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Energie & Management > Stromnetz - Stromtransport von Nord nach Süd im Fokus
Über Gleichstrom-Erdkabel soll der Windkraftstrom in den Süden transportiert werden, Quelle: Tennete Quelle: Tennet_Erdkabel
Stromnetz

Stromtransport von Nord nach Süd im Fokus

Der von der Bundesnetzagentur in diesen Tagen veröffentlichte Netzentwicklungsplan (NEP) Strom 2035 sieht rund 150 Ausbaumaßnahmen vor. Nur ganz wenige wurden nicht bestätigt.
Die Maßnahmen, die die vier Übertragungsnetzbetreiber zum Ausbau der Stromnetze vorgeschlagen haben, fanden zum ganz überwiegenden Teil die Zustimmung der Bundesnetzagentur. Als wichtigste Zukunftsprojekte gelten Vorhaben, die es ermöglichen, immer mehr Windstrom vom Norden der Republik in den Süden zu transportieren, sowohl über zusätzliche Gleichstromtrassen, als auch durch Verstärkung, Zubau und Aufrüstung der Wechselstromleitungen.

Insgesamt sind − wie bereits berichtet − mehr als 1.000 Kilometer an neuen Leitungen geplant und die neuen Ausbauziele bei den erneuerbaren Energien stehen im Fokus, wie Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, betonte. Auch Maßnahmen zur Netzstabilisierung durch Phasenschiebertransformatoren, Blindleistungskompensationsanlagen oder der Austausch von Transformatoren in Umspannwerken stehen in den kommenden Jahren an.

Zu den innovativen Konzepten, die mehr Transportkapazität auf bestehenden Leitungen ermöglichen sollen, gehören die sogenannten Netzbooster. Es handelt sich dabei um große Batteriespeicher, die bei einer Störung sofort Ersatzenergie liefern können. Die bisherigen Konzepte der Netzbetreiber sehen vor, dass für den Fall der Fälle immer noch Reservekapazität freigehalten werden muss, bis entsprechende Gegenmaßnahmen wie das Zuschalten von Kraftwerken oder von Lasten greifen. Mit den Netzboostern könnte das umgangen werden.

Grundsätzlich zeigt sich die Bundesnetzagentur gegenüber dem Konzept offen. So wurden Anlagen in Kupferzell (Baden-Württemberg) sowie im bayerischen Ottenhofen und in Audorf in Schleswig-Holstein erneut als erforderlich bestätigt – versehen mit dem Hinweis, dass diese ausschließlich für den Netzbetrieb und nicht für den Stromhandel zur Verfügung stehen.
 
Visualisierung des 250-MW-Netzboosters in Kupferzell
Quelle: Transnet BW

Der Tennet-Booster in Ottenhofen findet einen Gegenpart in Audorf in Schleswig-Holstein, beide haben eine Leistung von jeweils 100 MW und eine Kapazität von 100 MWh. Die Anlage, die Transnet BW bauen will, verfügt über 250 MW und 250 MWh. Für sie ist im Norden die Einbindung eines Windparks geplant. Die Genehmigungsbehörde hat für die Pilotvorhaben die Kosten analysiert und kommt auch mit der Begründung zu einer positiven Einschätzung, dass mit ihnen neue Konzepte der Netzbetriebsführung erprobt werden können − und sie damit auch Forschungs- und Entwicklungscharakter haben. Eine Inbetriebnahme des Pärchens Ottenhofen/Audorf ist bereits 2023 vorgesehen, Kupferzell soll 2025 betriebsbereit sein.

Durchgefallen ist dagegen der Plan von Amprion, in der Region Bayerisch-Schwaben mehrere kleine Netzbooster zu errichten. Hier sei kein Zusatznutzen zu erkennen, heißt es seitens der Bonner Behörde, und die Wirtschaftlichkeit sei ebenfalls nicht gegeben.

Abschlägig beschieden wurde zudem ein Wasserstoffprojekt, das Amprion zusammen mit Open Grid Europe (OGE) in der Nähe von Lingen in Niedersachsen geplant hat. Eine Power-to-Gas-Anlage mit 100 MW sollte direkt ans Übertragungsnetz angeschlossen werden. Die Idee dahinter war, den Elektrolyseur systemdienlich zu betreiben und so den Netzbetrieb abzusichern. Der aus erneuerbarer Energie erzeugte Wasserstoff sollte über das OGE-Gasnetz weitertransportiert werden. Zum einen, so heißt es in einer Stellungnahme der Bundesnetzagentur, könne die Wirksamkeit der Maßnahme nicht nachvollzogen werden, zum anderen werden rechtliche Gründe geltend gemacht: Aufgabe von Übertragungsnetzbetreibern sei ausschließlich der Transport von Strom.

Auch einige wenige Netzerweiterungspläne wurden abgelehnt. Darunter die Verstärkung einer Trasse von Bayern nach Österreich aus Kostengründen sowie der Austausch von Transformatoren im Umspannwerk Großkrotzenburg zur Kapazitätserhöhung im Großraum Frankfurt. Simulationen hätten hier ergeben, dass auch bei einzelnen Ausfällen keine Überlastung auftrete, heißt es seitens der Bundesnetzagentur.

Mittwoch, 19.01.2022, 14:05 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Stromnetz - Stromtransport von Nord nach Süd im Fokus
Über Gleichstrom-Erdkabel soll der Windkraftstrom in den Süden transportiert werden, Quelle: Tennete Quelle: Tennet_Erdkabel
Stromnetz
Stromtransport von Nord nach Süd im Fokus
Der von der Bundesnetzagentur in diesen Tagen veröffentlichte Netzentwicklungsplan (NEP) Strom 2035 sieht rund 150 Ausbaumaßnahmen vor. Nur ganz wenige wurden nicht bestätigt.
Die Maßnahmen, die die vier Übertragungsnetzbetreiber zum Ausbau der Stromnetze vorgeschlagen haben, fanden zum ganz überwiegenden Teil die Zustimmung der Bundesnetzagentur. Als wichtigste Zukunftsprojekte gelten Vorhaben, die es ermöglichen, immer mehr Windstrom vom Norden der Republik in den Süden zu transportieren, sowohl über zusätzliche Gleichstromtrassen, als auch durch Verstärkung, Zubau und Aufrüstung der Wechselstromleitungen.

Insgesamt sind − wie bereits berichtet − mehr als 1.000 Kilometer an neuen Leitungen geplant und die neuen Ausbauziele bei den erneuerbaren Energien stehen im Fokus, wie Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, betonte. Auch Maßnahmen zur Netzstabilisierung durch Phasenschiebertransformatoren, Blindleistungskompensationsanlagen oder der Austausch von Transformatoren in Umspannwerken stehen in den kommenden Jahren an.

Zu den innovativen Konzepten, die mehr Transportkapazität auf bestehenden Leitungen ermöglichen sollen, gehören die sogenannten Netzbooster. Es handelt sich dabei um große Batteriespeicher, die bei einer Störung sofort Ersatzenergie liefern können. Die bisherigen Konzepte der Netzbetreiber sehen vor, dass für den Fall der Fälle immer noch Reservekapazität freigehalten werden muss, bis entsprechende Gegenmaßnahmen wie das Zuschalten von Kraftwerken oder von Lasten greifen. Mit den Netzboostern könnte das umgangen werden.

Grundsätzlich zeigt sich die Bundesnetzagentur gegenüber dem Konzept offen. So wurden Anlagen in Kupferzell (Baden-Württemberg) sowie im bayerischen Ottenhofen und in Audorf in Schleswig-Holstein erneut als erforderlich bestätigt – versehen mit dem Hinweis, dass diese ausschließlich für den Netzbetrieb und nicht für den Stromhandel zur Verfügung stehen.
 
Visualisierung des 250-MW-Netzboosters in Kupferzell
Quelle: Transnet BW

Der Tennet-Booster in Ottenhofen findet einen Gegenpart in Audorf in Schleswig-Holstein, beide haben eine Leistung von jeweils 100 MW und eine Kapazität von 100 MWh. Die Anlage, die Transnet BW bauen will, verfügt über 250 MW und 250 MWh. Für sie ist im Norden die Einbindung eines Windparks geplant. Die Genehmigungsbehörde hat für die Pilotvorhaben die Kosten analysiert und kommt auch mit der Begründung zu einer positiven Einschätzung, dass mit ihnen neue Konzepte der Netzbetriebsführung erprobt werden können − und sie damit auch Forschungs- und Entwicklungscharakter haben. Eine Inbetriebnahme des Pärchens Ottenhofen/Audorf ist bereits 2023 vorgesehen, Kupferzell soll 2025 betriebsbereit sein.

Durchgefallen ist dagegen der Plan von Amprion, in der Region Bayerisch-Schwaben mehrere kleine Netzbooster zu errichten. Hier sei kein Zusatznutzen zu erkennen, heißt es seitens der Bonner Behörde, und die Wirtschaftlichkeit sei ebenfalls nicht gegeben.

Abschlägig beschieden wurde zudem ein Wasserstoffprojekt, das Amprion zusammen mit Open Grid Europe (OGE) in der Nähe von Lingen in Niedersachsen geplant hat. Eine Power-to-Gas-Anlage mit 100 MW sollte direkt ans Übertragungsnetz angeschlossen werden. Die Idee dahinter war, den Elektrolyseur systemdienlich zu betreiben und so den Netzbetrieb abzusichern. Der aus erneuerbarer Energie erzeugte Wasserstoff sollte über das OGE-Gasnetz weitertransportiert werden. Zum einen, so heißt es in einer Stellungnahme der Bundesnetzagentur, könne die Wirksamkeit der Maßnahme nicht nachvollzogen werden, zum anderen werden rechtliche Gründe geltend gemacht: Aufgabe von Übertragungsnetzbetreibern sei ausschließlich der Transport von Strom.

Auch einige wenige Netzerweiterungspläne wurden abgelehnt. Darunter die Verstärkung einer Trasse von Bayern nach Österreich aus Kostengründen sowie der Austausch von Transformatoren im Umspannwerk Großkrotzenburg zur Kapazitätserhöhung im Großraum Frankfurt. Simulationen hätten hier ergeben, dass auch bei einzelnen Ausfällen keine Überlastung auftrete, heißt es seitens der Bundesnetzagentur.

Mittwoch, 19.01.2022, 14:05 Uhr
Günter Drewnitzky

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