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Energie & Management > Studien - Studie: Deutschland müsste 2030 klimaneutral werden
Quelle: Shutterstock
Studien

Studie: Deutschland müsste 2030 klimaneutral werden

Laut Energy Watch Group (EWG) kommt die deutsche Klimaneutralität bis 2045 zu spät, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens einzuhalten.
Die Teilnehmer der Pariser Klimaschutzkonferenz von 2015 haben sich eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau vorgenommen. Damit sollen die Auswirkungen auf die menschlichen Lebensräume begrenzt werden.

Deutschland hat sich dazu verpflichtet, bis 2045 klimaneutral zu wirtschaften. Das heißt, keine Treibhausgase wie CO2 mehr freizusetzen oder unvermeidbare Emissionen zu kompensieren. Laut einer Studie der Energy Watch Group (EWG) ist aber 2045 zu spät, um den deutschen Anteil am Pariser Klimaschutzabkommen einzuhalten.

Das 2006 gegründete internationale Netzwerk von Wissenschaftlern und Parlamentariern fordert in seiner Analyse eine frühere Transformation hin zu 100 Prozent erneuerbaren Energien über alle Sektoren. Dies sei zu geringeren Kosten möglich, als bisher von der Bundesregierung angenommen, so das Papier unter Leitung von Hans-Josef Fell (Grüne), einem der Väter des Erneuerbare-Energien-Gesetzes in Deutschland.

Langfristszenarien korrigieren

Die wissenschaftliche Grundlage der Bundesregierung für die Transformation zur
Klimaneutralität und zu einem kostenoptimierten und sicheren Energiesystem sind ihre Langfristszenarien. Diese stellten eine maßgebliche Referenz dar, wenn es um weitreichende Entscheidungen hinsichtlich der Planung des zukünftigen Energiesystems geht. Die Energy Watch Group hält grundlegende Annahmen in den Langfristszenarien über die Kosten des Ausbaus der Erneuerbaren Energien für zu hoch angesetzt.

Zusätzlich seien die Kosten für fossile Brennstoffe deutlich zu niedrig prognostiziert, kritisiert die Analyse der EWG. „Die Langfristszenarien der Bundesregierung sind somit unzureichend und müssen aktualisiert werden“, fordert die Gruppe.

Aktualisiert werden müsse auch die Klimapolitik der Bundesregierung, da das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels kaum mehr realistisch erscheint. Bereits 2022 zeigte eine Analyse des Sachverständigenrats für Umweltfragen, dass Klimaneutralität 2045 nicht ausreichend ist, um das Pariser Klimaschutzabkommen zu erfüllen, erinnern die Autoren der EWG-Studie.
 
Abweichung der geschätzten Investitionskosten für PV-Dachanlagen zwischen der Bundesregierung und der EWG-Analyse
(Zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: EWG

Nur ein beschleunigter Ausstieg aus den fossilen Energien über alle Sektoren bis etwa 2030 würde es Deutschland allenfalls noch ermöglichen, eine zumindest theoretische Chance auf das Einhalten des 1,5-Grad-Ziels zu wahren. Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group, forderte: „Die aktuelle dramatische Entwicklung der Klimakatastrophe erfordert ein wesentlich stärkeres Handeln des Gesetzgebers.“ Die wissenschaftlichen Grundlagen müssten aktualisiert werden, da die Studien, auf die sich die Bundesregierung aktuell stützt, „komplett unzulänglich“ seien, so Fell.

Da die klimafreundlichen Technologien für eine erfolgreiche Transformation bereits
existierten und ihre Kosten kontinuierlich sänken, bedürfe es vielmehr verschärfter Ziele und Maßnahmen, um erneuerbare Energien in allen Sektoren einzusetzen. Dies sei auch wichtig für die deutsche Wirtschaft, weil das Festhalten an fossilen Energien immer teurer werde.
 
„Zudem sollte die Bundesregierung ihre Politik danach ausrichten, dass angesichts einer mit 423 ppm CO2-Gehalt bereits überlasteten Atmosphäre kein CO2-Emissionsbudget mehr existiert, und ihre politischen Maßnahmen entsprechend neu an der planetarischen Grenze von 350 ppm CO2 festlegen“, fordern die Autoren abschließend. Die Analyse stammt neben Fell von Dr. Thure Traber, Linda Rasche, Patrick Hohlwegler und Baro Vicenta Ra Gabbert.

Die Studie der Energy Watch Group steht als PDF zum Download bereit.

Mittwoch, 25.10.2023, 13:56 Uhr
Susanne Harmsen
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Studie: Deutschland müsste 2030 klimaneutral werden
Laut Energy Watch Group (EWG) kommt die deutsche Klimaneutralität bis 2045 zu spät, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens einzuhalten.
Die Teilnehmer der Pariser Klimaschutzkonferenz von 2015 haben sich eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau vorgenommen. Damit sollen die Auswirkungen auf die menschlichen Lebensräume begrenzt werden.

Deutschland hat sich dazu verpflichtet, bis 2045 klimaneutral zu wirtschaften. Das heißt, keine Treibhausgase wie CO2 mehr freizusetzen oder unvermeidbare Emissionen zu kompensieren. Laut einer Studie der Energy Watch Group (EWG) ist aber 2045 zu spät, um den deutschen Anteil am Pariser Klimaschutzabkommen einzuhalten.

Das 2006 gegründete internationale Netzwerk von Wissenschaftlern und Parlamentariern fordert in seiner Analyse eine frühere Transformation hin zu 100 Prozent erneuerbaren Energien über alle Sektoren. Dies sei zu geringeren Kosten möglich, als bisher von der Bundesregierung angenommen, so das Papier unter Leitung von Hans-Josef Fell (Grüne), einem der Väter des Erneuerbare-Energien-Gesetzes in Deutschland.

Langfristszenarien korrigieren

Die wissenschaftliche Grundlage der Bundesregierung für die Transformation zur
Klimaneutralität und zu einem kostenoptimierten und sicheren Energiesystem sind ihre Langfristszenarien. Diese stellten eine maßgebliche Referenz dar, wenn es um weitreichende Entscheidungen hinsichtlich der Planung des zukünftigen Energiesystems geht. Die Energy Watch Group hält grundlegende Annahmen in den Langfristszenarien über die Kosten des Ausbaus der Erneuerbaren Energien für zu hoch angesetzt.

Zusätzlich seien die Kosten für fossile Brennstoffe deutlich zu niedrig prognostiziert, kritisiert die Analyse der EWG. „Die Langfristszenarien der Bundesregierung sind somit unzureichend und müssen aktualisiert werden“, fordert die Gruppe.

Aktualisiert werden müsse auch die Klimapolitik der Bundesregierung, da das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels kaum mehr realistisch erscheint. Bereits 2022 zeigte eine Analyse des Sachverständigenrats für Umweltfragen, dass Klimaneutralität 2045 nicht ausreichend ist, um das Pariser Klimaschutzabkommen zu erfüllen, erinnern die Autoren der EWG-Studie.
 
Abweichung der geschätzten Investitionskosten für PV-Dachanlagen zwischen der Bundesregierung und der EWG-Analyse
(Zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: EWG

Nur ein beschleunigter Ausstieg aus den fossilen Energien über alle Sektoren bis etwa 2030 würde es Deutschland allenfalls noch ermöglichen, eine zumindest theoretische Chance auf das Einhalten des 1,5-Grad-Ziels zu wahren. Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group, forderte: „Die aktuelle dramatische Entwicklung der Klimakatastrophe erfordert ein wesentlich stärkeres Handeln des Gesetzgebers.“ Die wissenschaftlichen Grundlagen müssten aktualisiert werden, da die Studien, auf die sich die Bundesregierung aktuell stützt, „komplett unzulänglich“ seien, so Fell.

Da die klimafreundlichen Technologien für eine erfolgreiche Transformation bereits
existierten und ihre Kosten kontinuierlich sänken, bedürfe es vielmehr verschärfter Ziele und Maßnahmen, um erneuerbare Energien in allen Sektoren einzusetzen. Dies sei auch wichtig für die deutsche Wirtschaft, weil das Festhalten an fossilen Energien immer teurer werde.
 
„Zudem sollte die Bundesregierung ihre Politik danach ausrichten, dass angesichts einer mit 423 ppm CO2-Gehalt bereits überlasteten Atmosphäre kein CO2-Emissionsbudget mehr existiert, und ihre politischen Maßnahmen entsprechend neu an der planetarischen Grenze von 350 ppm CO2 festlegen“, fordern die Autoren abschließend. Die Analyse stammt neben Fell von Dr. Thure Traber, Linda Rasche, Patrick Hohlwegler und Baro Vicenta Ra Gabbert.

Die Studie der Energy Watch Group steht als PDF zum Download bereit.

Mittwoch, 25.10.2023, 13:56 Uhr
Susanne Harmsen

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