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Energie & Management > Statistik - Wiedervereinigtes Deutschland mit niedrigstem Energieverbrauch
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Statistik

Wiedervereinigtes Deutschland mit niedrigstem Energieverbrauch

Deutschland wird im ablaufenden Jahr so wenig Primärenergie verbraucht haben wie noch nie seit der Wiedervereinigung.
Der Primärenergieverbrauch wird in Deutschland von 2021 auf 2022 um 4,7 Prozent auf umgerechnet 3.286 Mrd. kWh sinken. Dies sei der niedrigste Jahresverbrauch seit der Wiedervereinigung vor 32 Jahren, gab die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (Ageb) am 20. Dezember bekannt. Ihr zufolge wurde nicht einmal der bisher niedrigste Verbrauch im Corona-Jahr 2020 von 3.304 Mrd. kWh erreicht.

Die Ageb erwähnte mehrere Ursachen für den vorläufig geschätzten "deutlichen" Rückgang und gegenläufige Effekte:
  • Trotz der konjunkturellen Eintrübung, die sich im Jahresverlauf verstärkte, verbrauchte die Wirtschaft mehr Energie.
  • Auch der Anstieg der Bevölkerungszahl − allein bis August um knapp 1 Million - steigerte den Verbrauch.
  • Andererseits wurde infolge der stark gestiegenen Energiepreise bewusst Energie eingespart und mit mittel- bis langfristiger Wirkung in Energieeffizienz investiert.
  • Knapp 1 Prozent des Gesamtrückgangs führt die Ageb auf das gegenüber 2021 wärmere Wetter zurück. Temperaturbereinigt wäre der Energieverbrauch demnach nur um 3,9 Prozent gesunken.
Erdgas: minus 15 Prozent

Der Erdgasverbrauch fiel 2022 um knapp 15 Prozent auf 782 Mrd. kWh. Das ist der niedrigste Stand seit 2014. Hauptursache waren neben dem zeitweise milderen Wetter die preis- und nachfragebedingten Absatzrückgänge über alle Sektoren hinweg. Der Anteil des Erdgases sank von 26,6 auf 23,8 Prozent.

Kohle steigert Anteil auf zweimal 10 Prozent

Der Verbrauch an Steinkohle stieg 2022 auf 323 Mrd. kWh. Das war eine Steigerung über alle Sektoren hinweg von um knapp 5 Prozent. Doch Kraftwerkskohle wurde gut 16 Prozent mehr verfeuert. Dies wurde begünstigt durch den Preisanstieg bei den konkurrierenden Energieträgern und die Rückholung von Blöcken aus der Reserve, um die Energiekrise zu bekämpfen. Der Anteil erhöhte sich von 8,9 auf 9,8 Prozent.

Auch die Braunkohle steigerte sich um rund 5 Prozent, und zwar auf einen ähnlichen Verbrauch von 329 Mrd. kWh oder von 9,1 auf 10 Prozent Anteil am Primärenergieverbrauch.

Halb so viel Atomstrom

Durch die Abschaltung von Grohnde (Niedersachsen), Brokdorf (Schleswig-Holstein) und Gundremmingen (Bayern) mit einer Gesamtleistung von 4.000 MW im Rahmen des Atomausstiegs halbierte sich der Beitrag der Kernenergie fast von 6,1 auf 3,2 Prozent. Auch der im Oktober beginnende Streckbetrieb der verbleibenden Meiler Emsland (Niedersachsen), Neckarwestheim 2 (Baden-Württemberg) und Isar 2 (Bayern) trug zu diesem Rückgang bei. Er ist bis 15. April 2023 vorgesehen.

Erneuerbare kommen über 17 Prozent

Die erneuerbaren Energien steigerten ihren Anteil um 4,4 Prozent auf 565 Mrd. kWh oder deckten 17,2 Prozent (2021: 15,7 Prozent) des Primärenergieverbrauchs. Davon entfiel auf Biomasse mehr als die Hälfte. Sie steigerte ihre Energieerzeugung (Wärme und Strom) um 1 Prozent, weil sie fossile Heizenergien ersetzte.

Die fluktuierenden Erneuerbaren profitierten von einer "außergewöhnlich günstigen Witterung", teilt die Ageb mit: Bei der Windenergie kam es zu einem Anstieg der Stromerzeugung um 12 Prozent, die Solarenergie legte um 21 Prozent zu. Die Wasserkraftwerke verminderten infolge der langanhaltenden Trockenheit ihren Beitrag um 13 Prozent.

2022 flossen 27,5 Mrd. kWh mehr Strom ins Ausland als umgekehrt. Hauptgründe sind Verschiebungen im europäischen Strommix sowie die gesteigerte hiesige Ökostrom-Erzeugung.

Öl baut seinen Anteil noch aus

Mineralöl wurde mit 1.156 Mrd. kWh um 3 Prozent mehr verbraucht. Sein Anteil erhöhte sich von 32,5 ​auf 35,2 Prozent. Dabei steigerte sich die Abgabe von Superbenzin um 4 Prozent, während Diesel um 1 Prozent zurückging. Der Absatz von leichtem Heizöl stieg um 14 Prozent, da viele Haushalte und Betriebe – unter anderem, um Erdgas zu substituieren – ihre Lager aufstockten. Der Absatz von Flugkraftstoff stieg kräftig um 43 Prozent.

​Was das in CO2 bedeutet

Für 2022 rechnet die Ageb mit einem Rückgang der energiebedingten CO₂-Emissionen um etwa 1 Prozent oder 7 Millionen Tonnen. Der Fuel Switch von Atom und Erdgas auf Kohle steigerte den Ausstoß nicht so sehr, wie Emissionen durch Energieeinsparung zurückgingen.

Freitag, 23.12.2022, 14:51 Uhr
Georg Eble
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Wiedervereinigtes Deutschland mit niedrigstem Energieverbrauch
Deutschland wird im ablaufenden Jahr so wenig Primärenergie verbraucht haben wie noch nie seit der Wiedervereinigung.
Der Primärenergieverbrauch wird in Deutschland von 2021 auf 2022 um 4,7 Prozent auf umgerechnet 3.286 Mrd. kWh sinken. Dies sei der niedrigste Jahresverbrauch seit der Wiedervereinigung vor 32 Jahren, gab die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (Ageb) am 20. Dezember bekannt. Ihr zufolge wurde nicht einmal der bisher niedrigste Verbrauch im Corona-Jahr 2020 von 3.304 Mrd. kWh erreicht.

Die Ageb erwähnte mehrere Ursachen für den vorläufig geschätzten "deutlichen" Rückgang und gegenläufige Effekte:
  • Trotz der konjunkturellen Eintrübung, die sich im Jahresverlauf verstärkte, verbrauchte die Wirtschaft mehr Energie.
  • Auch der Anstieg der Bevölkerungszahl − allein bis August um knapp 1 Million - steigerte den Verbrauch.
  • Andererseits wurde infolge der stark gestiegenen Energiepreise bewusst Energie eingespart und mit mittel- bis langfristiger Wirkung in Energieeffizienz investiert.
  • Knapp 1 Prozent des Gesamtrückgangs führt die Ageb auf das gegenüber 2021 wärmere Wetter zurück. Temperaturbereinigt wäre der Energieverbrauch demnach nur um 3,9 Prozent gesunken.
Erdgas: minus 15 Prozent

Der Erdgasverbrauch fiel 2022 um knapp 15 Prozent auf 782 Mrd. kWh. Das ist der niedrigste Stand seit 2014. Hauptursache waren neben dem zeitweise milderen Wetter die preis- und nachfragebedingten Absatzrückgänge über alle Sektoren hinweg. Der Anteil des Erdgases sank von 26,6 auf 23,8 Prozent.

Kohle steigert Anteil auf zweimal 10 Prozent

Der Verbrauch an Steinkohle stieg 2022 auf 323 Mrd. kWh. Das war eine Steigerung über alle Sektoren hinweg von um knapp 5 Prozent. Doch Kraftwerkskohle wurde gut 16 Prozent mehr verfeuert. Dies wurde begünstigt durch den Preisanstieg bei den konkurrierenden Energieträgern und die Rückholung von Blöcken aus der Reserve, um die Energiekrise zu bekämpfen. Der Anteil erhöhte sich von 8,9 auf 9,8 Prozent.

Auch die Braunkohle steigerte sich um rund 5 Prozent, und zwar auf einen ähnlichen Verbrauch von 329 Mrd. kWh oder von 9,1 auf 10 Prozent Anteil am Primärenergieverbrauch.

Halb so viel Atomstrom

Durch die Abschaltung von Grohnde (Niedersachsen), Brokdorf (Schleswig-Holstein) und Gundremmingen (Bayern) mit einer Gesamtleistung von 4.000 MW im Rahmen des Atomausstiegs halbierte sich der Beitrag der Kernenergie fast von 6,1 auf 3,2 Prozent. Auch der im Oktober beginnende Streckbetrieb der verbleibenden Meiler Emsland (Niedersachsen), Neckarwestheim 2 (Baden-Württemberg) und Isar 2 (Bayern) trug zu diesem Rückgang bei. Er ist bis 15. April 2023 vorgesehen.

Erneuerbare kommen über 17 Prozent

Die erneuerbaren Energien steigerten ihren Anteil um 4,4 Prozent auf 565 Mrd. kWh oder deckten 17,2 Prozent (2021: 15,7 Prozent) des Primärenergieverbrauchs. Davon entfiel auf Biomasse mehr als die Hälfte. Sie steigerte ihre Energieerzeugung (Wärme und Strom) um 1 Prozent, weil sie fossile Heizenergien ersetzte.

Die fluktuierenden Erneuerbaren profitierten von einer "außergewöhnlich günstigen Witterung", teilt die Ageb mit: Bei der Windenergie kam es zu einem Anstieg der Stromerzeugung um 12 Prozent, die Solarenergie legte um 21 Prozent zu. Die Wasserkraftwerke verminderten infolge der langanhaltenden Trockenheit ihren Beitrag um 13 Prozent.

2022 flossen 27,5 Mrd. kWh mehr Strom ins Ausland als umgekehrt. Hauptgründe sind Verschiebungen im europäischen Strommix sowie die gesteigerte hiesige Ökostrom-Erzeugung.

Öl baut seinen Anteil noch aus

Mineralöl wurde mit 1.156 Mrd. kWh um 3 Prozent mehr verbraucht. Sein Anteil erhöhte sich von 32,5 ​auf 35,2 Prozent. Dabei steigerte sich die Abgabe von Superbenzin um 4 Prozent, während Diesel um 1 Prozent zurückging. Der Absatz von leichtem Heizöl stieg um 14 Prozent, da viele Haushalte und Betriebe – unter anderem, um Erdgas zu substituieren – ihre Lager aufstockten. Der Absatz von Flugkraftstoff stieg kräftig um 43 Prozent.

​Was das in CO2 bedeutet

Für 2022 rechnet die Ageb mit einem Rückgang der energiebedingten CO₂-Emissionen um etwa 1 Prozent oder 7 Millionen Tonnen. Der Fuel Switch von Atom und Erdgas auf Kohle steigerte den Ausstoß nicht so sehr, wie Emissionen durch Energieeinsparung zurückgingen.

Freitag, 23.12.2022, 14:51 Uhr
Georg Eble

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