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Energie & Management > Klimaschutz - Wie sich die Europäer für die Energiewende engagieren
Quelle: Shutterstock / Lightspring
Klimaschutz

Wie sich die Europäer für die Energiewende engagieren

Energiebewusster zeigen sich die Befragten einer europaweiten Umfrage, an der auch die TU Berlin beteiligt war. Die Deutschen tun sich insbesondere beim Bezug von Ökostrom hervor.
Die Energiewende ist Aufgabe aller, alle Bürger sollten sich daher aktiv einbringen können − dieser Ansicht stimmen mit 70 Prozent die große Mehrheit der Befragten zu. Über 60 Prozent geben an, im Zuge der Energiekrise ihren Energieverbrauch in den vergangenen Jahren gesenkt zu haben − etwa durch Herunterdrehen der Heizung, dem bewussteren Umgang mit Haushaltsgeräten und einer stärkeren Nutzung umweltfreundlicher Mobilitätsoptionen wie Fahrrad oder öffentlicher Nahverkehr. 

Das sind zwei der positiven Ergebnisse einer Umfrage unter 10.000 Personen, die vom 29. Oktober bis zum 17. November 2023 im Rahmen des EU-Projektes „EnergyPROSPECTS“ durchgeführt wurde. Auf deutscher Seite als Partner mit dabei war das „Zentrum Technik und Gesellschaft“ (ZTG) der Technischen Universität Berlin.

Hauptziel der Befragung war es, Informationen über die Meinungen, Erwartungen und Zweifel der EU-Bürger mit Blick auf ihre Beteiligung an der Energiewende zu sammeln. Die Autoren des vorgelegten Ergebnispapiers betonen, dass die Ergebnisse als repräsentative Daten für den Stand der Energiebürgerschaft in den beteiligten Ländern interpretiert werden können.

Die Umfrage fand statt in neun an dem Projekt beteiligten Ländern (Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Ungarn, Irland, Lettland, Spanien und die Niederlande). In jedem Land nahmen mindestens 1.000 Bürger teil. Weitere 1.000 Personen wurden in zehn weiteren europäischen Ländern befragt (Österreich, Dänemark, Finnland, Griechenland, Italien, Polen, Portugal, Schweden, Türkei und Vereinigtes Königreich).

Ökostrom-Bezug vor allem in Deutschland hoch im Kurs

Die Umfrageteilnehmer aus Deutschland stechen insbesondere in ihrem Bezug von Ökostrom hervor (45,1 Prozent). Diese Maßnahme ist im europäischen Vergleich weniger verbreitet: Insgesamt 31,6 Prozent der europaweit Befragten geben an, als Engagement für die Energiewende Ökostrom zu beziehen. 36,5 Prozent nennen hingegen die energiebewusste Eigenheim-Renovierung (Deutschland: 16 Prozent). 

„Dass unter den deutschen Befragten der Anteil derjenigen, die Ökostrom beziehen, höher ist als im europäischen Durchschnitt, erklärt sich aus der längeren Tradition für Ökostrom und einer höheren Akzeptanz dafür hierzulande“, erklärt Prof. Dr. Martina Schäfer, wissenschaftliche Geschäftsführerin des ZTG und Leiterin des Energy-Prospects-Projektes am ZTG. Dass demgegenüber die energiebewusste Sanierung des Eigenheims bei den Deutschen so gering ausfalle, habe seine Ursache darin, dass hierzulande mehr Menschen zur Miete wohnen und weniger Wohneigentum besitzen.

Pessimismus überwiegt europaweit

Generell zeigen die Umfrageergebnisse eine pessimistische und unzufriedene Einstellung der Befragten hinsichtlich der Energiewende. So gehen über die Hälfte der europaweit Befragten davon aus, dass sie im Jahr 2030 mehr für Energie bezahlen werden.

43 Prozent bemängeln, dass die Energiewende zu langsam vorangeht. Darüber hinaus zeigen sich die Umfrageteilnehmer „sehr unzufrieden“ mit der Arbeit der verantwortlichen Institutionen auf europäischer, nationaler und lokaler Ebene. Dies betreffe sowohl die Behörden, als auch die Energieversorger und die Akteure aus der Wirtschaft. Positiver schätzen die Probanden dagegen die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen und der Wissenschaft ein. 

Als notwendige Bausteine, um das Engagement für die Energiewende zu fördern, nennen die EU-Bürger maßgeschneiderte finanzielle Fördermaßnahmen, weniger Bürokratie sowie die Unterstützung von Menschen, die unter Energiearmut leiden. Zudem stufen es die Befragten als wichtig ein, die verbreiteten Bedenken hinsichtlich der wahrgenommenen Folgen und Kosten der Energiewende auszuräumen.

Des Weiteren wünschen sie sich die Bürger mehr Aufklärung in Energiefragen – etwa in Bezug auf den rechtlichen Status einzelner und kollektiver Erneuerbarer-Energieerzeuger, dem Peer-to-Peer-Handel und dem Energie-Sharing in Nachbarschaften. Auch die Möglichkeit, als Bürger mehr in politische Entscheidungsprozesse eingebunden zu sein, ist laut der Umfrage für eine sozial gerechte Energiewende wichtig.

Die detaillierten Ergebnisse der Umfrage im Rahmen des Energy-Prospects-Projektes finden sich in einem 132-seitigen, englischsprachigen Papier im Internet.

Mittwoch, 3.04.2024, 17:42 Uhr
Davina Spohn
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Wie sich die Europäer für die Energiewende engagieren
Energiebewusster zeigen sich die Befragten einer europaweiten Umfrage, an der auch die TU Berlin beteiligt war. Die Deutschen tun sich insbesondere beim Bezug von Ökostrom hervor.
Die Energiewende ist Aufgabe aller, alle Bürger sollten sich daher aktiv einbringen können − dieser Ansicht stimmen mit 70 Prozent die große Mehrheit der Befragten zu. Über 60 Prozent geben an, im Zuge der Energiekrise ihren Energieverbrauch in den vergangenen Jahren gesenkt zu haben − etwa durch Herunterdrehen der Heizung, dem bewussteren Umgang mit Haushaltsgeräten und einer stärkeren Nutzung umweltfreundlicher Mobilitätsoptionen wie Fahrrad oder öffentlicher Nahverkehr. 

Das sind zwei der positiven Ergebnisse einer Umfrage unter 10.000 Personen, die vom 29. Oktober bis zum 17. November 2023 im Rahmen des EU-Projektes „EnergyPROSPECTS“ durchgeführt wurde. Auf deutscher Seite als Partner mit dabei war das „Zentrum Technik und Gesellschaft“ (ZTG) der Technischen Universität Berlin.

Hauptziel der Befragung war es, Informationen über die Meinungen, Erwartungen und Zweifel der EU-Bürger mit Blick auf ihre Beteiligung an der Energiewende zu sammeln. Die Autoren des vorgelegten Ergebnispapiers betonen, dass die Ergebnisse als repräsentative Daten für den Stand der Energiebürgerschaft in den beteiligten Ländern interpretiert werden können.

Die Umfrage fand statt in neun an dem Projekt beteiligten Ländern (Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Ungarn, Irland, Lettland, Spanien und die Niederlande). In jedem Land nahmen mindestens 1.000 Bürger teil. Weitere 1.000 Personen wurden in zehn weiteren europäischen Ländern befragt (Österreich, Dänemark, Finnland, Griechenland, Italien, Polen, Portugal, Schweden, Türkei und Vereinigtes Königreich).

Ökostrom-Bezug vor allem in Deutschland hoch im Kurs

Die Umfrageteilnehmer aus Deutschland stechen insbesondere in ihrem Bezug von Ökostrom hervor (45,1 Prozent). Diese Maßnahme ist im europäischen Vergleich weniger verbreitet: Insgesamt 31,6 Prozent der europaweit Befragten geben an, als Engagement für die Energiewende Ökostrom zu beziehen. 36,5 Prozent nennen hingegen die energiebewusste Eigenheim-Renovierung (Deutschland: 16 Prozent). 

„Dass unter den deutschen Befragten der Anteil derjenigen, die Ökostrom beziehen, höher ist als im europäischen Durchschnitt, erklärt sich aus der längeren Tradition für Ökostrom und einer höheren Akzeptanz dafür hierzulande“, erklärt Prof. Dr. Martina Schäfer, wissenschaftliche Geschäftsführerin des ZTG und Leiterin des Energy-Prospects-Projektes am ZTG. Dass demgegenüber die energiebewusste Sanierung des Eigenheims bei den Deutschen so gering ausfalle, habe seine Ursache darin, dass hierzulande mehr Menschen zur Miete wohnen und weniger Wohneigentum besitzen.

Pessimismus überwiegt europaweit

Generell zeigen die Umfrageergebnisse eine pessimistische und unzufriedene Einstellung der Befragten hinsichtlich der Energiewende. So gehen über die Hälfte der europaweit Befragten davon aus, dass sie im Jahr 2030 mehr für Energie bezahlen werden.

43 Prozent bemängeln, dass die Energiewende zu langsam vorangeht. Darüber hinaus zeigen sich die Umfrageteilnehmer „sehr unzufrieden“ mit der Arbeit der verantwortlichen Institutionen auf europäischer, nationaler und lokaler Ebene. Dies betreffe sowohl die Behörden, als auch die Energieversorger und die Akteure aus der Wirtschaft. Positiver schätzen die Probanden dagegen die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen und der Wissenschaft ein. 

Als notwendige Bausteine, um das Engagement für die Energiewende zu fördern, nennen die EU-Bürger maßgeschneiderte finanzielle Fördermaßnahmen, weniger Bürokratie sowie die Unterstützung von Menschen, die unter Energiearmut leiden. Zudem stufen es die Befragten als wichtig ein, die verbreiteten Bedenken hinsichtlich der wahrgenommenen Folgen und Kosten der Energiewende auszuräumen.

Des Weiteren wünschen sie sich die Bürger mehr Aufklärung in Energiefragen – etwa in Bezug auf den rechtlichen Status einzelner und kollektiver Erneuerbarer-Energieerzeuger, dem Peer-to-Peer-Handel und dem Energie-Sharing in Nachbarschaften. Auch die Möglichkeit, als Bürger mehr in politische Entscheidungsprozesse eingebunden zu sein, ist laut der Umfrage für eine sozial gerechte Energiewende wichtig.

Die detaillierten Ergebnisse der Umfrage im Rahmen des Energy-Prospects-Projektes finden sich in einem 132-seitigen, englischsprachigen Papier im Internet.

Mittwoch, 3.04.2024, 17:42 Uhr
Davina Spohn

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