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Energie & Management > Klimaschutz - Verschärftes EU-Ziel könnte deutschen Kohleausstieg beschleunigen
Bild: Fotolia.com, Nicole Effinger
Klimaschutz

Verschärftes EU-Ziel könnte deutschen Kohleausstieg beschleunigen

Die EU verschärft ihr Klimaschutzziel für das Jahr 2030 auf 55 % statt 40 % weniger CO2-Emissionen. Laut einer Analyse des EWI Köln könnte dadurch der Markt den Kohleausstieg vorziehen.
Das verschärfte EU-Klimaschutzziel von 55 % weniger Treibhausgasen gegenüber 1990 könnte die CO2-Preise im europäischen Emissionshandel (ETS) steigern, zeigt eine Analyse des Energiewirtschaftlichen Instituts (EWI) an der Universität zu Köln. „Das verschärfte Klimaziel der EU könnte marktgetrieben zu einem schnelleren Rückgang der Kohleverstromung führen“, sagt Max Gierkink, Manager am EWI, der die Analyse zusammen mit Michael Wiedmann, Konstantin Gruber und Martin Hintermayer erstellt hat.

Während die Steinkohleverstromung bereits bis zum Jahr 2030 weitgehend zum Erliegen kommen könnte, spiele auch die Braunkohleverstromung nach 2030 nur noch eine untergeordnete Rolle im deutschen Strommix. Wenn es dazu käme, würde die geringere Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken zu einem deutlichen Rückgang der Treibhausgasemissionen führen, sagen die EWI-Autoren. Das sektorale Klimaziel 2030 des deutschen Energiesektors würde dann mit 156 Mio. t CO2-Äquivalent deutlich unterschritten.

Die Analyse „Auswirkungen einer Verschärfung der europäischen Klimaziele auf den deutschen Strommarkt“ beleuchtet die Auswirkungen der Klimazielverschärfung auf den Kraftwerkspark, die Stromerzeugung, die Großhandelsstrompreise und das sektorale Klimaziel der Energiewirtschaft in Deutschland im Jahr 2030. „Die Stromerzeugung aus Kohle könnte bereits vor dem geplanten Ausstieg im Jahr 2038 fast vollständig aus dem Markt gedrängt werden“, folgern die EWI-Wissenschaftler.

Steigende CO2-Preise machen Gaskraftwerke wettbewerbsfähiger

Die Analyse basiert auf zwei Szenarien. Auf Basis einer modellbasierten Abbildung des europäischen Emissionshandels werden mögliche CO2-Preisentwicklungen berechnet. Beim ursprünglichen Klimaschutzziel von 40 % weniger Treibhausgasen bis 2030 würde der CO2-Preis im europäischen Emissionshandel auf 73 Euro/tCO2 im Jahr 2038 steigen. Mit dem verschärften Ziel von 55 % weniger CO2 könnte der Preis hingegen im gleichen Zeitraum auf 85 Euro/tCO2 steigen. Im Jahr 2019 lag der durchschnittliche Preis bei ca. 25 Euro/tCO2.

Die steigenden Preise für Emissionszertifikate erhöhten die Wettbewerbsfähigkeit von Gaskraftwerken gegenüber den verbleibenden Kohlekraftwerken, da bei der Verbrennung von Erdgas fast 50 % weniger CO2 freigesetzt wird. In der Modellrechnung ergibt sich daher in den kommenden Jahren in Deutschland ein stärkerer Zubau von effizienten Gas-und-Dampf-Kombikraftwerken (GuD-Kraftwerken) von derzeit 24.000 MW auf bis zu 35.000 MW im Jahr 2038.

Der Betrieb von Gaskraftwerken würde im Verhältnis zum Betrieb von Kohlekraftwerken günstiger. In Deutschland würde zukünftig mehr Strom aus Gas erzeugt, im Szenario mit Klimazielverschärfung bis zu 172 Mrd. kWh im Jahr 2033 (2019: 89 Mrd. kWh). Steinkohle hingegen würde deutlich weniger genutzt und bis zum Jahr 2030 fast vollständig auslaufen. Auch die Erzeugung von Strom aus Braunkohle würde bis zum Jahr 2030 auf 32 Mrd. kWh und bis zum Jahr 2035 auf 8 Mrd. kWh (2019: 108 Mrd. kWh) sinken, so die Analyse.

Der Rückgang der Stromerzeugung aus Kohle müsse neben Gaskraftwerken durch einen angenommen ambitionierten Ausbau der Windenergie und Photovoltaik auf 242.000 MW (2019: 104.000 MW) im Jahr 2030 kompensiert werden, mahnen die Autoren zugleich.

Der EWI-Bericht zur Wirkung verschärfter EU-Klimaschutzziele kann als PDF heruntergeladen werden.
 
Deutscher Stromerzeugungsmix nach einer Verschärfung des EU-Klimaschutzziels auf 55 % weniger CO2 gegenüber 1990
Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken
Grafik: EWI

Donnerstag, 18.03.2021, 12:44 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Klimaschutz - Verschärftes EU-Ziel könnte deutschen Kohleausstieg beschleunigen
Bild: Fotolia.com, Nicole Effinger
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Verschärftes EU-Ziel könnte deutschen Kohleausstieg beschleunigen
Die EU verschärft ihr Klimaschutzziel für das Jahr 2030 auf 55 % statt 40 % weniger CO2-Emissionen. Laut einer Analyse des EWI Köln könnte dadurch der Markt den Kohleausstieg vorziehen.
Das verschärfte EU-Klimaschutzziel von 55 % weniger Treibhausgasen gegenüber 1990 könnte die CO2-Preise im europäischen Emissionshandel (ETS) steigern, zeigt eine Analyse des Energiewirtschaftlichen Instituts (EWI) an der Universität zu Köln. „Das verschärfte Klimaziel der EU könnte marktgetrieben zu einem schnelleren Rückgang der Kohleverstromung führen“, sagt Max Gierkink, Manager am EWI, der die Analyse zusammen mit Michael Wiedmann, Konstantin Gruber und Martin Hintermayer erstellt hat.

Während die Steinkohleverstromung bereits bis zum Jahr 2030 weitgehend zum Erliegen kommen könnte, spiele auch die Braunkohleverstromung nach 2030 nur noch eine untergeordnete Rolle im deutschen Strommix. Wenn es dazu käme, würde die geringere Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken zu einem deutlichen Rückgang der Treibhausgasemissionen führen, sagen die EWI-Autoren. Das sektorale Klimaziel 2030 des deutschen Energiesektors würde dann mit 156 Mio. t CO2-Äquivalent deutlich unterschritten.

Die Analyse „Auswirkungen einer Verschärfung der europäischen Klimaziele auf den deutschen Strommarkt“ beleuchtet die Auswirkungen der Klimazielverschärfung auf den Kraftwerkspark, die Stromerzeugung, die Großhandelsstrompreise und das sektorale Klimaziel der Energiewirtschaft in Deutschland im Jahr 2030. „Die Stromerzeugung aus Kohle könnte bereits vor dem geplanten Ausstieg im Jahr 2038 fast vollständig aus dem Markt gedrängt werden“, folgern die EWI-Wissenschaftler.

Steigende CO2-Preise machen Gaskraftwerke wettbewerbsfähiger

Die Analyse basiert auf zwei Szenarien. Auf Basis einer modellbasierten Abbildung des europäischen Emissionshandels werden mögliche CO2-Preisentwicklungen berechnet. Beim ursprünglichen Klimaschutzziel von 40 % weniger Treibhausgasen bis 2030 würde der CO2-Preis im europäischen Emissionshandel auf 73 Euro/tCO2 im Jahr 2038 steigen. Mit dem verschärften Ziel von 55 % weniger CO2 könnte der Preis hingegen im gleichen Zeitraum auf 85 Euro/tCO2 steigen. Im Jahr 2019 lag der durchschnittliche Preis bei ca. 25 Euro/tCO2.

Die steigenden Preise für Emissionszertifikate erhöhten die Wettbewerbsfähigkeit von Gaskraftwerken gegenüber den verbleibenden Kohlekraftwerken, da bei der Verbrennung von Erdgas fast 50 % weniger CO2 freigesetzt wird. In der Modellrechnung ergibt sich daher in den kommenden Jahren in Deutschland ein stärkerer Zubau von effizienten Gas-und-Dampf-Kombikraftwerken (GuD-Kraftwerken) von derzeit 24.000 MW auf bis zu 35.000 MW im Jahr 2038.

Der Betrieb von Gaskraftwerken würde im Verhältnis zum Betrieb von Kohlekraftwerken günstiger. In Deutschland würde zukünftig mehr Strom aus Gas erzeugt, im Szenario mit Klimazielverschärfung bis zu 172 Mrd. kWh im Jahr 2033 (2019: 89 Mrd. kWh). Steinkohle hingegen würde deutlich weniger genutzt und bis zum Jahr 2030 fast vollständig auslaufen. Auch die Erzeugung von Strom aus Braunkohle würde bis zum Jahr 2030 auf 32 Mrd. kWh und bis zum Jahr 2035 auf 8 Mrd. kWh (2019: 108 Mrd. kWh) sinken, so die Analyse.

Der Rückgang der Stromerzeugung aus Kohle müsse neben Gaskraftwerken durch einen angenommen ambitionierten Ausbau der Windenergie und Photovoltaik auf 242.000 MW (2019: 104.000 MW) im Jahr 2030 kompensiert werden, mahnen die Autoren zugleich.

Der EWI-Bericht zur Wirkung verschärfter EU-Klimaschutzziele kann als PDF heruntergeladen werden.
 
Deutscher Stromerzeugungsmix nach einer Verschärfung des EU-Klimaschutzziels auf 55 % weniger CO2 gegenüber 1990
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Donnerstag, 18.03.2021, 12:44 Uhr
Susanne Harmsen

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