E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Windkraft Offshore - Versorger zahlen fast 13 Milliarden für Offshore-Flächen
Quelle: Shutterstock
Windkraft Offshore

Versorger zahlen fast 13 Milliarden für Offshore-Flächen

Die erste deutsche Auktionierung von Offshore-Windflächen ist vorüber. Während andere grüne Quellen subventioniert werden, übertrifft die Zahlungsbereitschaft hierfür die Erwartungen.
In der bisher größten Ausschreibung deutscher Meeresflächen für künftige Windparks mit einer Gesamtleistung von 7.000 MW haben die Öl- und Gaskonzerne BP und Total insgesamt 12,6 Milliarden Euro bezahlt. Bundesnetzagentur-Präsident Klaus Müller teilte am 12. Juli mit, die erste dynamische elektronische Auktion, die seit 26. Juni lief, sei nach bis zu 72 Gebotsrunden unter einem historisch hohen Wettbewerbsdruck zu Ende gegangen.

Offshore-Wind ist damit die einzige erneuerbare Energiequelle, für deren Zuteilung und Betrieb Projektentwickler bereit sind zu zahlen, statt Subventionen anzunehmen. Auf einen Schlag wurden jetzt 7.000 MW in drei Nordseeflächen und einem Ostseeareal an die erfolgreichen Bieter zugeteilt. Die bisher installierte Leistung in der deutschen See liegt bei 8.200 MW. Die künftigen Windparks sollen in der zweiten Jahreshälfte 2030 ans Netz gehen, die erfolgreichen Bieter haben sich mit dem Zuschlag Ansprüche auf eine Stromleitungs-Anbindung sowie auf ein Planfeststellungsverfahren erworben.

Die spezifische Zahlungsbereitschaft des französischen Energiekonzerns Total, der unter der Firma "Baltic Sea OFW" bot, war mit 2,07 Millionen Euro/MW für die einzige Ostseefläche mit Abstand am höchsten. Da die Fläche für eine installierte Leistung von 1.000 MW ausreicht, muss also beispielsweise die Total Energies Deutschland Offshore Wind GmbH gut 2 Milliarden Euro für das Recht zahlen, dort einen Windpark zu errichten und mindestens 25 Jahre lang zu betreiben.

Die neue Fläche O-2.2 - sie liegt 25 Kilometer vor Rügen - grenzt direkt an die bestehenden Iberdrola-Windparks "Arcadis Ost" (in Betrieb) und "Baltic Eagle" (in Bau). Gab es schon vor dem dynamischen Gebotsverfahren mit neun Null-Cent-Bietern mehr als für alle Nordsee-Flächen (acht), war die echte Auktion mit 72 Runden ebenfalls am wettbewerbsintensivsten. In einstündigen Gebotsrunden mit Stufen von in der Regel 30.000 Euro/MW hatte die Netzagentur seit 26. Juni alle vier Flächen gleichzeitig versteigert.
 

Für beide Konzerne ist es ein Einstieg

Für den britischen Öl- und Gaskonzern BP, der etwa im britischen Offshore-Geschäft in großem Stil mitmischt, und den französischen Wettbewerber Total ist der Ausgang der Ausschreibung der Einstieg in das deutsche Offshore-Geschäft. BP erwarb zwei Flächen für jeweils 2.000 MW, Total 2.000 MW in der Nordsee und die 1.000 MW in der Ostsee. Die Nordsee-Flächen befinden sich alle nördlich eines Clusters bestehender Windparks wie etwa "EnBW Albatros".

Hinter den Bietern "North Sea OFW N12-1 GmbH & Co. KG" und "Baltic Sea ODW O2-2 KG" steckt die Total Energies Deutschland Offshore Wind GmbH. Diese ist seit Mai im Handelsregister als Kommanditistin beider KG eingetragen beziehungsweise umfirmiert. Gleichzeitig stieg jeweils Skyborn Renewables als Kommanditistin aus. Das ist die ehemalige Offshoresparte des Erneuerbaren-Entwicklers WPD, die 2022 von Global Infrastructure Partners gekauft worden war (wir berichteten). Skyborn könnte Total den Weg geebnet haben.
 
Ergebnisse der deutschen Offshore-Windauktion vom Juni/Juli 2023
KonzernFirmierungFläche (O=Ostsee)MWGebot in Mio. Euro/MWGebot in Mrd. EuroMitbieter am AnfangGebotsrunden
BPBP OFW Management 1 GmbHN-11.12.0001,83.3,66864
BPBP OFW Management 3 GmbHN-12.22.0001,563,12 855
TotalNorth Sea OFW N12-1 KGN-12.12.0001,8753,75865
TotalBaltic Sea ODW O2-2 KGO-2.21.0002,072,07972

Die Zahlungsbereitschaft lag für die Nordsee zwischen 1,56 und 1,875 Millionen Euro/MW. Ingesamt scheinen die Konzerne überraschend viel Geld hingelegt zu haben: Dominik Hübler von Nera Economic Consulting hatte vor der Auktion gegenüber unserer Redaktion mit mindestens 1,2 Millionen Euro/MW gerechnet - das war der Wert, mit dem vor zwei Jahren eine britische Offshore-Auktion zu Ende gegangen war.

90 Prozent des Erlöses aus dieser Auktion, den die Netzagentur treuhänderisch entgegennimmt, sind zweckgebunden, um für die deutschen Stromverbraucher die Kosten des Netzausbaus zu dämpfen. Jeweils 5 Prozent kommen der Meeresbiologie und der nachhaltigen Fischerei zugute.

Am 1. August geht es weiter mit der zweiten deutschen Offshore-Auktion dieses Jahres. 1.800 MW kommen unter den Hammer, allerdings gibt es erstens keine dynamische Auktion, sondern nur die Abgabe starrer Gebote auf Papier, und zweitens haben RWE und Vattenfall auf drei der vier Flächen Eintrittsrechte, die sie auch ausüben wollen, wie sie sagen.

Mittwoch, 12.07.2023, 16:57 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Windkraft Offshore - Versorger zahlen fast 13 Milliarden für Offshore-Flächen
Quelle: Shutterstock
Windkraft Offshore
Versorger zahlen fast 13 Milliarden für Offshore-Flächen
Die erste deutsche Auktionierung von Offshore-Windflächen ist vorüber. Während andere grüne Quellen subventioniert werden, übertrifft die Zahlungsbereitschaft hierfür die Erwartungen.
In der bisher größten Ausschreibung deutscher Meeresflächen für künftige Windparks mit einer Gesamtleistung von 7.000 MW haben die Öl- und Gaskonzerne BP und Total insgesamt 12,6 Milliarden Euro bezahlt. Bundesnetzagentur-Präsident Klaus Müller teilte am 12. Juli mit, die erste dynamische elektronische Auktion, die seit 26. Juni lief, sei nach bis zu 72 Gebotsrunden unter einem historisch hohen Wettbewerbsdruck zu Ende gegangen.

Offshore-Wind ist damit die einzige erneuerbare Energiequelle, für deren Zuteilung und Betrieb Projektentwickler bereit sind zu zahlen, statt Subventionen anzunehmen. Auf einen Schlag wurden jetzt 7.000 MW in drei Nordseeflächen und einem Ostseeareal an die erfolgreichen Bieter zugeteilt. Die bisher installierte Leistung in der deutschen See liegt bei 8.200 MW. Die künftigen Windparks sollen in der zweiten Jahreshälfte 2030 ans Netz gehen, die erfolgreichen Bieter haben sich mit dem Zuschlag Ansprüche auf eine Stromleitungs-Anbindung sowie auf ein Planfeststellungsverfahren erworben.

Die spezifische Zahlungsbereitschaft des französischen Energiekonzerns Total, der unter der Firma "Baltic Sea OFW" bot, war mit 2,07 Millionen Euro/MW für die einzige Ostseefläche mit Abstand am höchsten. Da die Fläche für eine installierte Leistung von 1.000 MW ausreicht, muss also beispielsweise die Total Energies Deutschland Offshore Wind GmbH gut 2 Milliarden Euro für das Recht zahlen, dort einen Windpark zu errichten und mindestens 25 Jahre lang zu betreiben.

Die neue Fläche O-2.2 - sie liegt 25 Kilometer vor Rügen - grenzt direkt an die bestehenden Iberdrola-Windparks "Arcadis Ost" (in Betrieb) und "Baltic Eagle" (in Bau). Gab es schon vor dem dynamischen Gebotsverfahren mit neun Null-Cent-Bietern mehr als für alle Nordsee-Flächen (acht), war die echte Auktion mit 72 Runden ebenfalls am wettbewerbsintensivsten. In einstündigen Gebotsrunden mit Stufen von in der Regel 30.000 Euro/MW hatte die Netzagentur seit 26. Juni alle vier Flächen gleichzeitig versteigert.
 

Für beide Konzerne ist es ein Einstieg

Für den britischen Öl- und Gaskonzern BP, der etwa im britischen Offshore-Geschäft in großem Stil mitmischt, und den französischen Wettbewerber Total ist der Ausgang der Ausschreibung der Einstieg in das deutsche Offshore-Geschäft. BP erwarb zwei Flächen für jeweils 2.000 MW, Total 2.000 MW in der Nordsee und die 1.000 MW in der Ostsee. Die Nordsee-Flächen befinden sich alle nördlich eines Clusters bestehender Windparks wie etwa "EnBW Albatros".

Hinter den Bietern "North Sea OFW N12-1 GmbH & Co. KG" und "Baltic Sea ODW O2-2 KG" steckt die Total Energies Deutschland Offshore Wind GmbH. Diese ist seit Mai im Handelsregister als Kommanditistin beider KG eingetragen beziehungsweise umfirmiert. Gleichzeitig stieg jeweils Skyborn Renewables als Kommanditistin aus. Das ist die ehemalige Offshoresparte des Erneuerbaren-Entwicklers WPD, die 2022 von Global Infrastructure Partners gekauft worden war (wir berichteten). Skyborn könnte Total den Weg geebnet haben.
 
Ergebnisse der deutschen Offshore-Windauktion vom Juni/Juli 2023
KonzernFirmierungFläche (O=Ostsee)MWGebot in Mio. Euro/MWGebot in Mrd. EuroMitbieter am AnfangGebotsrunden
BPBP OFW Management 1 GmbHN-11.12.0001,83.3,66864
BPBP OFW Management 3 GmbHN-12.22.0001,563,12 855
TotalNorth Sea OFW N12-1 KGN-12.12.0001,8753,75865
TotalBaltic Sea ODW O2-2 KGO-2.21.0002,072,07972

Die Zahlungsbereitschaft lag für die Nordsee zwischen 1,56 und 1,875 Millionen Euro/MW. Ingesamt scheinen die Konzerne überraschend viel Geld hingelegt zu haben: Dominik Hübler von Nera Economic Consulting hatte vor der Auktion gegenüber unserer Redaktion mit mindestens 1,2 Millionen Euro/MW gerechnet - das war der Wert, mit dem vor zwei Jahren eine britische Offshore-Auktion zu Ende gegangen war.

90 Prozent des Erlöses aus dieser Auktion, den die Netzagentur treuhänderisch entgegennimmt, sind zweckgebunden, um für die deutschen Stromverbraucher die Kosten des Netzausbaus zu dämpfen. Jeweils 5 Prozent kommen der Meeresbiologie und der nachhaltigen Fischerei zugute.

Am 1. August geht es weiter mit der zweiten deutschen Offshore-Auktion dieses Jahres. 1.800 MW kommen unter den Hammer, allerdings gibt es erstens keine dynamische Auktion, sondern nur die Abgabe starrer Gebote auf Papier, und zweitens haben RWE und Vattenfall auf drei der vier Flächen Eintrittsrechte, die sie auch ausüben wollen, wie sie sagen.

Mittwoch, 12.07.2023, 16:57 Uhr
Georg Eble

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.