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Energie & Management > Wasserstoff - Vom Hochlauf weit entfernt 
Quelle: Shutterstock / Alexander Limbach
Wasserstoff

Vom Hochlauf weit entfernt 

Auf dem „Transferkongress Wasserstoff“ in Berlin blieb vieles im Diffusen. Betont wurde die Komplexität des Themas.
Fast 200 Gäste waren am 18. April in die Berliner Kulturbrauerei gekommen. Auf der Bühne, auf der sonst Musiker spielen, standen Pioniere der deutschen Wasserstoffwirtschaft: politische Akteurinnen und Akteure sowie Vertreterinnen und Vertreter von sieben Reallaboren, in denen die Bedingungen für eine noch zu schaffende deutsche Wasserstoffwirtschaft erforscht werden sollen. Man wolle „Zuversicht in die Gestaltbarkeit der Dinge“ verbreiten, so formulierte es Andreas Kuhlmann, Geschäftsführer der Deutschen Energieagentur „dena“, die den „Transferkongress Wasserstoff“ gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz BMWK veranstaltete. 

Konkret ging es darum, die Reallabore der Wasserstoffwirtschaft in großer Runde vorzustellen, die mit einer staatlichen Förderung für zunächst vier Jahre ausgestattet sind. „Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft ist komplex, alles muss gleichzeitig entstehen“, erklärte Franziska Brantner, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) in ihrer Eröffnungsrede. Gemeint ist der gesamte, äußerst komplexe Wertschöpfungsprozess – von der Produktion von Wasserstoff, dessen Speicherung,Vertrieb, Verteilung sowie dessen praktische Anwendung in ganz verschiedenen Branchen. 

Lausitz als Nukleus für eine neue Energieregion

Dies alles in sieben Reallaboren abzubilden, ist naturgemäß schwierig. Die Projekte sind bekannt, zwei davon befinden sich in Norddeutschland (Westküste 100, Norddeutsches Reallabor), zwei in Westdeutschland (Trailblazer, H2Stahl) eines in Süddeutschland (H2 Wyhlen) und zwei in Ostdeutschland (Energiepark Bad Lauchstädt, Referenzkraftwerk Lausitz). Brantner hob vor allem das ostdeutsche Referenzkraftwerk heraus. Die Lausitz, die lange vom Braunkohleabbau und der Stromproduktion aus fossilen Energien abhängig war, solle der „Nukleus für eine neue Energieregion werden“, so die Staatssekretärin. 

Auf der politischen Ebene blieb es ansonsten diffus. Die Referenten lobten sich gegenseitig, ohne zu formulieren, was die Wasserstoffwirtschaft für die Zukunft der deutschen Energieversorgung bedeuten könnte. Dirk Bessau, Geschäftsfeldleiter Energie & Klima beim Projektträger Jülich, brachte das Problem auf den Punkt: „Wir brauchen noch Instrumente, die sehr konkret die Projekte in die reale Welt übertragen.“ Aber auch zwischen den Zeilen wurde immer wieder deutlich: Von einem „Hochlauf“, der immer wieder programmatisch gefordert wurde, ist die deutsche Wasserstoffwirtschaft noch sehr weit entfernt. 

Es droht harte Konkurrenz aus den USA

Dass im Rennen um die Technologieführerschaft aus den USA harte Konkurrenz droht, zeigte ein Einwurf der New Yorker Professorin Miranda Schreurs, die derzeit an der TU München lehrt. Mit dem Inflation Reduction Act der Biden-Regierung investieren die USA 369 Milliarden Dollar in Projekte für die Energiesicherheit und die Bekämpfung der Klimakrise. Wesentliche Teile davon flössen in den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft, so Schreurs. Eines der Ziele sei, den Preis für Wasserstoff auf 1 Dollar pro Kilogramm zu senken. Überdies würden enorme steuerliche Anreize für die Produktion von grünen Wasserstoff und für die Infrastruktur geschaffen, etwa für den Aufbau eines Wasserstoff-Tankstellennetzes. 

Die Frage, die infolge dessen wie ein Elefant im Raum stand, nämlich, wann in Deutschland endlich mit der Fortschreibung der nationalen Wasserstoffstrategie zu rechnen sei, wurde von Staatssekretärin Brantner so beantwortet: Der Entwurf befinde sich in der letzten Ressortrunde und sie, Brantner, sei optimistisch, dass er „bald“ finalisiert werde.

Dienstag, 18.04.2023, 13:15 Uhr
Mirko Heinemann
Energie & Management > Wasserstoff - Vom Hochlauf weit entfernt 
Quelle: Shutterstock / Alexander Limbach
Wasserstoff
Vom Hochlauf weit entfernt 
Auf dem „Transferkongress Wasserstoff“ in Berlin blieb vieles im Diffusen. Betont wurde die Komplexität des Themas.
Fast 200 Gäste waren am 18. April in die Berliner Kulturbrauerei gekommen. Auf der Bühne, auf der sonst Musiker spielen, standen Pioniere der deutschen Wasserstoffwirtschaft: politische Akteurinnen und Akteure sowie Vertreterinnen und Vertreter von sieben Reallaboren, in denen die Bedingungen für eine noch zu schaffende deutsche Wasserstoffwirtschaft erforscht werden sollen. Man wolle „Zuversicht in die Gestaltbarkeit der Dinge“ verbreiten, so formulierte es Andreas Kuhlmann, Geschäftsführer der Deutschen Energieagentur „dena“, die den „Transferkongress Wasserstoff“ gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz BMWK veranstaltete. 

Konkret ging es darum, die Reallabore der Wasserstoffwirtschaft in großer Runde vorzustellen, die mit einer staatlichen Förderung für zunächst vier Jahre ausgestattet sind. „Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft ist komplex, alles muss gleichzeitig entstehen“, erklärte Franziska Brantner, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) in ihrer Eröffnungsrede. Gemeint ist der gesamte, äußerst komplexe Wertschöpfungsprozess – von der Produktion von Wasserstoff, dessen Speicherung,Vertrieb, Verteilung sowie dessen praktische Anwendung in ganz verschiedenen Branchen. 

Lausitz als Nukleus für eine neue Energieregion

Dies alles in sieben Reallaboren abzubilden, ist naturgemäß schwierig. Die Projekte sind bekannt, zwei davon befinden sich in Norddeutschland (Westküste 100, Norddeutsches Reallabor), zwei in Westdeutschland (Trailblazer, H2Stahl) eines in Süddeutschland (H2 Wyhlen) und zwei in Ostdeutschland (Energiepark Bad Lauchstädt, Referenzkraftwerk Lausitz). Brantner hob vor allem das ostdeutsche Referenzkraftwerk heraus. Die Lausitz, die lange vom Braunkohleabbau und der Stromproduktion aus fossilen Energien abhängig war, solle der „Nukleus für eine neue Energieregion werden“, so die Staatssekretärin. 

Auf der politischen Ebene blieb es ansonsten diffus. Die Referenten lobten sich gegenseitig, ohne zu formulieren, was die Wasserstoffwirtschaft für die Zukunft der deutschen Energieversorgung bedeuten könnte. Dirk Bessau, Geschäftsfeldleiter Energie & Klima beim Projektträger Jülich, brachte das Problem auf den Punkt: „Wir brauchen noch Instrumente, die sehr konkret die Projekte in die reale Welt übertragen.“ Aber auch zwischen den Zeilen wurde immer wieder deutlich: Von einem „Hochlauf“, der immer wieder programmatisch gefordert wurde, ist die deutsche Wasserstoffwirtschaft noch sehr weit entfernt. 

Es droht harte Konkurrenz aus den USA

Dass im Rennen um die Technologieführerschaft aus den USA harte Konkurrenz droht, zeigte ein Einwurf der New Yorker Professorin Miranda Schreurs, die derzeit an der TU München lehrt. Mit dem Inflation Reduction Act der Biden-Regierung investieren die USA 369 Milliarden Dollar in Projekte für die Energiesicherheit und die Bekämpfung der Klimakrise. Wesentliche Teile davon flössen in den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft, so Schreurs. Eines der Ziele sei, den Preis für Wasserstoff auf 1 Dollar pro Kilogramm zu senken. Überdies würden enorme steuerliche Anreize für die Produktion von grünen Wasserstoff und für die Infrastruktur geschaffen, etwa für den Aufbau eines Wasserstoff-Tankstellennetzes. 

Die Frage, die infolge dessen wie ein Elefant im Raum stand, nämlich, wann in Deutschland endlich mit der Fortschreibung der nationalen Wasserstoffstrategie zu rechnen sei, wurde von Staatssekretärin Brantner so beantwortet: Der Entwurf befinde sich in der letzten Ressortrunde und sie, Brantner, sei optimistisch, dass er „bald“ finalisiert werde.

Dienstag, 18.04.2023, 13:15 Uhr
Mirko Heinemann

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