraumordnungsplan. Derzeit seien es 0,9 Prozent.
  • in den ersten 60 Tagen ein Sofortprogramm für den Zubau von 6000 MW pro Jahr, um die seit 2018 wirkende Delle auszugleichen
  • ein planungs- und genehmigungsrechtlich leichteres Repowering
  • Abschaffung aller pauschalen Abstandsregelungen, wie sie etwa in NRW und Bayern gelten, sowie Vertrauensschutz in einmal rechtsgültige Flächenpläne
  • eine bundeseinheitliche Beteiligung der Standortkommunen an den Erträgen aus Windkraft, wie sie das EEG 2021 vorsieht − unausgesprochen nach dem Vorbild Brandenburgs
  • eine andere Abwägung zwischen Artenschutz und Windkraft-Vorhaben, um letztere zu erleichtern
In der Eröffnungs-Pressekonferenz zur Husum Wind, die allgemein von der Energiewende handelte, nicht ausdrücklich vom "Husumer Appell", brachte es Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes Windenergie (BWE), auf die Formel: "Wir brauchen etwas mehr Schleswig-Holstein in Berlin." Die Geduld der Branche gehe zu Ende: "Wir haben Jahre der Depression hinter uns", sagte er mit Bezug auf die Zeit seit 2018. "Wir haben 40.000 Mitarbeiter entlassen, von denen wir wussten, dass wir sie dringend für die Energiewende brauchen würden."

Albers rühmte Brandenburg, dem es nur mit einem ausreichenden Angebot an Grünstrom gelungen sei, innerhalb von zwei Jahren die Tesla-Autofabrik mit künftig 12.000 Beschäftigten in Grünheide anzusiedeln: "Wir brauchen den Tesla-Effekt! Brandenburg hat gezeigt, wie es gehen kann." Die Industrie selbst habe längst den Dekarbonisierungsbedarf erkannt und teile die Ansicht über die bevorstehende Ökostromlücke. Die Erneuerbaren seien eine Chance für Industrieansiedlungen in den sieben eher nördlichen Bundesländern.

"Alle Wahlprogramme verstoßen gegen Paris"

Der BWE-Präsident kritisierte: "Keines der Wahlprogramme hält das Pariser Klimaabkommen ein", auch das der Grünen aus seiner Sicht nicht. Deutschland sei "auf dem Weg", zu einer Erwärmung der Atmosphäre um 3 Grad statt 1,5 bis 2 Grad beizutragen.
 
Dass die konventionelle Stromerzeugung die Erneuerbaren im ersten Halbjahr überholt hat, bedauerte Albers als "unangenehmen Zwischenschritt" auf dem Weg zur Energiewende. Das Windjahr liege bisher 25 % unter dem nachhaltigen Durchschnitt. Ihm bereite vor allem der um 30 % gestiegene Kohleverbrauch Sorge. Der CO2-Preis liege zu niedrig. Eine Tonne müsse zwischen 100 und 300 Euro kosten, damit die externen Kosten abgebildet seien, wie es der BWE gemeinsam mit dem Industrieverband BDI gefordert hatte.

An Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ließ Albers kein gutes Haar: Er habe "ohne sehr viel Sachtiefe" jahrelang angenommen, der Stromverbrauch sinke bis 2030, und die erste Korrektur auf 660 Mrd. kWh pro Jahr sei auch "nur" durch das Verfassungsgerichts-Urteil vom März gegen das ursprüngliche Klimaschutzgesetz erfolgt. "Mit solchen Falschberechnungen redet man Erneuerbare klein", rügte Albers. Die Automobilindustrie melde dagegen bis dahin 100 Mrd. kWh Mehrbedarf zu den heutigen 620 Mrd. kWh Gesamtverbrauch an, die Flugindustrie 170 Mrd. kWh, die Stahlindustrie "in ähnlichen Größenordnungen". Der BWE kommt in Summe auf 745 Mrd. kWh künftige Stromnachfrage.

Auf die Frage, dass doch alle regierungsfähigen Parteien in ihren Wahlprogrammen die Genehmigungsverfahren auf sechs Monate verkürzen wollen, räumte Albers ein, dass dies auch Wahlkampf sei. "Ich hänge nicht an sechs, sieben, acht Monaten", sagte er, "aber es muss unter einem Jahr sein."

Mathias Zelinger, Geschäftsführer des Anlagenbauerverbandes VDMA Power Systems, hat angesichts des Reformbedarfs einen "Horror" davor, dass sich die Regierungsbildung bis 2022 erneut hinziehen könnte, ähnlich wie 2017.

Mehr grüne Arbeitsplätze in Brandenburg als bei Kohle

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) erinnerte daran, dass die Erneuerbaren-Branche in dem Land direkt und indirekt 7.900 Menschen beschäftige. Durch induzierte Einkommenseffekte könne man von einem Beschäftigungseffekt von insgesamt 25.000 sprechen. Das sei "gut doppelt so hoch wie in der Braunkohleindustrie" im brandenburgischen Teil der Lausitz. Es habe auch keine Klagen gegen die Kommunalbeteiligung gegeben: "Die kommunale Ebene ist glücklich." Sie könne die Mehreinnahmen für Kitas oder Spielplätze ausgeben, allerdings nicht für "Fun-Veranstaltungen".

Der "Husumer Appell" wurde vom BWE initiiert und wird von folgenden Verbänden unterstützt beziehungsweise mitgezeichnet:
  • BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft
  • VKU Verband kommunaler Unternehmen
  • IG Metall, Bezirk Küste
  • VDMA Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau Power Systems
  • BEE Bundesverband Erneuerbare Energie
  • LEE Landesverband Erneuerbare Energien NRW
  • WVW Wirtschaftsverband Windkraftwerke
Unter anderen folgende Unternehmen unterstützen den "Husumer Appell":
  • Enercon
  • Ostwind
  • PNE
  • WKN Group
  • WPD
  • Juwi
  • Arge Netz
  • Abo Wind
  • VSB
  • WEB Andresen
  • Landwind-Gruppe
  • Enercity Erneuerbare
  • Siemens Gamesa Renewable Energy
  • Vestas
  • Eno Energy
  • Nordex Acciona Windpower
  • Deutsche Windtechnik
  • Enertrag
  • Naturstrom
  • Naturenergy
  • Sea
  • Denker & Wulf
  • Umweltbank
  • DKB Deutsche Kreditbank
  • Commerzbank
  • Baywa Re
  • Windwärts
  • Energiequelle
  • MVV Energie
  • EnBW
  • SL Naturenergie
  • Prometheus
  • Parasol
  • Beermann
  • Aufwind
  • Gaia
  • Windtec
  • Pionext
  • Energieagentur Nordbayern
  • Wust
  • Ökonergie
  • Ingenieurbüro für Erneuerbare Energien Dr. Ingo Ewald
  • Höhenwind
  • Prowind
  • Vattenfall
  • MOE
  • Uka-Gruppe
  • Massevolt
  • Admyre
  • Terrawatt
  • Ebert
  • Green City
  • Das grüne Emissionshaus
  • Pavana
  • Dean-Gruppe
  • I17 WInd
  • Windpower
  • Windcomp
  • Renerco
  • Boreas

Dienstag, 14.09.2021, 15:52 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Regenerative - Windkraft-Branche einigt sich auf
Quelle: Fotolia, Simon Kraus
Regenerative
Windkraft-Branche einigt sich auf "Husumer Appell" zur Wahl
Die Windkraft ist prioritär und zügiger auszubauen − für dieses Ziel haben mehrere Verbände und Unternehmen ihre Forderungen auf sechs Punkte verdichtet. Ein Vorbild ist Brandenburg.
Acht Verbände und mehr als 80 Unternehmen der deutschen Windindustrie haben anlässlich der Messe Husum Wind und der Bundestagswahl einen "Husumer Appell" an die Bundespolitik gerichtet. 

Nach Informationen dieser Redaktion geht es um sechs Kernforderungen:
  • Ausweisung von mindestens zwei Prozent der Fläche jedes Bundeslandes für Windrad-Standorte im Bundesraumordnungsplan. Derzeit seien es 0,9 Prozent.
  • in den ersten 60 Tagen ein Sofortprogramm für den Zubau von 6000 MW pro Jahr, um die seit 2018 wirkende Delle auszugleichen
  • ein planungs- und genehmigungsrechtlich leichteres Repowering
  • Abschaffung aller pauschalen Abstandsregelungen, wie sie etwa in NRW und Bayern gelten, sowie Vertrauensschutz in einmal rechtsgültige Flächenpläne
  • eine bundeseinheitliche Beteiligung der Standortkommunen an den Erträgen aus Windkraft, wie sie das EEG 2021 vorsieht − unausgesprochen nach dem Vorbild Brandenburgs
  • eine andere Abwägung zwischen Artenschutz und Windkraft-Vorhaben, um letztere zu erleichtern
In der Eröffnungs-Pressekonferenz zur Husum Wind, die allgemein von der Energiewende handelte, nicht ausdrücklich vom "Husumer Appell", brachte es Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes Windenergie (BWE), auf die Formel: "Wir brauchen etwas mehr Schleswig-Holstein in Berlin." Die Geduld der Branche gehe zu Ende: "Wir haben Jahre der Depression hinter uns", sagte er mit Bezug auf die Zeit seit 2018. "Wir haben 40.000 Mitarbeiter entlassen, von denen wir wussten, dass wir sie dringend für die Energiewende brauchen würden."

Albers rühmte Brandenburg, dem es nur mit einem ausreichenden Angebot an Grünstrom gelungen sei, innerhalb von zwei Jahren die Tesla-Autofabrik mit künftig 12.000 Beschäftigten in Grünheide anzusiedeln: "Wir brauchen den Tesla-Effekt! Brandenburg hat gezeigt, wie es gehen kann." Die Industrie selbst habe längst den Dekarbonisierungsbedarf erkannt und teile die Ansicht über die bevorstehende Ökostromlücke. Die Erneuerbaren seien eine Chance für Industrieansiedlungen in den sieben eher nördlichen Bundesländern.

"Alle Wahlprogramme verstoßen gegen Paris"

Der BWE-Präsident kritisierte: "Keines der Wahlprogramme hält das Pariser Klimaabkommen ein", auch das der Grünen aus seiner Sicht nicht. Deutschland sei "auf dem Weg", zu einer Erwärmung der Atmosphäre um 3 Grad statt 1,5 bis 2 Grad beizutragen.
 
Dass die konventionelle Stromerzeugung die Erneuerbaren im ersten Halbjahr überholt hat, bedauerte Albers als "unangenehmen Zwischenschritt" auf dem Weg zur Energiewende. Das Windjahr liege bisher 25 % unter dem nachhaltigen Durchschnitt. Ihm bereite vor allem der um 30 % gestiegene Kohleverbrauch Sorge. Der CO2-Preis liege zu niedrig. Eine Tonne müsse zwischen 100 und 300 Euro kosten, damit die externen Kosten abgebildet seien, wie es der BWE gemeinsam mit dem Industrieverband BDI gefordert hatte.

An Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ließ Albers kein gutes Haar: Er habe "ohne sehr viel Sachtiefe" jahrelang angenommen, der Stromverbrauch sinke bis 2030, und die erste Korrektur auf 660 Mrd. kWh pro Jahr sei auch "nur" durch das Verfassungsgerichts-Urteil vom März gegen das ursprüngliche Klimaschutzgesetz erfolgt. "Mit solchen Falschberechnungen redet man Erneuerbare klein", rügte Albers. Die Automobilindustrie melde dagegen bis dahin 100 Mrd. kWh Mehrbedarf zu den heutigen 620 Mrd. kWh Gesamtverbrauch an, die Flugindustrie 170 Mrd. kWh, die Stahlindustrie "in ähnlichen Größenordnungen". Der BWE kommt in Summe auf 745 Mrd. kWh künftige Stromnachfrage.

Auf die Frage, dass doch alle regierungsfähigen Parteien in ihren Wahlprogrammen die Genehmigungsverfahren auf sechs Monate verkürzen wollen, räumte Albers ein, dass dies auch Wahlkampf sei. "Ich hänge nicht an sechs, sieben, acht Monaten", sagte er, "aber es muss unter einem Jahr sein."

Mathias Zelinger, Geschäftsführer des Anlagenbauerverbandes VDMA Power Systems, hat angesichts des Reformbedarfs einen "Horror" davor, dass sich die Regierungsbildung bis 2022 erneut hinziehen könnte, ähnlich wie 2017.

Mehr grüne Arbeitsplätze in Brandenburg als bei Kohle

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) erinnerte daran, dass die Erneuerbaren-Branche in dem Land direkt und indirekt 7.900 Menschen beschäftige. Durch induzierte Einkommenseffekte könne man von einem Beschäftigungseffekt von insgesamt 25.000 sprechen. Das sei "gut doppelt so hoch wie in der Braunkohleindustrie" im brandenburgischen Teil der Lausitz. Es habe auch keine Klagen gegen die Kommunalbeteiligung gegeben: "Die kommunale Ebene ist glücklich." Sie könne die Mehreinnahmen für Kitas oder Spielplätze ausgeben, allerdings nicht für "Fun-Veranstaltungen".

Der "Husumer Appell" wurde vom BWE initiiert und wird von folgenden Verbänden unterstützt beziehungsweise mitgezeichnet:
  • BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft
  • VKU Verband kommunaler Unternehmen
  • IG Metall, Bezirk Küste
  • VDMA Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau Power Systems
  • BEE Bundesverband Erneuerbare Energie
  • LEE Landesverband Erneuerbare Energien NRW
  • WVW Wirtschaftsverband Windkraftwerke
Unter anderen folgende Unternehmen unterstützen den "Husumer Appell":
  • Enercon
  • Ostwind
  • PNE
  • WKN Group
  • WPD
  • Juwi
  • Arge Netz
  • Abo Wind
  • VSB
  • WEB Andresen
  • Landwind-Gruppe
  • Enercity Erneuerbare
  • Siemens Gamesa Renewable Energy
  • Vestas
  • Eno Energy
  • Nordex Acciona Windpower
  • Deutsche Windtechnik
  • Enertrag
  • Naturstrom
  • Naturenergy
  • Sea
  • Denker & Wulf
  • Umweltbank
  • DKB Deutsche Kreditbank
  • Commerzbank
  • Baywa Re
  • Windwärts
  • Energiequelle
  • MVV Energie
  • EnBW
  • SL Naturenergie
  • Prometheus
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  • Beermann
  • Aufwind
  • Gaia
  • Windtec
  • Pionext
  • Energieagentur Nordbayern
  • Wust
  • Ökonergie
  • Ingenieurbüro für Erneuerbare Energien Dr. Ingo Ewald
  • Höhenwind
  • Prowind
  • Vattenfall
  • MOE
  • Uka-Gruppe
  • Massevolt
  • Admyre
  • Terrawatt
  • Ebert
  • Green City
  • Das grüne Emissionshaus
  • Pavana
  • Dean-Gruppe
  • I17 WInd
  • Windpower
  • Windcomp
  • Renerco
  • Boreas

Dienstag, 14.09.2021, 15:52 Uhr
Georg Eble

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