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Mit 1.565 MW Onshore-Zubau im ersten Halbjahr sehen Branchenverbände Deutschland auf einem guten Weg. Noch aber dauerten Prozesse zu lange und es fehlten Flächen − vor allem im Süden.
Deutscher Primus in Sachen Windenergie ist und bleibt Schleswig-Holstein. Das zeigt sich auch in den neuesten Zahlen zum Ausbau der Onshore-Windenergie, die die Deutsche Wind Guard im Auftrag des Bundesverbandes Windenergie (BWE) und des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA ausgewertet hat.
Demnach wurden von den 331 in Deutschland im ersten Halbjahr 2023 neu gebauten Windkraftanlagen 125 allein in Schleswig-Holstein errichtet, gefolgt von Niedersachsen mit 52 Windkraftanlagen und Nordrhein-Westfalen (45). Analog ist mit 597
MW auch rund ein Drittel der insgesamt 1.565
MW neu zugebauten Leistung in Schleswig-Holstein zu verzeichnen. Schlusslicht in Bezug auf den Zubau sind neben den drei Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg auch Thüringen und Sachsen, wo kein einziges neues Windrad entstand.
Insgesamt beträgt der Bruttozubau damit schon jetzt 65
Prozent des gesamten Zubaus im Vorjahr. Für das Gesamtjahr 2023 erwarten die Verbände einen Zubau von bis zu 3.200
MW. Damit sei Deutschland zwar auf einem guten Weg, um das Ausbauziel von 115.000
MW im Jahr 2030 zu erreichen, müsse aber noch deutlich mehr passieren. Der derzeitige kumulierte Bestand beträgt 28.517 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 59.343
MW. Demnach müssten täglich vier bis fünf neue Windkraftanlagen entstehen, so VDMA-Power-Systems-Geschäftsführer Dennis Rendschmidt. In Betrieb gingen aber nur ein bis zwei pro Tag. Das gefährde auch die Ziele der Energiewende: Der Ausbau von Wärmepumpen, Elektromobilität und Wasserstoffproduktion ergebe nur Sinn, wenn diese mit Grünstrom betrieben werden, so Rendschmid.
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Status des Windenergieausbaus an Land 1. Halbjahr 2023 Quelle: Deutsche WindGuard Zum Öffnen des PDF bitte auf das Bild klicken |
"Es hakt bei der Umsetzung vor Ort"Die Gründe für den noch immer schleppenden Ausbau sieht BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek zum einen im Mangel an Flächen. Dass bis zum Jahr 2032 zu erreichende Flächenziel von 2
Prozent sei zu weit entfernt. Zum anderen gebe es zu wenig Neugenehmigungen, insbesondere im Süden Deutschlands. So habe Bayern im ersten Halbjahr 2023 nur 4
MW genehmigt − Nordrhein-Westfalen hingegen 806
MW. Grundsätzlich böten die Bundesgesetze bereits einen guten Rahmen: „Es hakt bei der Umsetzung vor Ort“.
Auch dauerten Genehmigungen neuer Anlagen noch immer viel zu lange: Mit 24,5 Monaten sei die durchschnittliche Dauer des Genehmigungsprozesses zuletzt sogar auf einen neuen Höchstwert angestiegen. Ein Hemmnis, das auch das nach Verbändeansicht dringend zu fördernde Repowering ausbremst. Das Potential liege bei rund 13.600 Anlagen mit einer Leistung von mehr als 18.000
MW bis Ende 2028. „Hier schlummert kurz- bis mittelfristig ein Repowering-Potential von bis zu 54
GW“, so Heidebroek.
VDMA-Geschäftsführer Rendschmid schlägt die Erarbeitung eines Leitfadens vor, der die Genehmigungsprozesse vereinfachen und beschleunigen soll. Überhaupt könne durch Standardisierung viel gewonnen werden, auch beim Nadelöhr der Schwerlasttransportgenehmigungen. Durch eine Anpassung der Strassenverkehrsordung und verschlankte Bentragungsverfahren könnten hier etwa 90.000 Genehmigungen pro Jahr entfallen und 70 Millionen Euro eingespart werden.
Wind Onshore im ersten Halbjahr 2023Brutto-Zubau | 1.565 MW | 331 Anlagen |
Davon Repowering | 396 MW | 80 Anlagen |
Stilllegungen | 239 MW | 198 Anlagen |
Nettozubau | 1.325 MW | 133 Anlagen |
Kumulierter Bestand am 30.06.2023 | 59.343 MW | 28.517 Anlagen |
Quelle: Deutsche WindGuard
Dienstag, 18.07.2023, 14:37 Uhr
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