E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > KWK - Wie aus Biomasse Wasserstoff entstehen kann
Quelle: B.KWK
KWK

Wie aus Biomasse Wasserstoff entstehen kann

Eines der Themen auf der internationalen Anwenderkonferenz Biomassevergasung war die Frage, wie Biomasse zur Residuallast beitragen kann. Weitere Themen waren CCS und Wasserstoff.
„Wir beobachten, dass Biomasse und insbesondere Holzgas immer mehr an Bedeutung gewinnen, da die Technologien dahinter immer besser werden“, sagte Hans-Christian Kirchmeier vom Dachverband Erneuerbare Energie Österreich sowie der IG Holzkraft bei der 12. internationalen Anwenderkonferenz Biomassevergasung in Innsbruck, die am 29. November stattfand. Die eingesetzten Rohstoffe würden bei der Biomassevergasung effizienter genutzt als bei anderen Technologien der Holzverbrennung zur Strom- und Wärmeerzeugung. 

„Wir brauchen den gesamten Strauß an verfügbaren Technologien“, sagte Claus-Heinrich Stahl, Präsident des Bundesverbands Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK), in Innsbruck: „Wir müssen volatile Energien nutzen, wann immer sie verfügbar sind. Aber wenn sie es nicht sind, weil die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, lautet die Antwort Kraft-Wärme-Kopplung.“ Betrieben mit Biogas, Biomethan oder auch Wasserstoff ist laut Stahl die KWK eine klimaschonende Ergänzung zu Wind und Sonne.

„Holzgas-KWK-Anlagen können alle anfallenden Abfall- und Reststoffe der Holzverarbeitung sowie Landschafts- und Kommunalpflege hochflexibel energetisch für die Strom- und Wärmeerzeugung nutzen.“ Zusätzlich seien viele Holzvergaser in der Lage, Rest- und Abfallstoffe in Verbindung mit Ad- und Absorptionsanlagen zu Pflanzenkohle umzuwandeln, die dann als Dünger, Betonzusatz und im Straßenbau oder für Aktivkohlefilter verwendet werden könne. 

Die Unverzichtbarkeit von Holz als Energieträger betonte auch das Energienetzwerk Carmen, das durch Matthias Wanderwitz vertreten war: „Wir sind uns dessen bewusst, das Energieholz begrenzt verfügbar ist, ein Verzicht auf den erneuerbaren Energieträger Holz ist aber angesichts der Situation auf dem Strom- und Wärmemarkt nicht sinnvoll. Eine Nutzung sollte am besten dann erfolgen, wenn andere erneuerbare Energien nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Dazu bedarf es Rahmenbedingungen, die einen vorwiegenden Einsatz im Winterhalbjahr wirtschaftlich möglich machen.“ 

Wasserstoff aus Restmüll

Ein weiterer Aspekt, der auf der Konferenz debattiert wurde, war die Herstellung von Wasserstoff durch Biomassevergasung. In Ländern wie Schweden, den Niederlanden, USA, Kanada und China sind bereits Pilotanlagen im Einsatz, die aus Restmüll oder Holzabfällen Wasserstoff erzeugen. Dr. Jitka Hrbek (Universität für Bodenkultur Wien) erklärte in Ihrem Vortrag, dass die Zukunft der Biomassevergasung in der Abfallvergasung zur Herstellung von orangenem Wasserstoff liege. Es gebe hier aber aktuell noch Herausforderungen durch Verunreinigungen, weshalb mit Hochdruck an speziellen Technologien für saubere Prozesse geforscht werde.

Ein vielbeachtetes Thema waren auch die Anwendungsfelder von Biokohle, die als Nebenprodukt bei der Holzvergasung entsteht und CO2 bindet, wie David Gurtner vom Management Center Innsbruck (MCI) erklärte. „So lässt sich aus Vergaserkohle hochwertige Aktivkohle generieren, die beispielsweise zur Abwasserreinigung eingesetzt werden kann, indem sie Schadstoffe wie Viren, Hormone und Pharmazeutika filtert.“ 

B.KWK: Es fehlen die rechtlichen Rahmenbedingungen

Nicht zuletzt ging es um Chancen und Risiken des viel diskutierten Carbon Capture and Storage (CCS), ein Verfahren mit dem Kohlendioxid aus Kraftwerksabgasen abgetrennt und dauerhaft eingelagert wird. CCS sei, so Tim Pettenkofer vom Fachverband Holzenergie (FVH), ein spannendes Feld. Es müssten zwar erstmal entsprechende Gesetze angepasst werden, aber man könne davon ausgehen, dass CCS auf lange Sicht nötig werde. 

Kritisch äußerte sich Professorin Angela Hofmann vom MCI hierzu: „Wir haben in der Vergangenheit auch geglaubt, dass Atommüll unter der Erde sicher verwahrt ist. Wenn wir schon CO2 aus Verbrennungsanlagen abscheiden müssen, dann glaube ich, dass CCU eine bessere Lösung darstellt − zum Beispiel, um einen geschlossenen C-Kreis zu erhalten.“ Im Gegensatz zum CCS ist beim Carbon Capture and Utilization (CCU) nicht der Entzug von Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre das primäre Ziel, sondern die Bereitstellung chemischer Rohstoffe. 

Die diesjährige Anwenderkonferenz, die vom B.KWK veranstaltet wird, „machte einmal mehr deutlich, dass die Branche sich in den vergangenen Jahren zu einem bedeutenden Industriezweig entwickelt hat“, sagte B.KWK-Präsident Stahl. Holz sei eine sichere und verfügbare Ressource, ihm hafte jedoch das Image einer schmutzigen Energiequelle an. Stahl: „Dabei werden heutzutage für die Herstellung von Biogas aus Holz vor allem Reststoffe verwendet. Bei einem Kubikmeter Nutzholz fallen zwei Kubikmeter Restholz an.“ Was aber länderübergreifend fehle, seien „die rechtlichen Rahmenbedingungen, damit die Biomasse ihren Platz in der Energiewende einnehmen kann.“

Donnerstag, 7.12.2023, 12:15 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > KWK - Wie aus Biomasse Wasserstoff entstehen kann
Quelle: B.KWK
KWK
Wie aus Biomasse Wasserstoff entstehen kann
Eines der Themen auf der internationalen Anwenderkonferenz Biomassevergasung war die Frage, wie Biomasse zur Residuallast beitragen kann. Weitere Themen waren CCS und Wasserstoff.
„Wir beobachten, dass Biomasse und insbesondere Holzgas immer mehr an Bedeutung gewinnen, da die Technologien dahinter immer besser werden“, sagte Hans-Christian Kirchmeier vom Dachverband Erneuerbare Energie Österreich sowie der IG Holzkraft bei der 12. internationalen Anwenderkonferenz Biomassevergasung in Innsbruck, die am 29. November stattfand. Die eingesetzten Rohstoffe würden bei der Biomassevergasung effizienter genutzt als bei anderen Technologien der Holzverbrennung zur Strom- und Wärmeerzeugung. 

„Wir brauchen den gesamten Strauß an verfügbaren Technologien“, sagte Claus-Heinrich Stahl, Präsident des Bundesverbands Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK), in Innsbruck: „Wir müssen volatile Energien nutzen, wann immer sie verfügbar sind. Aber wenn sie es nicht sind, weil die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, lautet die Antwort Kraft-Wärme-Kopplung.“ Betrieben mit Biogas, Biomethan oder auch Wasserstoff ist laut Stahl die KWK eine klimaschonende Ergänzung zu Wind und Sonne.

„Holzgas-KWK-Anlagen können alle anfallenden Abfall- und Reststoffe der Holzverarbeitung sowie Landschafts- und Kommunalpflege hochflexibel energetisch für die Strom- und Wärmeerzeugung nutzen.“ Zusätzlich seien viele Holzvergaser in der Lage, Rest- und Abfallstoffe in Verbindung mit Ad- und Absorptionsanlagen zu Pflanzenkohle umzuwandeln, die dann als Dünger, Betonzusatz und im Straßenbau oder für Aktivkohlefilter verwendet werden könne. 

Die Unverzichtbarkeit von Holz als Energieträger betonte auch das Energienetzwerk Carmen, das durch Matthias Wanderwitz vertreten war: „Wir sind uns dessen bewusst, das Energieholz begrenzt verfügbar ist, ein Verzicht auf den erneuerbaren Energieträger Holz ist aber angesichts der Situation auf dem Strom- und Wärmemarkt nicht sinnvoll. Eine Nutzung sollte am besten dann erfolgen, wenn andere erneuerbare Energien nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Dazu bedarf es Rahmenbedingungen, die einen vorwiegenden Einsatz im Winterhalbjahr wirtschaftlich möglich machen.“ 

Wasserstoff aus Restmüll

Ein weiterer Aspekt, der auf der Konferenz debattiert wurde, war die Herstellung von Wasserstoff durch Biomassevergasung. In Ländern wie Schweden, den Niederlanden, USA, Kanada und China sind bereits Pilotanlagen im Einsatz, die aus Restmüll oder Holzabfällen Wasserstoff erzeugen. Dr. Jitka Hrbek (Universität für Bodenkultur Wien) erklärte in Ihrem Vortrag, dass die Zukunft der Biomassevergasung in der Abfallvergasung zur Herstellung von orangenem Wasserstoff liege. Es gebe hier aber aktuell noch Herausforderungen durch Verunreinigungen, weshalb mit Hochdruck an speziellen Technologien für saubere Prozesse geforscht werde.

Ein vielbeachtetes Thema waren auch die Anwendungsfelder von Biokohle, die als Nebenprodukt bei der Holzvergasung entsteht und CO2 bindet, wie David Gurtner vom Management Center Innsbruck (MCI) erklärte. „So lässt sich aus Vergaserkohle hochwertige Aktivkohle generieren, die beispielsweise zur Abwasserreinigung eingesetzt werden kann, indem sie Schadstoffe wie Viren, Hormone und Pharmazeutika filtert.“ 

B.KWK: Es fehlen die rechtlichen Rahmenbedingungen

Nicht zuletzt ging es um Chancen und Risiken des viel diskutierten Carbon Capture and Storage (CCS), ein Verfahren mit dem Kohlendioxid aus Kraftwerksabgasen abgetrennt und dauerhaft eingelagert wird. CCS sei, so Tim Pettenkofer vom Fachverband Holzenergie (FVH), ein spannendes Feld. Es müssten zwar erstmal entsprechende Gesetze angepasst werden, aber man könne davon ausgehen, dass CCS auf lange Sicht nötig werde. 

Kritisch äußerte sich Professorin Angela Hofmann vom MCI hierzu: „Wir haben in der Vergangenheit auch geglaubt, dass Atommüll unter der Erde sicher verwahrt ist. Wenn wir schon CO2 aus Verbrennungsanlagen abscheiden müssen, dann glaube ich, dass CCU eine bessere Lösung darstellt − zum Beispiel, um einen geschlossenen C-Kreis zu erhalten.“ Im Gegensatz zum CCS ist beim Carbon Capture and Utilization (CCU) nicht der Entzug von Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre das primäre Ziel, sondern die Bereitstellung chemischer Rohstoffe. 

Die diesjährige Anwenderkonferenz, die vom B.KWK veranstaltet wird, „machte einmal mehr deutlich, dass die Branche sich in den vergangenen Jahren zu einem bedeutenden Industriezweig entwickelt hat“, sagte B.KWK-Präsident Stahl. Holz sei eine sichere und verfügbare Ressource, ihm hafte jedoch das Image einer schmutzigen Energiequelle an. Stahl: „Dabei werden heutzutage für die Herstellung von Biogas aus Holz vor allem Reststoffe verwendet. Bei einem Kubikmeter Nutzholz fallen zwei Kubikmeter Restholz an.“ Was aber länderübergreifend fehle, seien „die rechtlichen Rahmenbedingungen, damit die Biomasse ihren Platz in der Energiewende einnehmen kann.“

Donnerstag, 7.12.2023, 12:15 Uhr
Heidi Roider

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.